Christkönigsfest und Totensonntag

Was feiern wir da eigentlich?

Wenn man an diesem Sonntag in der Kalender schaut, so entdeckt man den Eintrag: "Totensonntag". Im liturgischen Kalender der katholischen Kirche aber ist das "Christkönigsfest" zu finden. Was hat es mit diesen Bezeichnungen auf sich?

Vergoldete Jesusfigur / © Harald Oppitz (KNA)
Vergoldete Jesusfigur / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was begeht man denn an diesem Sonntag? Totensonntag oder Christkönig?

Jan Hendrik Stens (Theologie-Redakteur): Das hängt davon ab, welcher Konfession man angehört. Der Totensonntag ist ein evangelischer Gedenktag. Der Protestantismus kennt kein fürbittendes Gebet in Form von Ablässen für die Verstorbenen, weil er das Fegefeuer als Läuterungsort nach dem Tod ablehnt. Daher spielt hier auch der Allerseelentag, den die katholische Kirche am 2. November begeht, keine Rolle. Aber es gab trotzdem den Wunsch nach einem Gedenktag für die Verstorbenen. So wurde Anfang des 19. Jahrhunderts durch den preußischen König der Totensonntag eingeführt. Das ist der letzte Sonntag vor Beginn der Adventszeit.

Für Katholiken ist an diesem Sonntag dagegen ein Hochfest, nämlich das Christkönigsfest oder - wie man bei uns etwas lapidarer formuliert - der Christkönigssonntag. Dieses Christkönigsfest selbst ist noch relativ jung. Das wurde erst im Jahr 1925 eingeführt und ist seit der Erneuerung der Liturgie 1969/70 an dieser Stelle im Kirchenjahr. Früher wurde es am letzten Sonntag im Oktober gefeiert, also dem Sonntag vor Allerheiligen. Heute ist Christkönig der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Man schaut so auf die Königsherrschaft Jesu Christi, die länger währt als alle unsere irdischen Herrschaften. Es ist ein eschatologischer, ein endzeitlicher Ausblick.

Weil der Totensonntag an dieser Stelle im Kalender schon etwas länger steht als unser Hochfest, sprechen eben auch Katholiken eher vom Totensonntag, also von Christkönig. Aber es ist ein evangelischer Gedenktag, der in etwa dem katholischen Allerseelentag entspricht. Allerdings feiern die Anglikaner und viele englischsprachige Lutheraner an diesem Sonntag ebenfalls wie wir Katholiken Christkönig.

DOMRADIO.DE: Jetzt kennt mancher auch die Bezeichnung "Ewigkeitssonntag". Ist das wieder etwas ganz anderes?

Stens: Nein. Ewigkeitssonntag ist, wenn man so will, eine theologisch etwas andere Gewichtung des Totensonntags. Das Totengedenken kann ja ganz unterschiedliche Aspekte haben. Zum einen den Aspekt der Trauer der Angehörigen, die um einen Verstorbenen trauern.

Auf der anderen Seite ist aber - gerade unter christlichem Aspekt - mit dem Tod noch nicht Schluss. Der Tod ist für uns der Übergang ins ewige Leben. Dieses ewige Leben hat seinen Sitz in diesem Begriff "Ewigkeitssonntag". Man schaut darauf, dass mit dem Ende des irdischen Lebens der Gang in das ewige Leben erfolgt und demnach der Weg noch nicht zu Ende ist.

Letztendlich ist das eine andere Gewichtung, die aber wiederum ganz gut zum Christkönigsfest passt. Hier haben wir eigentlich den Gedanken der Königsherrschaft Jesu Christi und des ewigen Lebens sehr schön beieinander, sodass man die Bezeichnungen "Ewigkeitssonntag" und "Christkönigsfest" theologisch wunderbar unter einen Hut bekommen kann.

Das Interview führte Aurelia Rütters.

Quelle:
DR