Weltreligionsgipfel in Moskau beendet

"Missbrauch der Religionen überwinden!"

In seiner Abschlusserklärung hat der Moskauer Weltreligionsgipfel jede Form von Gewalt und Terrorismus scharf verurteilt. "Der Missbrauch von Religion zur Anstiftung von Hass oder als Begründung für Verbrechen gegen Individuen, Moral und Menschlichkeit ist ein der größten Herausforderungen der Gegenwart", heißt es in dem am Mittwoch verabschiedeten Dokument von Religionsführern aus 49 Staaten.

 (DR)

In seiner Abschlusserklärung hat der Moskauer Weltreligionsgipfel jede Form von Gewalt und Terrorismus scharf verurteilt. "Der Missbrauch von Religion zur Anstiftung von Hass oder als Begründung für Verbrechen gegen Individuen, Moral und Menschlichkeit ist ein der größten Herausforderungen der Gegenwart", heißt es in dem am Mittwoch verabschiedeten Dokument von Religionsführern aus 49 Staaten. Die Vertreter von Muslimen, Christen, Juden, Buddhisten, Hinduisten und Schintoisten setzen sich zudem für eine weltweit geltende Religionsfreiheit ein.

Zudem wird in dem Gipfeldokument, das in der kommenden Woche den Staats- und Regierungschefs der G8 Staaten in Sankt Petersburg übergeben werden soll, massive soziale Ungleichheit beklagt. "Nur durch verantwortliche Verteilung der weltweiten Reichtümer, fairen internationalen Handel und humanitäres Engagement können Hunger und Armut von Milliarden Menschen überwunden werden", betonen die Religionsführer.

Im Mittelpunkt Ablehnung des Terrors
Von Montag bis Mittwoch hatten auf Einladung des Interreligiösen Rats Russlands (IRC) rund 200 Gesandte der Weltreligionen über neue Formen der Zusammenarbeit, aktuelle Herausforderungen und vor allem den Missbrauch von Religionen zur Rechtfertigung von Gewalt debattiert. Für die katholische Kirche nahm eine Delegation unter Leitung von Kurienkardinal Walter Kasper teil, der am Dienstag ein Grußwort von Papst Benedikt XVI. überbrachte. Aus Deutschland war auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, vertreten.

In ihrer Erklärung wenden sich die Kirchenvertreter gegen jede Form von Terrorismus. Der Missbrauch von Religionen könne nur durch Erziehung und größeres religiöses Wissen überwunden werden. Schulen, Medien und die Religionen selbst seien stärker gefragt, die Kernbotschaften ihrer Glaubensüberzeugung für Frieden zu vermitteln. Die Erklärung setzt sich zudem für weit reichende Religionsfreiheit und den Schutz ethnischer und religiöser Minderheiten ein. "Niemand darf gezwungen werden, gegen seine religiöse Überzeugung handeln zu müssen." Religionen wohne das Potenzial inne, Frieden und Dialog zwischen den Kulturen und Völkern zu schaffen.

Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Als globale Tragödie bezeichnen die Gipfelteilnehmer das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich. Während einerseits wenige in extremen Reichtum lebten, seien viele Menschen, besonders Kinder, von Armut betroffen. Diese Ungerechtigkeit werde weiterhin dazu beitragen, den globalen Frieden zu gefährden, befürchten die Religionsführer. Dabei seien Mäßigung der reichen Nationen und größere internationale Gerechtigkeit gefragt, um diesen Nährboden für Terroristen und Extremisten auszutrocknen.

Besondere Herausforderungen sieht der Gipfel auch im Kampf gegen Krankheiten wie Aids. Hier müssten Religionen, Zivilbevölkerung und Regierungen zusammenarbeiten. Zudem seien die Staaten in der Pflicht, kommen die Religionsführer überein, mehr zum Schutz der Familie als dem "privilegierten Ort zur Bildung einer freien, intelligenten und moralischen Persönlichkeit" zu tun. Auch die Situation von Frauen und Kindern gebe in vielen Gesellschaften Anlass zu großer Sorge. Ohne einen ethischen Kern, etwa zur bedingungslosen Achtung der Würde menschlichen Lebens in allen Stadien, sei keine Gesellschaft und kein Staat vor dem Zusammenbruch gefeit.
(KNA)

Hören Sie weiter: Kurienkardinal Walter Kasper im Interview mit Radio Vatikan