Weitere Schikanen gegen katholische Kirche in Nicaragua

Prozessionen und öffentliches Gebet verboten

In Nicaragua sieht sich die katholische Kirche weiteren schweren Einschränkungen gegenüber. Die Regierung von Präsident Daniel Ortega hat die Schließung des Hilfswerks Caritas angeordnet. Zudem gibt es Einschränkungen zu Ostern.

Ein Junge während einer Karfreitagsprozession in Nicaragua  / © TLF Images (shutterstock)
Ein Junge während einer Karfreitagsprozession in Nicaragua / © TLF Images ( shutterstock )

Zudem wurden zwei der Kirche nahe stehende Universitäten geschlossen und die Vermögenswerte beschlagnahmt. Dabei handelt es sich um die Universität Johannes Paul II. und die Christliche Autonome Universität von Nicaragua (UCAN).

Polizisten stehen Wache vor der Kathedrale in Managua, Nicaragua / © Uncredited/AP (dpa)
Polizisten stehen Wache vor der Kathedrale in Managua, Nicaragua / © Uncredited/AP ( dpa )

Die Auflösung der Caritas Nicaragua sei auf Basis eines "freiwilligen" Antrags der Mitglieder vereinbart und vom Innenministerium genehmigt worden, hieß es im Amtsblatt "La Gaceta" (Dienstag Ortszeit).

Öffentliches Gebet des Kreuzwegs und Prozessionen verboten

Ebenso seien für die Karwoche in dem mittelamerikanischen Land das öffentliche Gebet des Kreuzwegs und Prozessionen verboten worden, teilte das päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" am Mittwoch in München unter Berufung auf lokale Quellen mit.

Die Polizei besuche "eine Gemeinde nach der anderen, um das Verbot durchzusetzen". Aus Angst, der "Staatsfeindlichkeit" beschuldigt zu werden, müssten viele Priester ihre Arbeit und Predigten einschränken, hieß es weiter.

Kirche la Merced in Granada, Nicaragua / © Russell Johnson (shutterstock)
Kirche la Merced in Granada, Nicaragua / © Russell Johnson ( shutterstock )

Besonders stark überwacht werde die Kirche in den Diözesen Matagalpa und Esteli, die beide unter Verantwortung von Bischof Rolando Jose Alvarez Lagos stehen. "Der Bischof ist einer der bekanntesten Kritiker der sozialen und politischen Krise in Nicaragua." Kürzlich wurde er zu 26 Jahren Haft verurteilt, was zu weltweiten Protesten führte. Priester, die ihn in Gottesdiensten erwähnten, würden festgenommen. "Im ganzen Land fürchten Gläubige, dass Bischöfe und Priester ins Gefängnis kommen oder ausgewiesen werden könnten", beklagte "Kirche in Not".

Landesweite Proteste gegen linksgerichtete Ortega-Regierung

Auch Ordensgemeinschaften seien von den Schikanen der Politik betroffen. In vielen Fällen verbiete ihnen der Staat, Spenden anzunehmen, und entziehe Ordensleuten die Aufenthaltsgenehmigung oder die Staatsbürgerschaft.

Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga (dpa)
Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga ( dpa )

Beobachter sehen in den Vorgängen eine weitere Eskalation in der schweren innenpolitischen Krise, die Nicaragua seit Jahren erlebt.

Bei landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung kamen zu Beginn rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Nicaraguas Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisierten immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Inzwischen sind fast 4.000 NGOs verboten worden. Kürzlich wurden mehr als 200 politische Gefangene ausgebürgert und in die USA ausgeflogen. Bereits seit mehreren Jahren befindet sich der Weihbischof von Managua, Silvio Baez, nach Morddrohungen im Exil.

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
KNA