Moskauer Religions-Gipfel wirbt für mehr Dialog

Bischof Huber: Die Welt braucht Einsatz der Religionen für den Frieden

Vertreter der führenden Weltreligionen haben sich auf ihrem Gipfeltreffen in Moskau besorgt über den zunehmenden Verlust moralischer Werte geäußert. Zugleich gebe es eine Besorgnis erregende Tendenz, Religion als "Vorwand für Hass und Mord zu missbrauchen", sagte der römisch-katholische Kurienkardinal Walter Kasper am Dienstag auf dem dreitägigen Kongress.

 (DR)

Vertreter der führenden Weltreligionen haben sich auf ihrem Gipfeltreffen in Moskau besorgt über den zunehmenden Verlust moralischer Werte geäußert. Zugleich gebe es eine Besorgnis erregende Tendenz, Religion als "Vorwand für Hass und Mord zu missbrauchen", sagte der römisch-katholische Kurienkardinal Walter Kasper am Dienstag auf dem dreitägigen Kongress. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, rief die religiösen Führer zu mehr Einsatz für den Frieden auf. Als Beispiel nannte er den Nahost-Konflikt.

Keine Einigung bei Bewertung des Nahost-Konflikts
Zuvor hatten auch Vertreter anderer Religionen die Bedeutung des Dialogs zwischen den Konfessionen betont. Der russische Patriarch Alexij II. und das georgische Kirchenoberhaupt, Patriarch Ilia II., erklärten, ihre Kirchen würden alles dafür tun, um eine Normalisierung der extrem gespannten Beziehungen zwischen ihren Ländern herbeizuführen.
Grundlegende Meinungsverschiedenheiten zwischen jüdischen und muslimischen Vertretern wurden bei der Bewertung des Nahostkonflikts deutlich. Muslimische Redner kritisierten das israelische Vorgehen in den Palästinensergebieten. Es sei trotzdem ein gutes Signal, wenn beide Seiten einander zumindest zuhören, sagte Bischof Huber dem epd in der russischen Hauptstadt.
In seiner Rede auf dem Gipfeltreffen hatte Huber gefordert, dass die Religionen im Umgang miteinander ein Vorbild sein müssten. Daran könne sich auch entscheiden, ob die Welt ihre Probleme friedlich in den Griff bekommt oder im Chaos endet. Der Berliner Bischof plädierte auch für eine sozial gerecht gestaltete wirtschaftliche Globalisierung.

Abschlusserklärung mit Verweis auf Menschenrechte
Zum Abschluss des Gipfels wollen die religiösen Würdenträger aus mehr als 40 Ländern der Erde eine gemeinsame Erklärung verabschieden. Sie soll an diesem Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt und dann den G-8-Staats- und Regierungschefs übergeben werden, die sich in der kommenden Woche in St. Petersburg treffen.
In der Abschlusserklärung werde es auch einen deutlichen "Hinweis auf die Universalität der Menschenrechte" geben, so Bischof Huber. Dies sei in ursprünglichen Varianten des Textes nicht vorgesehen gewesen.

Putin warnt vor Kampf der Kulturen
Zum Auftakt des Treffens mit mehr als 200 hochrangigen Teilnehmern hatte Russlands Präsident Wladimir Putin vor einem Kampf der Kulturen gewarnt. Die Delegierten wollten Antworten auf die drängendsten gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart finden.
Überschattet wurde der Gipfel von einem Sprengstoffattentat auf eine Moschee im Landkreis Dmitrow nördlich von Moskau. Bei der Explosion in der Nacht zum Dienstag wurde das Gebäude schwer beschädigt. Menschen wurden jedoch nicht verletzt.