Warum viele Katholiken in Deutschland kaum mitbestimmen dürfen

Mehr Stimme, mehr Vielfalt

Mehr Mitsprachemöglichkeiten für Christen anderer Muttersprachen wünscht sich Valentina Sudic. Die Theologin repräsentiert im Synodalen Ausschuss, einem Gremium des deutschen Kirchen-Reformprojekts Synodaler Weg, 120 Nationalitäten.

Symbolbild Gottesdienstbesucher / © Nicolas Ottersbach (DR)
Symbolbild Gottesdienstbesucher / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Dem kirchlichen Internetportal katholisch.de sagte Sudic am Mittwoch, sie wünsche sich Unterstützung und mehr Repräsentanz.

"Es ist für mich auch eine große Herausforderung, weil ich allein über 120 Nationalitäten vertreten soll, die von unterschiedlichen Kontinenten kommen und ganz unterschiedliche Kulturen haben. Deshalb sind wir als muttersprachliche Gemeinden in diesen synodalen Gremien zu wenig präsent und müssten mehr Plätze und Stimmen bekommen", erklärte die Theologin. Mehr als 16 Prozent der Katholiken in Deutschland haben eine ausländische Staatsangehörigkeit.

Texte sind schwer zu übersetzen

Sudic sagte, die Texte des Synodalen Weges seien nicht leicht zu übersetzen, "weil man immer eine große Fußnote mit Erklärungen schreiben müsste, welchen Hintergrund diese Entwicklungen in der Kirche in Deutschland haben". So bräuchte es ihrer Meinung nach gerade bei den Grundtexten jemanden, der sie interpretiert. Bei vielen Gläubigen anderer Muttersprache bleibe deshalb eine Unsicherheit zurück und das bedeute: "Wenn sie sich unsicher sind, dann hört man auf das, was der Bischof der Kirche im Heimatland oder was Rom sagt. Diese Meinung wird dann übernommen."

Muttersprachliche Gemeinden können laut Sudic eine Brücke zwischen der Kirche in Deutschland und der Weltkirche schlagen. "Dafür können wir Botschafterinnen und Botschafter sein." Größere Repräsentanz muttersprachlicher Gemeinden in synodalen Prozessen sei so wichtig, "weil die Prozesse sich dadurch auch weltweit verbreiten".

Neue Konzepte vor Ort

Auch in synodalen Gremien auf Bistumsebene sind muttersprachliche Gemeinden laut der Theologin unterrepräsentiert: „Nur in drei der 27 Bistümer in Deutschland können Mitglieder muttersprachlicher Gemeinden auch Teil der synodalen Gremien auf Bistumsebene sein, erklärte sie. Dabei spielten Laiinnen und Laien in den muttersprachlichen Gemeinden eine sehr große Rolle, weil es dort nur wenige hauptamtliche Mitarbeitende und viel ehrenamtliches Engagement gebe.

Und auch auf lokaler Ebene sieht Sudic Reformbedarf im Zusammenleben von Ortsgemeinde und muttersprachlichen Gemeinden: "Es braucht neue, gemeinsame Konzepte, bei denen nicht die Traditionen der einen Gemeinde der anderen übergestülpt werden. Warum können im Sonntagsgottesdienst der Gemeinde nicht eine Lesung in einer anderen Sprache als Deutsch vorgetragen und gemeinsam Lieder in den unterschiedlichen Muttersprachen gesungen werden?" Das wäre laut Sudic eine Bereicherung für alle.

Synodaler Ausschuss

Der Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des Reformprojekts Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll unter anderem die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem neuen Gremium wollen Bischöfe und Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen, die sie bei dem 2019 gestarteten Synodalen Weg begonnen haben.

Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner (SW)
Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA