Wer schon einmal an einer Führung über die Dächer des Kölner Doms teilgenommen hat, weiß: Dort erwartet Besucherinnen und Besucher eine atemberaubende Aussicht und ein spannender Blick hinter die Kulissen des Doms. Hoch oben unter dem Dach gibt es außerdem eine ganz besondere WC-Anlage für die Handwerkerinnen und Handwerker der Dombauhütte, denn sie müssen schließlich auch mal zur Toilette.
Vor 35 Jahren mussten Steinmetze, Glasrestauratorinnen und andere Handwerkerinnen und Handwerker dafür noch bis zur Dombauhütte neben dem Dom hinunterlaufen und anschließend wieder zu ihrem Arbeitsplatz hochgehen. Das dauerte rund eine halbe Stunde. Dadurch ging kostbare Arbeitszeit verloren.
Zwei achteckige Pavillons
Deshalb wurden zwei achteckige Pavillons gebaut, fertiggestellt im April 1991. Einer dient seitdem als Aufenthaltsraum mit Teeküche, im anderen befinden sich die Toiletten, die die Berufsgenossenschaft gefordert hatte. Zusätzlich entstand unter dem Dach ein großer Arbeitsraum mit Werkbänken, Maschinen und Materiallagern – eine zweite Dombauhütte unter dem Dach der Kathedrale.
Die Installation der Toilettenanlage war technisch sehr anspruchsvoll. Die langen Abwasserrohre und Leitungen wurden außen an der Domwand entlanggeführt. Frisch- und Abwasserleitungen verlaufen vom Keller des früheren Domlädchens (des heutigen Lambertin-Ladenlokals) bis zur Decke im Domdach. Damit das, was in der Toilette landet, auf dem Weg nach unten im Winter nicht einfriert, heizen Sensoren die Rohre automatisch. Die Leitungen verlaufen zwischen Decke und Gewölbe. Dort liegen sie in Edelstahlwannen, die eventuelle Lecks sofort sichtbar machen. Ein Messgerät sorgt dafür, dass in einem solchen Fall automatisch die Frischwasserversorgung unterbrochen wird. Damit das Wasser überhaupt bis aufs Domdach gelangen kann, ist ein hoher Druck nötig. Eine spezielle Pumpe im Keller des heutigen Lambertin-Ladenlokals sorgt dafür, dass dies gelingt.
Über Aufwand und Kosten des Projekts wurde in Köln damals viel gesprochen: 400.000 Mark betrugen die Gesamtkosten für die beiden Pavillons mit Werkraum, Pausenraum und WC-Anlage. Der damalige Dombaumeister Professor Dr. Arnold Wolff bezeichnete die Maßnahme als "sinnvolle, wohlüberlegte Investition, die nicht nur den Mitarbeitern ihren Arbeitsalltag erleichtert, sondern zudem noch Kosten spart". Der lange Weg zur Toilette fiel weg, Lohnkosten konnten um rund 100.000 Mark pro Jahr reduziert werden. Rückblickend hat sich die Investition für alle Beteiligten gelohnt.
Weitere Toiletten im Sakristeigebäude
Von der aufwendigen Installationstechnik der WC-Anlage unter dem Dach des Kölner Doms sehen die Besucherinnen und Besucher einer Führung dort oben kaum etwas.
Im Kölner Dom gibt es weitere Toiletten im Sakristeigebäude nördlich der Kreuzkapelle in der vierten Etage. Sie stehen den am Dom Beschäftigten zur Verfügung – also Priestern, Küstern, Organisten, Domschweizerinnen und Domschweizern. Auch Chormitglieder dürfen sie während der Proben nutzen.
Für Touristinnen und Touristen stehen öffentliche Toiletten rund um den Kölner Dom bereit, etwa an der Südseite auf dem Weg zum Parkhaus oder zur Turmbesteigung und im Hauptbahnhof.