Warum Redakteur Roland Müller König Charles III. die Hand gab

König statt Papst

DOMRADIO.DE-Redakteur Roland Müller wollte eigentlich Papst Leo die Hand schütteln, begegnete dafür aber zufällig dem englischen König Charles in Rom. Ein Erlebnisbericht von einer Wallfahrt zum Heiligen Jahr in die Ewige Stadt.

Autor/in:
Roland Müller
Königin Camilla und König Charles III., König des Vereinigten Königreichs, am 23. Oktober 2025 auf dem Weg zur Basilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom / © Daniel Ibanez/Vatican Pool/Romano Siciliani (KNA)
Königin Camilla und König Charles III., König des Vereinigten Königreichs, am 23. Oktober 2025 auf dem Weg zur Basilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom / © Daniel Ibanez/Vatican Pool/Romano Siciliani ( KNA )

Nach Rom reisen und dem Papst begegnen, ihm vielleicht sogar die Hand schütteln – diesen Traum haben wohl viele Pilgerinnen und Pilger, die die Ewige Stadt besuchen. Auch ich wollte Leo XIV. hautnah in der vergangenen Woche erleben, die ich in Rom verbracht habe. Das aktuelle Heilige Jahr hatte ich zum Anlass genommen, die Gräber der Apostel Petrus und Paulus zu besuchen und die Heilige Pforte im Petersdom zu durchschreiten. 

Um dem Papst begegnen zu können, habe ich den Besuch der Generalaudienz fest in mein Urlaubsprogramm eingeplant. Immer mittwochs um 10 Uhr empfängt Leo XIV. – wie auch seine Vorgänger – die Katholikinnen und Katholiken auf dem Petersplatz oder in der vatikanischen Audienzhalle, die sich auf den Weg nach Rom gemacht haben. Dafür benötigt man Eintrittskarten, die man beim Deutschen Pilgerbüro in der Ewigen Stadt oder direkt bei der Präfektur des Päpstlichen Hauses über ein Online-Formular kostenlos bestellen kann.

Regen machte die Pläne von DOMRADIO.DE-Redakteur Roland Müller zunichte, Papst Leo die Hand zu schütteln. / © Roland Müller (DR)
Regen machte die Pläne von DOMRADIO.DE-Redakteur Roland Müller zunichte, Papst Leo die Hand zu schütteln. / © Roland Müller ( DR )

Doch ich wollte mit meiner Familie dem neuen Papst besonders nahekommen, vielleicht sogar ein paar Worte mit Leo wechseln können. Deshalb fragte ich beim Ausfüllen der Angaben auf der Internetseite der Präfektur in einem Feld an, ob das irgendwie möglich sei. Darauf erhielt ich nur eine allgemeine Antwort aus dem Vatikan, dass Karten für die Generalaudienz für mich zum Abholen bereit liegen würden. Dennoch wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass es mit Plätzen ganz vorne bei der Generalaudienz vielleicht doch noch klappen könnte.

Ganz vorne beim Papst

Deshalb stellte ich mich am Nachmittag vor der Generalaudienz gespannt in die lange Schlange an den Kolonnaden des Petersplatzes. Nach mehr als zwei Stunden des Anstehens und Gesprächen mit meinen Leidensgenossen in der Warteschlange konnte ich endlich durch das Bronzetor vorbei an den Schweizergardisten in den Apostolischen Palast eintreten und in einem kleinen Büro die Karten abholen. Ich hatte Glück: In dem Umschlag der Präfektur lagen tatsächlich Tickets mit dem Aufdruck "reparto speciale" für den Sonderbereich ganz vorne beim Papst. Meinem Handschlag mit Leo schien nun nichts mehr im Wege zu stehen.

DOMRADIO.DE-Redakteur Roland Müller kam Charles und Camilla sehr nah. / © Roland Müller (DR)
DOMRADIO.DE-Redakteur Roland Müller kam Charles und Camilla sehr nah. / © Roland Müller ( DR )

Ich hatte mich leider zu früh gefreut. Zwar konnte ich mit meiner Familie ganz in der Nähe des Papstes bei der Generalaudienz sitzen: Wir hatten Plätze in der dritten Reihe, waren also sehr weit vorne und sahen Leo aus wenigen Metern Entfernung, wie er mit dem Papamobil auf den Petersplatz fuhr, seine Katechese hielt und mit Pilgergruppen Fotos auf den Stufen vor Sankt Peter machte. Doch dann fing es zu regnen an. Und Leo setzte seinen Rundgang leider nicht in Richtung Sonderbereich fort, sondern kehrte zu seinem überdachten Platz zurück, um Prominente, Pilger und Neuvermählte persönlich zu begrüßen.

Ein ganz besonderes Fahrzeug

Die Enttäuschung war groß, denn wir hatten uns einen Platz ganz nahe an der Absperrung gesichert, um Leo die Hand geben zu können. Doch davon ließ ich mir die Stimmung nicht verderben und besuchte am Donnerstag den Petersdom, das eigentliche Ziel meiner Rom-Wallfahrt. Beim Verlassen von Sankt Peter konnte ich einen Blick auf ein ganz besonderes Fahrzeug erhaschen, das eskortiert von Polizei über den Petersplatz in den Vatikan fuhr. Für einen kurzen Moment konnten meine Familie und ich darin tatsächlich den englischen König Charles III. und Königin Camilla sehen. 

