Weihbischof Schwaderlapp stellt weltweite Wirkung des Papstes heraus

"Wie ein Familienmitglied"

Nach dem Tod von Papst Franziskus schildert der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp seine erste Reaktion auf die Nachricht, erinnert sich an Begegnungen mit ihm und stellt vor allem die weltweite Wirkung des Papstes heraus.

Autor/in:
Tobias Fricke
Papst Franziskus beim Weltkirchenrat / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus beim Weltkirchenrat / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wann und wie haben Sie die Todesmeldung von Papst Franziskus erhalten, war das ein Schock für Sie?

Dr. Dominikus Schwaderlapp (Weihbischof des Erzbistums Köln): Ich hatte um halb elf am Ostermontag die heilige Messe in Schönstadt und kam gerade in die Kirche herein. Dann wurde mir das gesagt. Ich hatte vorher keine Nachrichten gehört, das Handy schon ausgemacht und war dann auch geschockt, wie es wohl auch zu erwarten war. Ich habe ihn am Sonntag nicht gesehen, aber meine Familie hat es gesehen. Meine Familie sagte, dass er sehr schwach gewesen sei. Die letzten Bilder, die ich von ihm sah - auch das Gesicht - erinnerten mich an die letzte Phase des Lebens von Johannes Paul dem II. Es war nicht völlig überraschend, aber doch schockierend.

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp predigt im Pontifikalamt im Kölner Dom am fünften Sonntag im Jahreskreis 2025. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp predigt im Pontifikalamt im Kölner Dom am fünften Sonntag im Jahreskreis 2025. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, nach Rom zu reisen? 

Schwaderlapp: Nein, da sind andere gefordert. Ich werde hier morgen die Trauerfeierlichkeiten in den Heiligen Messen mitverfolgen. Auch privat habe ich für ihn gebetet und bete weiter für ihn. Ich habe meinen Platz hier.

Dominikus Schwaderlapp

"Die Menschen haben um ihn getrauert wie um ein Familienmitglied".

DOMRADIO.DE: Sie haben eine Zeit in Kenia verbracht, wo Sie eine ganz andere Kirche kennengelernt haben, wo Jugendliche sehr begeistert sind und sich vom Glauben anstecken lassen. Wissen Sie, wie Franziskus auf die Menschen dort gewirkt hat? Hat das irgendwie eine Rolle gespielt?

Schwaderlapp: In erster Linie nicht so. Er war sehr präsent. Überall hing ein Bild von ihm. Es war immer mal wieder Thema, dass er 2015 in Kenia war. Das war schon eine große Ehre und die Bilder vom Besuch waren noch überall zu sehen. Er war irgendwie der selbstverständliche Papst und Baba. Ich bin mit vielen Gläubigen dort verbunden. Die Menschen haben um ihn getrauert wie um ein Familienmitglied.

DOMRADIO.DE: Ist denn jetzt die Zeit gekommen für einen Papst aus Afrika?

Schwaderlapp: Das weiß der heilige Geist. 

DOMRADIO.DE: Wenn Sie es sich wünschen dürften?

Schwaderlapp: Ich bin da ganz offen. Ein Papst aus Afrika wäre natürlich auch schön, aber ich kenne die entsprechenden Kardinäle nicht, die zur Debatte stehen. Ich möchte mich da gar nicht so tief hineinbegeben. Ich bin überzeugt davon, dass der Heilige Geist mit im Spiel ist. Der heilige Geist wirkt nicht so, dass er immer die eigenen Vorstellungen erfüllt, sondern umgekehrt versucht, die eigenen Vorstellungen zu öffnen für sein Wirken. Deshalb gehe ich da mit einer großen Offenheit und Gottvertrauen hinein.

DOMRADIO.DE: Wenn sie selbst zurück denken an Begegnungen mit Papst Franziskus, zum Beispiel beim Ad-limina-Besuch in Rom. Da ging es darum, dass wir in Deutschland eine Situation herrscht, in der wir uns sehr wohlfühlen und wir wirtschaftlich gut aufgestellt sind. Aber, dass wir möglicherweise auch das Gefühl haben, dass man auch ohne Kirche und ohne Papst auskommt, damit wurde der Papst konfrontiert.

Dominikus Schwaderlapp

"Er hätte die Erfahrung gemacht, jeder Mensch würde über drei Sprachen verfügen. Die Sprache der Hände, die Sprache des Herzens und die Sprache des Verstandes".

Schwaderlapp: Die deutschen Bischöfe waren zum Ad-limina-Besuch da und wurden in Gruppe eingeladen. Es gab einen Stuhlkreis und man konnte Fragen stellen. Genau dieses Thema - was Sie angesprochen haben - thematisierte auch einer der Bischöfe. Er sagte, dass ihn das an ein Stadtviertel in Buenos Aires erinnere, wo er Bischoff war und wo es auch sehr viele wohlhabende Menschen gibt.

Er hätte die Erfahrung gemacht, dass jeder Mensch über drei Sprachen verfügen würde. Die Sprache der Hände, die Sprache des Herzens und die Sprache des Verstandes. Franziskus riet uns, bei der Sprache der Hände anzufangen, wenn man Menschen bewegt etwas Gutes zu tun, werden sie feststellen, dass sie nicht nur andere froh machen, sondern auch selbst froh werden.

Dann wird ihr Herz berührt. Dann werden Sie sich fragen: Wieso ist das eigentlich so? Wieso bin ich froh, wenn ich anderen etwas Gutes tue? Dann setzt auch die Sprache des Verstandes ein und man kann darüber nachdenken, dass jeder Mensch das Abbild Gottes in sich trägt und dass Gott der Gute schlechthin ist. So kann man auf diesem Weg zum Glauben kommen. Ich fand das eine sehr hilfreiche, einfache und schöne Katechese, die er uns damit auf den Weg gegeben hat.

Dominikus Schwaderlapp

 "Er konnte sich auch selbst auf die Schippe nehmen".

 

DOMRADIO.DE: Haben Sie den Papst noch mal als humorvollen Menschen kennengelernt?

Schwaderlapp: Er hat wohl gerne gelacht. Beim Weltjugendtag in Lissabon hat er seine Predigt immer mal wieder unterbrochen und Fragen gestellt. Das war wohl seine Art. Es waren einfache Fragen, auf die geantwortet werden sollte. Er hatte spürbare Freude daran. So viele Begegnungen mit ihm persönlich hatte ich nicht. Ich hatte nur einen Rückblick gesehen, in dem er eine Predigt gehalten hat. Auf die Frage von Jesus an Petrus "Petrus liebst du mich?" hat er in die Runde gefragt "Und ihr, liebt ihr mich?" Dann lachte er. Es war eine schöne Stimmung. Er konnte sich auch selbst auf die Schippe nehmen.

Dieses Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR

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