Westfälische Landessynode mit Appell gegen Hass begonnen

"Weil Gott im Regiment sitzt"

​Migration und Integration sind Hauptthema der westfälischen Landessynode. NRW-Integrationsminister Stamp nutzt den Tagungsauftakt des Kirchenparlaments für einen Appell an die gesellschaftliche Mitte. Es brauche klare Haltung und rote Linien.

Westfälische Landessynode zu Antisemitismus und Fremdenhass / © Norbert Neetz (epd)
Westfälische Landessynode zu Antisemitismus und Fremdenhass / © Norbert Neetz ( epd )

Zum Auftakt der diesjährigen westfälischen Landessynode hat NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) am Sonntag in Bielefeld zur Abgrenzung von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aufgerufen. "Hass ist keine Meinung", sagte er in einem Grußwort vor dem Kirchenparlament.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski wies darauf hin, dass es zu den Aufgaben der Kirche gehöre, sich gesellschaftlich und politisch einzumischen. Im Eröffnungsgottesdienst hob der Superintendent des Kirchenkreises Gütersloh, Frank Schneider, die christliche Hoffnung zum Volkstrauertag hervor.

Stamp beklagte "ein verstörendes Wiederaufflammen von Antisemitismus, von Fremdenhass". Dabei würden aus Worten Taten und aus menschenverachtender Propaganda erwachse Gewalt und Mord. "Der Anschlag von Halle hat uns dies vor einigen Wochen auf furchtbare Weise wieder vor Augen geführt", erklärte der stellvertretende NRW-Ministerpräsident laut Redetext vor dem Kirchenparlament von rund 2,2 Millionen Protestanten.

"Klare Haltung zeigen"

Angesichts dessen sei gerade die Mitte der Gesellschaft gefordert, klare Haltung zu zeigen und auch rote Linien zu ziehen, betonte der Integrationsminister. Er fügte hinzu, die Weimarer Republik sei "auch an der Ambivalenz des Bürgertums" gescheitert. Unerlässlich für den demokratischen Diskurs und den sozialen Frieden in der Gesellschaft sei auch Toleranz gegenüber Anderen.

Rekowski erklärte vor der Synode, nach der Barmer Theologischen Erklärung sei es Aufgabe der Kirche, "an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten" zu erinnern.

Das Themenspektrum reiche dabei von Erziehung und Bildung bis zu Fragen nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die 1934 in Wuppertal verfasste Erklärung, die sich gegen den Einfluss Hitlers und gegen die Irrlehren der "Deutschen Christen" wandte, gilt als wegweisendes theologisches Dokument des 20. Jahrhunderts.

"Aufstehen zum Leben"

Superintendent Schneider sagte im Eröffnungsgottesdienst, die Hoffnung der Auferstehung reduziere den Menschen in seiner Vergänglichkeit nicht auf die Vergangenheit. In dieser Hoffnung zeige sich tiefer Respekt vor der Würde der Opfer von Gewalt und Krieg.

Zugleich ermutigten die biblischen Bilder zum Leben Hier und Jetzt. "Als Christen stehen wir immer wieder zum Leben auf, üben den aufrechten Gang, weil Gott im Regiment sitzt", sagte Schneider.

Die Landessynode ist das oberste Organ der westfälischen Kirche, sie tagt in der Regel einmal im Jahr. Am Montag nimmt Präses Annette Kurschus in ihrem traditionellen Bericht Stellung zu aktuellen Themen in Kirche und Gesellschaft. Am Mittwoch stellt sich die Präses zum Ende ihrer achtjährigen Amtszeit zur Wiederwahl. Weitere Themen der Synodentagung sind unter anderem "Kirche und Migration" und die Verabschiedung des Haushalts für das kommende Jahr.


Joachim Stamp / © Guido Kirchner (dpa)
Joachim Stamp / © Guido Kirchner ( dpa )

Präses Rekowski benennt schonungslos die vielen Orte von Unfrieden in der Familie, Gesellschaft und weltweit. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Präses Rekowski benennt schonungslos die vielen Orte von Unfrieden in der Familie, Gesellschaft und weltweit. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari (KNA)
Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
epd