Firma entwickelt kontaktlosen Weihwasserspender für Kirche

Weihwasser statt Ketchup

Während der Corona-Krise bleiben die Weihwasserbecken in den Kirchen leer, um sich vor Ansteckung mit dem Virus zu schützen. In Bayern wollte man aber auf das Kreuzzeichen am Eingang der Kirche nicht verzichten. Jetzt gibt es eine innovative Lösung.

Leeres Weihwasserbecken / © PeterVrabel (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie muss man sich den Weihwasserspender bei Ihnen in der Barbinger Pfarrkirche Sankt Martin vorstellen?

Pfarrer Stefan Wissel (Kirche Sankt Martin, Pfarrei Barbing in Bayern): Eine Firma, die normalerweise Ketchup-Spender entwirft, hat das auf die Kirche umgepolt. So ein Spender ist etwa 1,20 Meter hoch und wird mit dem Fuß bedient. Er läuft ohne Batterie und nur durch den Unterdruck. Er gibt ohne Berührung einen Spritzer Weihwasser auf die Hand, die da drunter gehalten ist, sodass jeder beim Eingang auch dieses schöne geliebte Zeichen machen kann, wie er es eben auch schon zu Hause gewohnt ist, aus alter Zeit, dass man sich an die Taufe erinnert.

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?

Wissel: Ein junger Mann, den ich getraut habe, fördert Start-Up Firmen und der schaut immer wieder, was könnte man in den Krisenzeiten brauchen. Und da hat er sich direkt mit den Kollegen von dieser Firma zusammengesetzt und gesagt, schaut mal, da könnten wir was draus machen. Das wurde dann entsprechend auch entworfen, ein Christus-Emblem drauf und sauber aus Edelstahl gefertigt. So ist die Sache für uns einwandfrei. Auch der Opferstock ist integriert, weil man Sammelkörbe auch nicht durchgeben darf. Also können auch die Leute ihr Geld berührungsfrei am Eingang einwerfen und letztlich auch das Weihwasser nehmen.

DOMRADIO.DE: Warum war Ihnen denn das Weihwasser so wichtig?

Wissel: Viele Leute haben gefragt. Und das war schon in der Osternacht. Das Osterwasser haben wir damals in kleinen Fläschchen abgefüllt, damit die Leute das auch berührungsfrei mitnehmen konnten. Und das ist sehr beliebt, weil man es von zuhause kennt. Die Großmutter segnet die Kinder, wenn man aus dem Haus geht und das brauchen die Menschen, um zu wissen, ich bin Christ, ich erinnere mich dran. Und das ist ein absolut lieb gewordenes Zeichen von uns Christen. Dass ein bisschen Schutz und Segen sich letztlich einfach auch greifbar vermitteln lässt.

DOMRADIO.DE: Meistens kommt das Wasser aus der Leitung, manchmal aber auch aus einer Quelle oder einem See. Damit aus diesem normalen Wasser dann Weihwasser wird, muss ein Priester dieses Wasser segnen. Wie ist das bei Ihnen? Woher haben Sie Ihr Weihwasser?

Wissel: Das Weihwasser ist ganz normal das, was wir hier aus der Leitung haben. Dann wird Salz beigegeben und der Segen dazu gesprochen. Und dann wird das Wasser in diesen Tank einfach hinten rein gefüllt. Entsprechend kommt das dann auch wieder vorne aus der Leitung raus.

DOMRADIO.DE: Wasser ist ein besonderes Element, das findet sich auch in der Bibel immer wieder symbolisch in ganz verschiedenen Situationen. Was verbinden Sie mit Wasser?

Wissel: Es erinnert an Moses, der an den Felsen klopft und das Leben kommt heraus. Ohne Wasser gibt es letztlich kein Leben. Wasser und Heiliger Geist erinnern uns daran, dass wir eigentlich schon gerettet und eigentlich schon Heilige sind und zu dieser Gemeinschaft gehören. Darum ist es sehr wichtig, Symbole auch handgreiflich zu erhalten.

DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es diesen Weihwasserspender samt Opferstock in Ihrer Kirche schon seit über einer Woche. Was wird da mehr genutzt? Der Spender oder der Opferstock?

Wissel: Eigentlich beides in Kombination. Das Weihwasser ist aber das wichtigere, das mit Begeisterung wahrgenommen wird. Mensch, ich kann diesen Segensgestus wieder für mich haben und kann mich daran erinnern. Berührungsfrei geht man mit dem Fuß drauf und nimmt diesen kleinen Spritzer Weihwasser mit und erinnert sich dran, Gott geht mit mir und er segnet mich beim Reingehen und Rausgehen.

DOMRADIO.DE: Und der ein oder andere Priester Kollege hat sich das schon mal angeguckt und nachgefragt, wo Sie das innovative Ding herhaben?

Wissel: In der Diözese stehen mittlerweile schon in einigen Kirchen welche rum. Die fertigen jetzt relativ viele. Einer ging jetzt schon bis nach Schweden.

DOMRADIO.DE: Haben Sie sich also einen kleinen Nebenjob angeeignet?

Wissel: Na gut, das macht ja die Firma. Aber die Firma erzählt, dass es einfach sehr gut ist, weil das etwas ist, was man in der Krisenzeit braucht und was krisenfest ist. Und wir müssen nicht auf unsere liebgewonnenen Traditionen verzichten.

DOMRADIO.DE: Haben Sie sich sonst noch etwas Kreatives einfallen lassen? Wie sie so als bayerische Gemeinde durch die Krise kommen?

Wissel: Wir haben die üblichen Streaming-Gottesdienste, wie sie letztlich jeder anbietet. Und wir arbeiten daran, wie man kontaminationsfrei die Kommunion weitergibt. Da ist also auch etwas in der Entwicklung mit der Firma, wo wir sagen, wie macht man das würdig aber auch kontaminationsfrei.


Quelle:
DR