Wer war Petrus' Frau in der Bibel?

Eine Frage der Nachfolge

Den Jünger Petrus stellen sich viele als abenteuerlustigen Junggesellen vor. Im Evangelium wird seine Ehefrau nie erwähnt, nur seine Schwiegermutter. Autorin Barbara Janz-Späth versucht, ihr trotzdem ein Gesicht zu geben.

Mosaik aus der Chora-Kirche in Instanbul mit der Darstellung der Heilung von Petrus' Schwiegermutter
 / © Stig Alenas (shutterstock)
Mosaik aus der Chora-Kirche in Instanbul mit der Darstellung der Heilung von Petrus' Schwiegermutter / © Stig Alenas ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie können Sie über eine Frau schreiben, über die man in der Bibel kaum etwas findet? 

Barbara Janz-Späth (Pastoralreferentin und Co-Autorin des Buches "Zeigt euch!: 21 Porträts namenloser Frauen der Bibel"): Der erste Anhaltspunkt ist: Es ist außergewöhnlich, dass die Schwiegermutter im Haus des Petrus gelebt hat. Normalerweise müssen die Söhne ihre Mütter versorgen. Da musste eine spezielle Konstellation gegeben sein, dass die Schwiegermutter mit im Haus der Familie des Petrus lebte. 

Der zweite Anhaltspunkt war logischerweise, dass es eine Frau des Petrus geben muss, was sowohl in der Tradition wie auch in dem Bild des Petrus immer so gänzlich verschwindet. Deshalb habe ich mir überlegt, wie könnte die sich gefühlt haben an der Seite des Petrus? 

Barbara Janz-Späth

"Der zweite Anhaltspunkt war logischerweise, dass es eine Frau des Petrus geben muss, was sowohl in der Tradition wie auch in dem Bild des Petrus immer so gänzlich verschwindet." 

Statue des Apostels Petrus am Petersdom in Rom / © Renata Sedmakova (shutterstock)
Statue des Apostels Petrus am Petersdom in Rom / © Renata Sedmakova ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was wissen wir über die Schwiegermutter und ihr Leben im Hause des Petrus? Welche Rolle hat sie da gespielt? 

Janz-Späth: Aus der Bibel wissen wir nur, dass sie vom Fieber geheilt wurde. Das ist eine Wundererzählung zu Beginn der Verkündigungstätigkeit Jesu in Galiläa. 

Aber wie die Frauen im Haus gelebt haben, wofür sie zuständig waren und so weiter, das wissen wir eher aus außerbiblischen Quellen wie der Geschichtsschreibung oder sozialgeschichtlichen Untersuchungen. Von daher ist es sehr wahrscheinlich, dass sie Witwe war, weil sie im Haus der Familie mit versorgt wurde. 

DOMRADIO.DE: In Ihrem Buch über die namenlosen Frauen aus der Bibel haben Sie sich mit der Frage beschäftigt, warum Menschen mit Jesus mitgehen und ihm dienen, auch noch heute. Haben Sie Antworten darauf gefunden? 

Janz-Späth: Ja, ich denke, dass Nachfolgen und Mitgehen mit Jesus in ganz unterschiedlichen Formen stattfinden kann. Das ist oft eine Mischform zwischen dieser radikalen Nachfolge "Ich gebe alles auf, ich gebe mein Leben ganz in diesen Dienst" und dieses Sich-in-den-Dienst-Jesu-stellen an dem Ort und unter den Umständen, in denen ich lebe, mit der Familie, mit dem Beruf. Auch darin kann ich Jesus nachfolgen.

DOMRADIO.DE: Konnten denn Frauen damals überhaupt Jesus nachfolgen? Die Jünger waren ja zum Beispiel alle Männer. 

Janz-Späth: Es gibt da einige, deren Namen wir aus den Evangelien kennen: Maria Magdalena, aber auch Salome, die Frauen am Grab. Aber die Voraussetzung war immer eine finanzielle Unabhängigkeit und eine Eigenständigkeit. Das heißt, es war eher die Ausnahme, dass Frauen mit dabei waren.

Maria Magdalena weint zu Jesu Füßen / © Anneka (shutterstock)
Maria Magdalena weint zu Jesu Füßen / © Anneka ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: In Ihrem fiktionalen Text beschreiben Sie die Gedanken der Frau des Petrus. Dabei geht es auch um die Nachfolge. 

Janz-Späth: Ganz genau. Sie erlebt, so steht es in der Bibel, dass die Mutter sich entscheidet, Jesus zu dienen, in diesem umfassenden Sinne, sich ganz in den Dienst zu stellen und nicht nur den Dienst zu Hause zu verrichten; "diakonein" ist dort das griechische Wort. 

Die Tochter überlegt dann: Wenn Petrus ebenfalls mitgeht und diese radikale Nachfolge wählt, was ist dann ihr Weg? Geht sie mit ihrem Mann, mit ihrer Mutter mit? Bleibt sie zu Hause? Gibt sie alles auf? Diese Ambivalenz und diese Fragen, die auftauchen, bevor man so einen Schritt tut, habe ich versucht, in der Erzählung zu beschreiben. 

Barbara Janz-Späth

"Wie könnte die sich gefühlt haben an der Seite des Petrus? "

Das Interview führte Dagmar Peters.

Kirchen und Frauenordination

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

 V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch (epd)
V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
DR