Wie läuft ein anglikanischer Trauergottesdienst ab?

"Dank an Gott steht im Mittelpunkt"

In der Westminster Abbey wird an diesem Montag der Trauergottesdienst für die Queen gefeiert, ehe die Beisetzung erfolgt. Wie eine anglikanische Beerdigung abläuft und warum es keine Totenmesse gibt, erklärt Father Daniel Lloyd.

Träger tragen den Sarg von Königin Elizabeth II. / © Alkis Konstantinidis/Pool Reuters (dpa)
Träger tragen den Sarg von Königin Elizabeth II. / © Alkis Konstantinidis/Pool Reuters ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es für Sie persönlich, dass heute der endgültige Abschied von der Queen erfolgt?

Father Daniel Lloyd (Katholischer Pfarrer in Oxford und Liturgieexperte): Die Queen ist eigentlich mein ganzes Leben lang da gewesen, auch für meine Eltern. Sie war immer da, auch auf dem Geld und den Briefmarken. Als Staatsoberhaupt war sie aber auch eine starke Botschafterin für das Evangelium. Sie hat jedes Jahr bei ihrer Weihnachtsrede über den Glauben, die Liebe Christi gesprochen. Das war für mich als Mensch und Geistlichem sehr wichtig zu sehen und zu hören, dass mitten im Leben des Staates eine so gläubige Christin gewesen ist.

Blick auf Westminster Abbey / © Christian Charisius (dpa)
Blick auf Westminster Abbey / © Christian Charisius ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind katholischer Priester, waren aber vorher bei der anglikanischen Kirche. Wie läuft denn ein anglikanisches Begräbnis allgemein ab? Gibt es da auch eine Totenmesse wie bei der katholischen Kirche?

Lloyd: Normalerweise nicht. Ein anglikanisches Begräbnis ist eher ein Wortgottesdienst, das heißt, eine Messe, ein Requiem wird nicht gefeiert. Es gibt natürlich Lesungen aus der Bibel und Hymnen und Gebete. Dazu normalerweise eine Predigt oder auch öfter eine Trauerrede von einem Familienmitglied. Wenn man das ganze militärische und staatliche Zeremoniell wegnehmen würde, wäre das Begräbnis der Queen ein ziemlich normaler anglikanischer Gottesdienst.

DOMRADIO.DE: Das heißt, für die verstorbene Queen wird es nicht etwas anderes geben als es sonst bei einem anglikanischen Gottesdienst üblich wäre?

Lloyd: Richtig. Es gibt natürlich das staatliche Zeremoniell mit den Soldaten und den Staatsoberhäuptern aus aller Welt, die zum Gottesdienst kommen. Aber zentral an diesem Tag ist der Dank an Gott für das Leben dieser Frau und die christliche Hoffnung auf Auferstehung nach dem Tod.

Die britische Königin Elizabeth II. verlässt die Westminster Abbey nach ihrer Krönungszeremonie. (Archivbild) / © AP (dpa)
Die britische Königin Elizabeth II. verlässt die Westminster Abbey nach ihrer Krönungszeremonie. (Archivbild) / © AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Gibt es von der anglikanischen Kirche bestimmte Vorgaben bei der Beerdigung, die man unbedingt einhalten muss oder ist die Gestaltung frei?

Lloyd: Die Gestaltung ist eher frei. Wie gesagt, wir haben diese Lesungen und diese Gebete. Aber besonders bei der Musik kann man recht frei wählen, etwa Stücke, die im Leben des Verstorbenen wichtig waren.

Die Musik beim Queen-Begräbnis ist von Komponisten der letzten Jahrhunderte. Es gibt Alte Musik und Neue Musik, beliebte Hymnen, die wichtig im Leben der Queen gewesen sind; zum Beispiel die Hymne "The Lord is my shepherd", also "Der Herr ist mein Hirte". Dieses Lied wurde schon bei ihrer Hochzeit in genau der gleichen Kirche gesungen.

Das Interview führte Julia Reck.

Was beim Staatsbegräbnis der Queen passiert - ein Überblick

Der Staatsakt zur Beisetzung von Queen Elizabeth II. wurde seit Jahrzehnten minuziös vorbereitet. Nichts ist dem Zufall überlassen, wenn Großbritannien am Montag den letzten Abschied von seiner Königin nimmt. Eine chronologische Übersicht (alle Zeitangaben in mitteleuropäischer Sommerzeit):

Warteschlange für die verstorbene Königin Elisabeth II. / © Christophe Ena (dpa)
Warteschlange für die verstorbene Königin Elisabeth II. / © Christophe Ena ( dpa )
Quelle:
DR