Wie Ministerpräsident Söder den Christen die Leviten liest

Prediger Markus

Die katholischen Laien des deutschen Zentralkomitees treffen sich in München zur Vollversammlung und Stargast ist Ministerpräsident Markus Söder. Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen war dabei und liefert einige Randnotizen.

Autor/in:
Ingo Brüggenjürgen
Markus Söder spricht vor dem ZdK (KNA)
Markus Söder spricht vor dem ZdK / ( KNA )

Es ist noch früh. Die Technik streikt. Der Morgenimpuls der ZDK-Vollversammlung wird nur gerettet, weil die über 200 Delegierten lautstark "Da berühren sich Himmel und Erde" anstimmen. Was für ein Versprechen – denn jetzt kommt der bayrische Ministerpräsident Markus Söder.

Irme Stetter-Karp und Markus Söder (KNA)
Irme Stetter-Karp und Markus Söder / ( KNA )

Grußwort steht auf dem Programm – aber es folgt eine herrliche Sonntagspredigt. Vom ersten Augenblick an hat Söder die Lacher auf seiner Seite. Er korrigiert charmant die Vorsitzende der Versammlung, Dr. Imre Stetter-Karp: Er sei nicht Chef einer Landesregierung sondern eines Freistaates. Hört, hört. Also überzeugt er auch in fast freier Rede.

Corona sei für ihn die größte Herausforderung gewesen. Aber er wolle nicht in einer Gesellschaft leben, wo das Überleben von Alten und Kranken egal sei. Diesem klaren Bekenntnis zum Lebensschutz aus christlicher Überzeugung folgen eine ganze Reihe von christlichen Glaubensüberzeugungen des Christen Söder, der frank und frei zugibt: "Ich bekreuzige mich gern" – auch als Nichtkatholik.

Söder ist evangelisch-lutherisch. Aber er hat seine Brüder und Schwestern im katholischen Glauben fest im Blick. Auf dem Petersplatz beim Requiem für Benedikt XVI. habe man doch gespürt, dass der Tod nicht das Letzte sei. Als manche die bayrische Nationalhymne anstimmten, habe das nur seinen Sitznachbarn Kanzler Scholz etwas irritiert.

Bischöfe und Kirche taugen nicht als Fondsmanager

Bayern wissen, dass der weiß-blaue Himmel für Christen weit offen steht. Söder ermahnt aber seine Hörergemeinde, Christen müssten hier auf Erden viel frohgemuter die eigentlich doch FROHE Botschaft verkünden. Einen Seitenhieb auf griesgrämige Prediger kann er sich dabei nicht verkneifen.

Auch die katholischen Oberhirten bekommen ihr Fett weg. Er sei dabei gewesen, als Geistliche Gondeln, Autobahngaststätten und sogar Hamster gesegnet hätten. Es sei also höchste Zeit, dass jede, "wirklich jede Form der menschlichen Liebe gesegnet" werde.

Aufmerksamer Zuhörer: Markus Söder (privat)
Aufmerksamer Zuhörer: Markus Söder / ( privat )

Da Söder sich gerade schön warm geredet hat und die eben noch müden Christen im Saal an seinen Lippen hängen, schiebt der Prediger auch noch hinterher, dass Bischöfe und Kirche nicht als Fondsmanager taugen. Einen schönen Gruß Richtung Eichstätt...

Erbärmlicher Rückzug aus der Gesellschaft

Katholische Schulen zu schließen, sei auch nur als erbärmlicher Rückzug aus der Gesellschaft zu werten. Da dürften sich gleich mehrere Bistümer angesprochen fühlen. Nein, diese Gesellschaft brauche Christen, sagt Söder. Und nicht nur Christen, die irgendwo allein vor sich hin beten, sondern eben auch die Institution Kirche. Der Ministerpräsident will daher auch nicht auf die sogenannten Staatsleistungen an die Kirche verzichten. Das ist die eigentliche Nachricht, die alle Journalisten sofort in ihre Rechner eingeben.

Die Medienmeute sieht Söder, der heute morgen einfach mal so ins Blaue hinein predigt, meist kritisch. Aber auch als noch so kritischer Beobachter muss man neidlos zugeben: Der Christ Markus Söder hat in diesem nüchternen und langweiligen Messehotel im schmucklosen Saal eine bessere Predigt gehalten, als viele Profis es am Sonntag in ihren Kirchen tun werden.

Dass Söder als Ministerpräsident auch ein talentierter und begnadeter Wahlkämpfer ist, hat er an diesem Morgen mehr als unter Beweis gestellt. Wenn sein Regierungssitz mal wackeln sollte, die Christen – und die kommen bei dieser ZDK-Vollversammlung nicht nur aus dem Freistaat Bayern – würden ihn hier und heute liebend gerne auf jeden Bischofsstuhl wählen. Wenn das keine Frohe Botschaft ist ...

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR