Wie die deutschen Bischöfe den verstorbenen Papst Franziskus würdigen

Dankbarkeit und Wertschätzung

Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag trauern auch die katholischen Bischöfe in Deutschland um das Kirchenoberhaupt. In oft sehr persönlichen Würdigungen blicken sie auf die Amtszeit zurück.

Trauer um Papst Franziskus / © Nicolas Ottersbach (DR)
Trauer um Papst Franziskus / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, würdigte Franziskus als großen Papst, Menschenfreund und Öffner von Türen: "Er hat den Stil der Kirche verändert. Er stand für eine neue Kultur des Miteinanders. Das wird bleiben." Seine große Stärke sei seine große Zugewandtheit gewesen, mit der er die Anliegen und Nöte der Menschen aufgenommen habe.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Beeindruckend sei auch gewesen, wie sich Franziskus für notleidende, arme und geflüchtete Menschen eingesetzt habe, fügte Bätzing hinzu.

Zu seinem Erbe gehöre auch das Engagement für Umwelt- und Klimaschutz. Innerkirchlich habe der Papst zudem Türen geöffnet und auch kritische Debatten über Themen wie Zölibat, Homosexualität oder die Rolle der Frauen zugelassen: "Dieser Kulturwandel ist nicht mehr zurückzunehmen und nicht mehr umkehrbar."

"Der Heilige Vater war ein unermüdlicher Anwalt der Schwachen und der an den Rand Gedrängten", erklärte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Er erinnerte auch an das Papstschreiben "Laudato si" (2015) zu Umwelt- und Sozialthemen, in dem Franziskus zu einer ökologischen Umkehr aufgerufen habe. Mit der Weltsynode von 2021 bis 2024 habe der Papst überdies eine neue Arbeitsweise des wertschätzenden Zuhörens in die Kirche eingeführt.

Würdigung für den Einsatz für die Armen

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx - wie Woelki bei der nächsten Papstwahl dabei - würdigte den Verstorbenen als mutigen Denker und überzeugenden Botschafter der Barmherzigkeit Gottes. Franziskus habe wichtige Impulse für einen lebendigen Glauben und zur Erneuerung der Kirche gegeben. "Persönlich trauere ich um einen Papst, den ich über die gemeinsamen Jahre in großer Nähe erleben durfte", so Marx weiter.

Gerne habe er ihn im Kardinalsrat in Fragen der Kurienreform und der Leitung der Weltkirche gemeinsam mit anderen beraten: "Seine Ideen, seine klare Sicht der Dinge und seine herzliche Offenheit werden nicht nur mir fehlen."

Bambergs Erzbischof Herwig Gössl erklärte: "Mit der ganzen Welt nehmen wir Anteil am Tod des Heiligen Vaters". Man sei voller Trauer, aber auch voll Dankbarkeit für das Wirken dieses aufopferungsvollen und guten Hirten.

Einsatz im interreligiösen Dialog

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke würdigte das internationale Engagement des verstorbenen Papstes, auch für den interreligiösen Dialog. Sein persönlicher Lebensstil sei Vorbild für alle gewesen: "Er legte keinen Wert auf Besitz, lebte beispielsweise im Gästehaus statt in den päpstlichen Gemächern des Apostolischen Palastes. Sein Wunsch war stets, außerhalb des Vatikans beerdigt zu werden".

Bischof Karl-Heinz Wiesemann / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Karl-Heinz Wiesemann / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte mit Blick auf die knapp zwölfjährige Amtszeit: "In dieser Zeit hat sich das Gesicht der katholischen Kirche tiefgreifend verändert." Vom ersten Tag seines Papstamtes an habe sich Franziskus "mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt".

Der Würzburger Bischof Franz Jung erinnerte daran, dass Franziskus wie kaum ein anderer Papst der jüngeren Zeit mit seiner unkonventionellen Art der Kirche viele Anstöße zur Weiterentwicklung und geistlichen Erneuerung gegeben habe. Ganz im Sinne seines großen Namenspatrons habe er die Kirche von aller Selbstbezüglichkeit befreien wollen. Als Mahner sei er Papst nicht müde geworden, daran zu erinnern, dass alle Menschen in Christus Schwestern und Brüder seien.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch beschrieb Franziskus als jemanden, der "alle Menschen im Blick behielt, einen jeden und eine jede mit den ganz unterschiedlichen Problemen, Charismen und Sichtweisen". Besonders beeindruckt hätten ihn seine Gedanken zur Familie, so Koch -"eine Botschaft, die das Besondere, Schöne und Frohmachende in Ehe und Familie bezeugt".

