Was sich Katholiken und andere Christen in Asien von Leo XIV. erhoffen

Beten für Papstbesuch

Wie sein Vorgänger stammt Leo XIV. vom amerikanischen Kontinent. Franziskus sah in Asien einen katholischen Zukunftskontinent und besuchte ihn während seiner Papstreise. Entsprechend groß sind dort die Erwartungen an den neuen Papst.

Autor/in:
Michael Lenz
Ansichtskarte mit Papst Leo XIV. / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Ansichtskarte mit Papst Leo XIV. / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

"Leo XIV. - Was können wir erwarten?" Die Frage des Theologen Michel Chambon und des Religionswissenschaftlers Paul Hedges der "S. Rajaratnam School of International Studies (RSIS)" in Singapur stellen sich viele. In ihrem Antwortversuch heben Chambon und Hedges die Asienerfahrung des neuen Papstes hervor. "Als ehemaliger Generalprior des Augustinerordens besuchte er zwölf Jahre lang regelmäßig asiatische Regionen, in denen der Orden präsent war", so Chambon und Hedges.

Darunter seien Länder gewesen wie China, Südkorea, Indien, Indonesien, Japan, Taiwan, Thailand und Vietnam. "Er kennt den Kontinent, seine reiche politische Landschaft und seine wichtigsten Akteure aus erster Hand." Besonders groß sind die Erwartungen an den ersten US-Amerikaner in den für Christen und vor allem Katholiken aus unterschiedlichen Gründen schwierigen Ländern China/Hongkong, Myanmar und Indien. So hoffen indische Katholiken sehnsüchtig, der neue Papst möge endlich ihr Land besuchen.

Verfolgte Christen in Indien hoffen auf Rom

"Papst Franziskus erfreute sich in Indien großer Beliebtheit und setzte als sanftmütiger Großvater auch einige dramatische Signale. Es ist jedoch unklar, wer die Schuld daran trägt, dass er Indien nicht besuchen konnte, obwohl er Sri Lanka und Bangladesch mit weniger katholischen Christen besuchte", sagte John Dayal, ein prominenter katholischer Laienvertreter, dem "KNA-Hintergrund".

Dayal beschreibt sein Land als "arrogantes Indien", in dem im Namen eines nationalistisch-politischen Hinduismus die Minderheiten der Christen und Muslime verfolgt werden. "Rom und der Nuntius sollten im Dialog mit der Regierung und dem politischen Apparat, einschließlich der Opposition, stärker in Erscheinung treten, sowie es als alle anderen Botschafter tun", findet Dayal.

Dayal macht aber auch keinen Hehl daraus, dass innerhalb der indischen Kirche von "Korruption, moralischer Verderbtheit bis zur Inkompetenz des Klerus" vieles im Argen liege. Rom müsse stärker auf die Qualität der ernannten Bischöfe achten und "irrenden Bischöfen klarmachen", dass sie ihren Rücktritt einreichen sollten. Zudem solle Leo XIV. darauf hinwirken, dass Laien stärker einbezogen werden. "Die meisten Laien fühlen sich vernachlässigt. Nur jene, die der Hierarchie nahestehen, scheinen Einfluss zu haben", klagt Dayal. "Synodalität steht nur auf dem Papier."

Menschenrechte in China

Der Brite und vehemente China-Kritiker Benedict Rogers hat eine schillernde katholische Biografie. Vor zwölf Jahren konvertierte er zum Katholizismus. "Ich wurde am Palmsonntag 2013 von Myanmars Kardinal Charles Bo in der Saint-Mary's-Kathedrale in Yangon in die Kirche aufgenommen", sagt Rogers. Zwei der größten Einflüsse in seinem Leben seien Salesianerkardinäle aus Asien - Kardinal Bo und "der mutige Kardinal Joseph Zen aus Hongkong."

