Westfälisches Kirchenfestival "Weite wirkt"

Ausgelassen feiern, gemeinsam helfen

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) hat die Asylreformen der Bundesregierung verteidigt. Die Hilfe müsse auf die Menschen konzentriert werden, die sie nötig hätten, sagte Altmaier eim Festival "Weite wirkt" der Evangelischen Kirche von Westfalen. 

Eröffnung des Kirchenfestivals "Weite wirkt" / © Oliver Krato (epd)
Eröffnung des Kirchenfestivals "Weite wirkt" / © Oliver Krato ( epd )

Zuwanderung aus Ländern, die als sicher gelten, könne nicht über Asylanträge geschehen, erklärte Altmaier im westfälischen Halle. Asyl müsse denen offen stehen, die tatsächlich Schutz benötigten. Die EU habe erreicht, dass die Essensrationen in den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen erhöht würden, unterstrich der Kanzleramtsminister. Zudem werde mit Hilfe der EU in türkischen Flüchtlingslagern Unterkünfte und Schulen errichtet.

Altmaier würdigte auch die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. In der Geschichte jedes Landes könne es eine Situation geben, in der nicht nur gründlich abgewogen werden könne. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe einem Impuls zu helfen nachgegeben, als sie Flüchtlinge, die an der Grenze standen, in Deutschland aufgenommen habe. Das sei jedoch keine Entscheidung der Bundeskanzlerin allein gewesen, betonte der CDU-Politiker. Zudem habe sie eine große Mehrheit der Menschen unterstützt. "Das war einer der besseren Momente in unserer Geschichte".

"Möglichkeiten für legale Einreisewege"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnte legale Einreisemöglichkeiten für verfolgte Flüchtlinge an. "Wir müssen nach Möglichkeiten suchen, dass sie sich auf legalen Wegen in Sicherheit bringen können", sagte er. Zudem müssten die Asylverfahren beschleunigt, der Familiennachzug ermöglicht werden. Dabei könne auch die Kirchen Hilfe anbieten: Sie habe als ökumenisches weltweites Netzwerk direkten Kontakt zu den Ländern, aus denen die Menschen fliehen.

Volker Maria Hügel von "Pro Asyl" kritisierte eine Abschreckungspolitik Deutschlands gegenüber Flüchtlingen. Flüchtlinge sollten ihren Aufenthaltsort wählen können. Zudem dauerten Asylverfahren immer noch viel zu lange, beklagte Hügel. Flüchtlinge müssten zudem früher Integrationsmaßnahmen wie Sprachkurse erhalten.

"Die Kirchen leben Nächstenliebe vor"

Bis Sonntag stehen bei dem Festival "Weite wirkt" im Gerry Weber Stadion Foren, Workshops, Gottesdienste und Konzerte auf dem Programm. Rund 20.000 Besucher werden erwartet. Das Festival ist Teil des Themenjahres "Weite wirkt" der drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum im kommenden Jahr. Schirmherrin ist NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Das Festival war am Freitag mit einem Konzert des Popsängers Adel Tawil eröffnet worden, der unter anderem vom "Libertas-Chor" aus Südafrika begleitet wurde. Die westfälische Präses Annette Kurschus und die nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann (SPD) riefen zuvor zu einem größeren Einsatz für Flüchtlinge auf. Ministerin Kampmann dankte den Kirchen und allen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzen. Die Kirchen lebten vor, was Nächstenliebe in dieser Welt bedeute: "Christliche Nächstenliebe macht keinen Unterschied zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion", betonte die Ministerin.

"Der Unmenschlichkeit etwas entgegensetzen"

Die westfälische Präses Kurschus kritisierte Ausgrenzung und Hassparolen gegenüber Flüchtlingen. "Gott und Christus würden wohl als erste die Flucht ergreifen, wenn wir es so weit kommen ließen," sagte die leitende Theologin vor rund 2.500 Menschen im Stadion. Zur Reformation vor bald 500 Jahren gehöre auch die Erfahrung, dass sich der Unmenschlichkeit etwas entgegensetzen lasse, dass Fremdheit ausgehalten und überwunden werden könne. Kurschus begrüßte etwa 500 in Westfalen angekommene Flüchtlinge und über tausend meist ehrenamtliche Helfer.

 

Der Generalsekretär des Weltkirchenrates in Genf, Olav Fykse Tveit, erklärte, dass gegen Sünde nur Umkehr helfe. Dazu gehöre die wache Bereitschaft, das Böse beim Namen zu nennen. Diese Umkehr sei für Europa nötig und möglich.

 


Quelle:
epd