König Charles III. und die Religionen

Papst Franziskus empfängt den britischen Prinzen Charles und seine Ehefrau Camilla am 4. April 2017 zu einer Privataudienz / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt den britischen Prinzen Charles und seine Ehefrau Camilla am 4. April 2017 zu einer Privataudienz / © Romano Siciliani ( KNA )

König Charles III. ist das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Church of England. Er ernennt auf Vorschlag des Premierministers die 108 Erzbischöfe und Bischöfe, die ihm dann die Treue schwören und nach der Weihe huldigen. In Schottland ist er Mitglied der presbyterianischen Church of Scotland, hatte dort aber keine offizielle Funktion.

Der König trägt auch den Titel "Defensor fidei" (Verteidiger des Glaubens); eine Auszeichnung, die 1521 Papst Leo X. an Heinrich VIII. verlieh, der zu dem Zeitpunkt noch heftig gegen Martin Luther polemisierte, später aber mit Rom brach und die anglikanische Kirche gründete. In der Vergangenheit bezogen die englischen Monarchen die Verteidigung des Glaubens ausschließlich auf die Church of England.

Doch in der Regierungszeit der verstorbenen Königin Elizabeth hat sich der Blickwinkel deutlich geweitet.

Begegnungen mit Päpsten

Charles traf mit drei Päpsten zusammen: Johannes Paul II. und Benedikt XVI., als sie das Vereinigte Königreich besuchten, und Papst Franziskus in Rom. Was Papst Franziskus und König Charles III. verbindet, ist ihr leidenschaftlicher Einsatz für den Umweltschutz.

Papst Franziskus hat für die Krönung einen Splitter vom "Wahren Kreuz" - also einen Splitter vom Kreuz, an dem Jesus starb - geschenkt. Er wurde in ein Prozessionskreuz eingearbeitet, das bei der Krönungsprozession in die Kirche vorangetragen wird.

Stärkung des interreligiösen Dialogs

Bereits als Thronfolger hat sich Charles für den Schutz aller Religionen im Land eingesetzt. Bei seiner Krönung am 9. Mai nahmen deswegen Vertreter der verschiedensten Religionen teil. Er ist persönlich fest in der anglikanischen Kirche verankert, hat aber darüber hinaus ein breites spirituelles Interesse. In der Vergangenheit besuchte er mehrfach den Berg Athos und verbrachte Zeit bei den orthodoxen Mönchen.

In der islamischen Welt erfreut er sich eines guten Rufes, seit er in den 1990er Jahren eine grundlegende Rede zum Islam hielt. Er gilt als ausgesprochen islamophil, hat sogar Arabisch gelernt und verblüffte bereits seine Gastgeber in der Kairoer Al-Azhar-Moschee mit der Rezitation von Koranversen.

Auch zum Judentum unterhält Charles seit langer Zeit warme Beziehungen. Schon als Kronprinz brachte er sich als Schirmherr von Wohltätigkeitsorganisationen ein und engagierte sich für das Gedenken an den Holocaust. 2020 besuchte er Israel und die Palästinensischen Gebiete zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis übernachtete vor der Krönung sogar in der Residenz des Königs, damit er die Sabbat-Gebote einhalten konnte. Außerdem wurde er von Charles geadelt. (KNA, 13.11.2023)