Als Gründer und Co-Vorsitzender der chinakritischen Organisation "Hong Kong Watch" steht Rogers auf der Schwarzen Liste von Hongkongs Behörden. Über die zukünftige Chinapolitik von Leo XIV. sagt Rogers: "Angesichts seines gewählten Papstnamens und seiner Erfahrungen in Peru hoffe ich, dass er sich offener für Menschenrechte in China einsetzen und weniger bereit sein wird, die Kommunistische Partei Chinas zu beschwichtigen."

Aber solange Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin als Architekt des Geheimabkommens mit China über die Einsetzung von Bischöfen im Amt bleibe, werde sich eher nichts ändern. "Vielleicht ist Leo XIV. zu gegebener Zeit, sollte Parolin abberufen werden, bereit und in der Lage, einen etwas anderen Kurs einzuschlagen", hofft Rogers, der auch Direktor der Menschenrechtsorganisation "Fortify Rights" ist.

Beten für Papstbesuch

Kardinal Stephen Chow Sau-yan, Bischof von Hongkong, rief am 22. Mai während der Messe anlässlich des Amtsantritts von Papst Leo XIV. in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis die Gläubigen dazu auf, für einen Besuch des Augustiners in China zu beten. "Ich weiß, dass Papst Leo gerne China besuchen würde - das hat er mir auch gesagt. Beten Sie also bitte dafür, dass er den unerfüllten Traum von Papst Franziskus erfüllen kann", hieß es laut des Bistumsportals "Sunday Examiner" in der Predigt Chows.

An der Messe nahmen auch die ehemaligen Hongkonger Bischöfe Kardinal John Tong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun sowie Weihbischof Joseph Ha Chi-shing teil. Zen und Ha hatten sich als Chinakritiker und Unterstützer der Hongkonger Demokratiebewegung einen Namen gemacht.

Chow betonte zudem seine Unterstützung der Mission des Papstes, Einheit und Liebe innerhalb der Kirche und der Welt zu fördern. In sein bischöfliches Wappen hatte Chow neben einer Friedenstaube eine Giraffe aufgenommen: als Symbol für die Fähigkeit, das große Ganze zu sehen. Im April 2023 reiste Chow, ehemaliger China-Provinzial der Jesuiten, nach Peking. Der Besuch unterstreiche, so Chow seinerzeit, die Mission des Bistums Hongkong als "Brückenkirche".

Myanmar hofft auf Fortführung der Beziehung

Im überwiegend buddhistischen Myanmar werden Christen zwar nicht verfolgt. Aber seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 sind Gebiete der Ethnien Chin, Kachin und Karen mit ihren hohen christlichen Bevölkerungsanteilen wesentliche Schauplätze des Kriegs der Junta gegen den Widerstand.

Benedict Rogers, seit seiner Taufe in Yangon mit dem ehemaligen Birma eng verbunden, sagt: "Papst Franziskus widmete Birma stets besondere Aufmerksamkeit und war der erste Papst in der Geschichte, der das Land besuchte. Er traf mehrmals Aung San Suu Kyi, er traf ihren Sohn Kim Aris und bot ihr Asyl im Vatikan an. Ich hoffe, Papst Leo wird darauf aufbauen und sich weiterhin für Frieden und Gerechtigkeit in Birma einsetzen."

Die Gastgeberländer der Papstreise nach Asien und Ozeanien

Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur erwarten Anfang September den Besuch von Papst Franziskus. Ein Überblick der Länder.

Papst Franziskus besteigt auf dem internationalen Flughafen Leonardo Da Vinci ein Flugzeug. Franziskus beginnt eine viertägige Reise nach Bahrain. / ©  Domenico Stinellis/AP (dpa)
Papst Franziskus besteigt auf dem internationalen Flughafen Leonardo Da Vinci ein Flugzeug. Franziskus beginnt eine viertägige Reise nach Bahrain. / © Domenico Stinellis/AP ( dpa )
Quelle:
KNA