Wie eine französische Plattform Katholiken verkuppeln will

Dating streng nach Lehramt

Einen Partner finden, heiraten, Kinder kriegen: Für viele Menschen ist das auch heute eine Idealvorstellung. Wer da Wert auf Katholizität legt, hat jetzt in Frankreich eine neue Möglichkeit. Aber nur unter bestimmten Bedingungen.

Autor/in:
Hannah Krewer
Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)

Datingplattformen haben nach wie vor Hochkonjunktur. Nach Prognosen werden bis zum Jahr 2024 bis zu 280 Millionen Menschen eine Online-Singlebörse nutzen. Kritisiert werden dabei oft Oberflächlichkeit und die Tatsache, dass es fraglich ist, wieviele Menschen dort wirklich langfristige Beziehungen suchen.

Empfehlungsschreiben, Beichte, Messbesuch

In Frankreich will die neue, kirchliche Plattform "Navis Fidelis" (dt. etwa "treues Schiff") an dieser Stelle Abhilfe schaffen. Dort kann man nicht nur seinen Seelenverwandten treffen, sondern auch neue Freunde finden. Das ist aber gar nicht so einfach. Schon die Anmeldung ist nicht ohne Weiteres möglich: Voraussetzung ist ein Empfehlungsschreiben eines Geistlichen oder eines Ordensmitglieds.

Zudem müssen Menschen, die die Plattform nutzen möchten, gewisse Kriterien erfüllen; dazu gehören etwa der regelmäßige Besuch der Sonntagsmesse, die regelmäßige Teilnahme an der Beichte, ernsthafte Heiratsabsichten und der Vorsatz, in der Verlobungszeit enthaltsam zu leben.

Ursprünge liegen im Bistum Lyon

Die Idee stammt von Laurent Spriet aus dem Bistum Lyon. Der begleitet als Priester auch Menschen vor ihrer Hochzeit sowie Ehepaare, die schon verheiratet sind. Und diese Menschen hatten das Bedürfnis, sich regelmäßig zu treffen. Daraus entstand zunächst eine Gruppe innerhalb der Pfarrei, die regelmäßig Unternehmungen veranstaltete und schließlich so erfolgreich wurde, dass die Idee entstand, das Ganze im Internet zu organisieren.

Laurent Spriet / © Navis Fidelis
Laurent Spriet / © Navis Fidelis

Menschen, die ungewollt Single seien, hätten es schwer, erklärte Laurent Spriet in der Zeitung "Le Parisien" seine Beweggründe. Und das seien in Frankreich immerhin rund 37 Prozent. Zwar gebe es bereits christliche Dating-Plattformen, aber noch keine rein katholische. Somit wollte er eine neue Gelegenheit für junge Katholiken ab 26 Jahren schaffen, sich kennenzulernen.

Große Unterschiede zu anderen Plattformen

Navis Fidelis unterscheidet sich auch sonst sehr von klassischen Datingplattformen: Keine Matches, keine Chats, man kann sich nicht einmal die Profile anderer Mitglieder anschauen oder Kontaktdaten austauschen. Die Plattform dient vielmehr der Organisation gemeinsamer Veranstaltungen. Das können Restaurantbesuche sein, Sportveranstaltungen oder auch kulturelle oder spirituelle Events.

Zu diesen Events können sich dann immer mindestens drei Leute aus der Gegend anmelden und zusammen daran teilnehmen. Will man dann mit jemandem in Kontakt bleiben, muss man die Kontaktdaten während des Treffens austauschen. Ganz kostenlos ist das Ganze allerdings nicht - immerhin 42 Euro pro Jahr verlangt die Plattform von ihren Mitgliedern.

Bereits über 1.000 Leute haben sich – natürlich mit entsprechendem Empfehlungsschreiben – auf der Homepage angemeldet. Wieviele Paare sich dort schon gefunden haben, ist aber nicht bekannt.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
DR
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