Der Papst als Reformer

Bischof Heinrich Timmerevers in Dresden betonte: "Mit Papst Franziskus verliert die Kirche einen besonnenen Reformer." Während vielleicht deutsche und mitteleuropäische Hoffnungen nicht unmittelbar erfüllt worden seien, habe Franziskus für die Weltkirche fundamentale Weichenstellungen vorgenommen. "Wollte man ein Bild bemühen, dann hat Franziskus im Weinberg des Herrn den Boden gelockert, ihn von manchem Unkraut befreit und vieles bereitet, damit Neues erwachsen kann."

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Freiburgs Erzbischof Stephan Burger würdigte den verstorbenen Papst als "Wächter der universalen Menschenrechte, des Friedens und der menschlichen Freiheit". Bei vielen Menschen habe Franziskus "aufgrund seines Auftretens große Hoffnungen geweckt" - mit seinem "hingebungsvollen Einsatz für die Würde aller Menschen und für den Frieden", so Burger weiter.

"In den zwölf Jahren seines Pontifikats hat Papst Franziskus starke Akzente gesetzt, die noch lange weiterwirken werden", erklärte der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Klaus Krämer. Vom ersten Tag an habe er einen "neuen Stil in der konkreten Ausübung des Papstamtes geprägt". Zudem sei Franziskus "einer der wichtigsten Anwälte für Menschen auf der Flucht" gewesen. Er habe ihr Schicksal immer wieder in den Mittelpunkt der weltweiten öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.

Neuer Stil durch Franziskus

Für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat der verstorbene Papst einen ganz neuen Stil verkörpert. Er würdigte die offene Debattenkultur innerhalb der Kirche und die Suche des Papstes nach einer angemessenen Rolle der Frauen.

Fuldas Bischof Michael Gerber nannte Franziskus einen "wichtigen Impulsgeber für die Kirche" und erinnerte an mehrere persönliche Begegnungen. Dabei habe er als junger Bischof dem Papst offen sagen können, was ihn bewegt, so Gerber: "Papst Franziskus war in der Lage, zuzuhören und Widerspruch zuzulassen. Das hat mich als Bischof sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht: Was heißt das auch für mein Bischofsein?"

Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg / © Jannis Chavakis (KNA)
Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg / © Jannis Chavakis ( KNA )

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße betonte, die Kirche verliere "einen großen Brückenbauer." Er sei aber fest davon überzeugt, "dass wir erst in ein paar Jahren wirklich sagen können, was von seinem Pontifikat, von seiner Art Christ zu sein, nachhaltig in Erinnerung und innerhalb der katholischen Weltkirche erhalten bleiben wird".

Hildesheims Bischof Heiner Wilmer sagte über Franziskus: "Er war ein tiefgläubiger Mensch, der nicht nur mir, sondern Millionen von Menschen weltweit ein großes Vorbild gewesen ist." Sein Einsatz für Nächstenliebe, Frieden und Verständigung sowie gegen Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt sei unermüdlich gewesen. Wilmer erinnerte auch an Franziskus' Einsatz gegen sexualisierte Gewalt. Zu seinen Errungenschaften hätten die Kinderschutzkommission im Vatikan und eine weltweite Meldepflicht für Missbrauchsfälle gehört.

Schlichter Lebensstil

Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier hob hervor, dass Franziskus "mit seinem schlichten Lebensstil und seiner lebensnahen Sprache" deutlich gemacht habe, dass nur eine einfache Kirche Gottes Heilsbotschaft glaubwürdig vermitteln könne.

ARCHIV - 12.04.2020, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus ist tot / © Andreas Solaro/AFP/AP (dpa)
ARCHIV - 12.04.2020, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus ist tot / © Andreas Solaro/AFP/AP ( dpa )

Aachens Bischof Helmut Dieser würdigte Franziskus als prägenden Erneuerer der Kirche. Er habe "sehr langfristig wirksame Impulse" für die Kirche gesetzt und von ihr verlangt, dass sie ihren Weg synodal finde und Geweihte wie alle Getauften Verantwortung für die Verkündigung des Glaubens tragen.

