Oft belässt der Papst die Leiter wichtiger Diözesen noch einige Zeit darüber hinaus im Amt.
Gregory hat als Erzbischof der Hauptstadt-Diözese kirchenpolitisches Gewicht - aber auch eine Hypothek zu tragen: Der Rücktritt seines Vorgängers Kardinal Donald Wuerl (82) im Herbst 2018 war vom Missbrauchsskandal überschattet.
Der vorherige Amtsinhaber Theodore McCarrick (92) musste gar wegen moralischer Verfehlungen Kardinalshut und Priesteramt abgeben.
Kampf gegen sexuellen Missbrauch
Der 1947 in Chicago geborene Afroamerikaner Gregory gilt als ebenso überzeugungsstark wie integrativ. 2001 wählten ihn die US-Bischöfe als ersten Afroamerikaner für vier Jahre zu ihrem Vorsitzenden. Im Kampf gegen sexuellen Missbrauch zeigte Gregory ein klares Profil. 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Kardinal; eine Würde, die seit 1947 jeder Erzbischof von Washington erhielt.
Gregorys Mutter war eine Sängerin; sie verdiente ihr Geld unter anderem mit Radio-Clips für den Hersteller von "Aunt Jemima"-Produkten, die mit dem rassistischen Stereotyp einer schwarzen Köchin warben. Der Vater arbeitete mit den ersten Computern.
Die Eltern waren nicht religiös, gaben ihrem Sohn aber einen tiefen Sinn für soziale Gerechtigkeit mit. Wiederholt kritisierte Gregory den früheren US-Präsidenten Donald Trump für ethnisch und gesellschaftlich spaltende Aktionen und Äußerungen.