Charles und Camilla verlassen die Basilika Sankt Paul vor den Mauern. / © Roland Müller (DR)
Charles und Camilla verlassen die Basilika Sankt Paul vor den Mauern. / © Roland Müller ( DR )

Wir hatten zwar davon gehört, dass sich der britische Monarch zu einem historischen Treffen in Rom aufhielt – erstmals seit der Reformation beteten der Papst und der König von England gemeinsam in der Sixtinischen Kapelle. Aber ich hätte nicht gedacht, dass wir Charles zu Gesicht bekommen würden. Wenig später klang die englische Nationalhymne "God save the King" aus dem Damasushof auf den Vorplatz von Sankt Peter herüber. Ein Hauch britisches Flair im Vatikan.

Ökumenische Annäherung

Doch es sollte noch besser kommen. Am Donnerstagnachmittag machte ich mich zur Basilika Sankt Paul vor den Mauern auf, die etwas außerhalb des römischen Zentrums liegt. Dort wollte ich durch die letzte der vier Heiligen Pforten der Ewigen Stadt gehen und am Grab des heiligen Paulus beten. Doch ich kam nicht in die Paulskirche, denn das Gotteshaus war für eine Liturgie mit dem englischen König für die Öffentlichkeit gesperrt. Dort sollte Charles III. auch den für ihn geschaffenen Titel "Königlicher Konfrater" samt einem Sitz mit seinem Wappen im Chor der Basilika erhalten. Ein Zeichen der ökumenischen Annäherung zwischen der katholischen Kirche und der Church of England.

König Charles und seine Gemahlin Camilla beim Bad in der Menge vor Sankt Paul vor den Mauern. / © Roland Müller (DR)
König Charles und seine Gemahlin Camilla beim Bad in der Menge vor Sankt Paul vor den Mauern. / © Roland Müller ( DR )

Ich wusste nicht recht, ob ich auf den Einlass in die Kirche warten sollte, bemerkte aber, dass sich eine kleine Traube an Menschen vor den Sicherheitskontrollen bildete. Ich stellte mich einfach dazu und wurde durchgelassen. Mit etwa hundert weiteren Pilgern aus aller Welt, Fans der britischen Monarchie und einigen Schülerinnen und Schülern einer englischsprachigen Schule aus Rom wartete ich an einer Absperrung einige Meter vor der Basilika. Worauf? Das wurde mir erst mit der Zeit klar: Wenn wir Glück hätten, würden Charles und Camilla beim Verlassen von Sankt Paul vor den Mauern an uns vorbeigehen und uns eventuell sogar die Hand geben, erklärte ein britischer Sicherheitsbeamter uns Wartenden. Ausgesprochen freundlich, aber bestimmt erklärte er auch, was alles nicht möglich sei: Selfies, Umarmungen oder Küsschen zur Begrüßung.

Eine unvergessliche Wallfahrt

Nach anderthalb Stunden des Wartens kam das britische Königspaar tatsächlich an uns vorbei. Ich konnte König Charles III. und seiner Gemahlin Camilla die Hand geben und Hallo sagen. Charles fragte alle sogar, woher sie kommen würden. Der königliche Händedruck war angenehm, seine Hand fühlte sich gepflegt, aber etwas faltig an. Kurz nach der Abfahrt des königlichen Autos wurden die Tore der päpstlichen Basilika für die Pilgerinnen und Pilger wieder geöffnet und ich konnte durch meine letzte Heilige Pforte in Rom schreiten. 

Die Heilige Pforte in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern. / © Roland Müller (DR)
Die Heilige Pforte in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern. / © Roland Müller ( DR )

Mein Vorhaben, Papst Leo XIV. die Hand zu geben, war leider nicht geglückt. Aber dafür konnte ich zufällig und unverhofft König Charles III. begegnen. Nicht nur aufgrund dieser Anekdote wird mir meine Pilgerreise nach Rom im Heiligen Jahr 2025 sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben. Die Besuche an den römischen Apostelgräbern, das Durchschreiten der Heiligen Pforten und die weiteren geistlichen Erfahrungen in Rom haben diese Wallfahrt für mich und meine Familie unvergesslich gemacht.

König Charles III. und die Religionen

König Charles III. ist das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Church of England. Er ernennt auf Vorschlag des Premierministers die 108 Erzbischöfe und Bischöfe, die ihm dann die Treue schwören und nach der Weihe huldigen. In Schottland ist er Mitglied der presbyterianischen Church of Scotland, hatte dort aber keine offizielle Funktion.

Papst Franziskus empfängt den britischen Prinzen Charles und seine Ehefrau Camilla am 4. April 2017 zu einer Privataudienz / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt den britischen Prinzen Charles und seine Ehefrau Camilla am 4. April 2017 zu einer Privataudienz / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR

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