Essens Bischof Franz-Josef Overbeck hat den Verstorbenen als "Papst der Seelsorge" gewürdigt. Er habe seinen Dienst als Dienst der Nähe zu den Menschen verstanden und den Fokus auf die Armen gelegt: "Ihm ging es um eine Utopie der Geschwisterlichkeit, ein Zusammenleben aller Menschen unabhängig von Kultur, Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder Nationalität."

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

Der Übergangsleiter des Bistums Münster, Antonius Hamers, lobte Franziskus als Seelsorger, Menschenfreund und Brückenbauer. Er habe eine synodale Kirche geprägt, die von allen Gläubigen in geteilter Verantwortung getragen werde: "Mit großer Eindeutigkeit hat er sich für die Bewahrung der Schöpfung sowie für ein Ende von Krieg, Terror und Gewalt eingesetzt." Ihm hätten insbesondere die Menschen am Rande der Gesellschaft am Herzen gelegen: die Armen, Kranken, Schwachen und Entrechteten. Der vor kurzem emeritierte Bischof von Münster, Felix Genn, ergänzte: "Was das Pontifikat von Papst Franziskus für mich entscheidend geprägt hat, war sein Einsatz für eine synodale Kirche."

Aus Sicht von Augsburgs Bischof Bertram Meier ist Franziskus mutig vorangegangen und hat wichtige Reformimpulse gesetzt. Besonders seine Sorge für die Armen und die Menschen am Rande gehörten zu seinem Testament. Auch die Bewahrung der Schöpfung und sein Einsatz für globale Gerechtigkeit seien ihm ein Herzensanliegen gewesen.

Neue Zeit für Kirche

Der Passauer Bischof Stefan Oster betonte, Franziskus habe die Kirche in eine neue Zeit geführt "und Veränderungen angestoßen, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind". Er habe die Armen in die Mitte gestellt und die Geflüchteten, Verfolgten, vom Klimawandel Bedrohten, die Kranken und die Behinderten.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erklärte, Franziskus habe es als Nachfolger von Benedikt XVI. den Deutschen "nicht immer leicht gemacht mit seinem so ganz anderen Stil. Aber die genaue Lektüre seiner Texte zeigte, dass er inhaltlich nicht gegen seinen Vorgänger ausgespielt werden konnte, sondern ebenso klar auf dem Boden der überlieferten Lehre der Kirche steht."

Papst Franziskus ist gestorben (dpa)
Papst Franziskus ist gestorben / ( dpa )

Voderholzer lobte zudem die Umwelt-Enzyklika "Laudato si". Diese sei "ein leidenschaftlicher Weck- und Mahnruf zur Bewahrung der Schöpfung". Franziskus habe dabei auch nachdrücklich den Lebensschutz mit einbezogen. Nicht weniger nachhaltig habe er mit seinem Plädoyer für Synodalität gewirkt.

Paderborns Erzbischof Udo Markus Bentz lobte vor allem "Herzenswärme, Bescheidenheit und Freundlichkeit" von Papst Franziskus. Das Bild, wie er am Ostersonntag vom Petersdom aus mit letzter Kraft den Segen "Urbi et orbi" gespendet habe, habe der ganzen Welt gegolten. Franziskus habe viel frischen Geist und damit Aufbruch und Erneuerung in die katholische Kirche und in die Welt hineingetragen.

Mit Franziskus hat die katholische Kirche laut dem Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr einen großen Papst verloren, der einen "historischen Einschnitt" markiert habe: "Zum ersten Mal wurde ein Papst gewählt, der nicht aus Europa stammte. Er hat die Perspektive und die Glaubenserfahrung der großen lebendigen Kirche Südamerikas in die Weltkirche eingebracht."

Papst als Mutmacher

Magdeburgs Bischof Gerhard Feige hat den verstorbenen Papst Franziskus als Mutmacher und Erneuerer gewürdigt: "Inmitten aller Verwerfungen und Nöte unserer Zeit hat er sich nicht lähmen lassen, sondern immer wieder die Dinge beim Namen genannt und versucht, das Evangelium menschennah und mutmachend, unkonventionell und leidenschaftlich zu verkünden." Er sei "Seelsorger durch und durch" gewesen - "vielen dadurch sogar unbequem, kein Ideologe oder Funktionär". Er habe den "ungebändigten Kapitalismus und Wirtschaftsliberalismus kritisiert, den unverantwortlichen Umgang mit der ganzen Schöpfung, allen Krieg und jeglichen Extremismus, aber auch den innerkirchlichen Klerikalismus und überzogenen Traditionalismus".

 

Quelle:
KNA