Christkönigssonntag im Kölner Dom

"Jesus hat am Kreuz Frieden geschaffen"

Der Kölner Domkapitular Josef Sauerborn sieht im Tagesevangelium zum Tode Jesu eine durchaus hoffnungsvolle Botschaft. In seiner Predigt verband er den Klagepsalm 22 mit dem Bericht über den Tode Jesu, an dessen Ende die Gnade stehe.

Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction ( shutterstock )

"Wo ist nun dein Gott?" frage der Psalm 22 und fragt Domkapitular Josef Sauerborn in seiner Predigt im Kölner Dom. Mühsam kämpften die Psalmen gegen den "Lebenszynismus" an. Die Beter der Psalmen glaubten nicht kampflos. Sie ringen um ihre Zuversicht und: "Nicht selten bleibt nur ein Schrei der Klage zurück", so Sauerborn. In den Psalmen durchlebe die Heilige Schrift Höhen und Tiefen des Menschseins, die Widersprüchlichkeit der Gefühle und die immer drohende Gefahr des Glaubensverlustes. Die Psalmen gehörten in das Herz der Offenbarung. Sie formulierten festes Vertrauen in Gott und nackte Verzweiflung über Gott. 

Die schneidende Frage 'Wo ist denn dein Gott?' schlage mit voller Wucht unter dem Kreuz zu, schlägt Domkapitular Sauerborn die Brücke zum Evangelium. Mitten im Spott hänge Jesus. "Still hängt er am Kreuz und trägt die tödliche Verletzung seiner Seele". Er habe die quälende Frage zu ertragen. Doch ein Wort tiefen Glaubens erreiche ihn - das des Mitgekreuzigten "Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst".

"Jesus hat am Kreuz Frieden geschaffen", verdeutlicht Sauerborn. In ihm wohne "die Fülle Gottes". Gott offenbare sich am Kreuz. Gott selbst setzt sich in Jesus der Gottlosigkeit der Welt aus. Der Schrei der Psalmen 'Wo ist denn dein Gott"' erreicht Gott selbst, der in seiner ganzen Fülle in Christus wohnt". Gott selbst trage das Leid. "Die Balken des Kreuzes binden den uralten Schrei der Psalmen in das Leiden Jesu und so in das Herz Gottes", erläutert der Domkapitular. Im Schrei der Gottesverlassenheit gipfelt die ganze Gottesnot des verlorenen Menschen. Doch mit Jesus fließt die Gnade. So ende auch Psalm 22 mit der hoffnungsvollen Ansage: Er hat mich nicht verachtet, nicht verabscheut. Er hat auf mein Schreien gehört. 

Mariazeller Messe von Haydn

Musikalisch wurde dieser Gottesdienst gestaltet von der Domkantorei Köln und der Kölner Domkapelle unter der Leitung von Winfried Krane. Sie führten die Mariazeller Messe von Joseph Haydn auf, Sopransolo: Jutta Krane. An der Orgel spielte Winfried Bönig. 


 © Bonifatiuswerk
© Bonifatiuswerk

Heute ist auch Diasporasonntag, an dem katholische Christinnen und Christen bundesweit in den Gottesdiensten für die Belange ihrer Glaubensgeschwister in der Diaspora beten und Spenden sammeln.


Christkönigssonntag

Christus ist der Herr über den ganzen Kosmos. Er hält die Zeit in seinen Händen. Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende jeglicher Existenz. Er ist der König, der sich wie der gute Hirt um seine Herde sorgt und den Verlorenen nachgeht. Vor Pilatus sagt Jesus: "Ich bin ein König; ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme" (Joh 18,37). Das Christkönigsfest wurde von Papst Pius XI. 1925 eingeführt. Indem es am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert wird, macht es sichtbar, dass der erhöhte Herr das Ziel unserer irdischen Pilgerschaft ist.

Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, November 2022, www.tedeum-beten.de

 

Mehr zum Thema