Wie funktioniert Freiheit in einer Gesellschaft?

"Freiheit können wir nur gemeinsam bewahren"

Die Sozialethikerin Ursula Nothelle-Wildfeuer sieht in Deutschland ein beschränktes Verständnis von Freiheit. Es sei in einer komplexen Gesellschaft nicht so simpel und Freiheit könne nur gemeinsam realisiert werden.

Symbolbild Solidarität / © vasara (shutterstock)

In Deutschland herrscht nach Ansicht der Sozialethikerin Ursula Nothelle-Wildfeuer vielfach ein beschränktes Verständnis von Freiheit vor. Dies meine oft nur Beliebigkeit "nach dem Motto: Ich suche mir aus, welche Gesetze ich annehmen will - und alles andere akzeptiere ich nicht". So simpel funktioniere es in einer komplexen Gesellschaft aber nicht, sagte sie in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Verantwortung für andere

Zur Freiheit gehöre immer auch Verantwortung für andere, so die Wissenschaftlerin. Aktuell würden aber vor allem das Individuum und alle seine Rechte betont. Der Staat habe nur noch "den Freiraum zu schaffen für das, was das Individuum darf und will". Übernahme von Verantwortung und Solidarität seien vielfach auf Institutionen übergegangen, wodurch das Bewusstsein für individuelle Verantwortung und Solidarität zurückgegangen seien.

Gemeinsam für Freiheit

Die katholische Soziallehre besage: Freiheit ist nur sinnvoll, wenn sie andere mitdenkt. "Unsere Freiheit können wir nur gemeinsam bewahren", so Nothelle-Wildfeuer. "Mein Eindruck ist, dass christliche Argumente im Moment langsam wieder stärker in die öffentliche Debatte zurückkommen - und dass häufiger als früher die Frage gestellt wird: Was ist es denn, was wir als Gesellschaft nur gemeinsam erreichen können?"

Keine "Moralkeule"

Als Antwort taugt laut Aussage der Ethikerin keine "Moralkeule". Konkrete Beispiele und Hilfen, die bekannt werden, könnten mehr bewirken. In der Flüchtlingskrise 2015/2016, der Pandemie wie auch jetzt angesichts des Ukrainekriegs, der Inflation und der Energiekrise gebe es viele Gläubige, die durch christliche Werte geprägt seien. Diese nähmen wahr, wo Hilfe notwendig ist, und schauten nicht auf eigene Vorteile. Ebenso "viele christliche Vereine und Verbände, die ehrenamtlich Wahnsinniges leisten. Das anzuerkennen, ist wichtig", so Nothelle-Wildfeuer.

Quelle:
KNA