Warum der Sonntag einem Herrenfest weicht

Sonntag mit Prägung

An diesem Sonntag ist die liturgische Farbe nicht grün, sondern weiß. Die Kirche feiert das Fest der Verklärung des Herrn. Wie aber kommt es, dass ein Fest den Sonntag verdrängen kann, wo sonst die Heiligen dem Herrn weichen müssen?

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Verklärung des Herrn / © Peter Paul Rubens
Verklärung des Herrn / © Peter Paul Rubens

Heiligenfeste haben für gewöhnlich die Eigenschaft, dass sie an Sonntagen nicht begangen werden und daher ab und an ausfallen. Zuletzt erging es dem Fest der Heimsuchung Mariens im deutschsprachigen Raum so, da der 2. Juli in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel. Nur Hochfeste der Heiligen können es mit einem Sonntag im Jahreskreis aufnehmen. Die liturgische Regel dahinter ist recht einfach: Der Herr selbst, zu dessen Ehren der Sonntag begangen wird und der daher auch gerne Herrentag (lat. Dominica, it. Domenica, frz. Dimanche) genannt wird, hat Vorrang vor den Heiligen, die lediglich auf ihn verweisen.

Unter den datumsgebundenen Festen gibt es aber vier, die – im Jahreskreis liegend – am Sonntag dennoch begangen werden und somit die liturgische Farbe wechseln lassen. Es handelt sich hier um die vier Herrenfeste Darstellung des Herrn (2. Februar), Verklärung des Herrn (6. August), Kreuzerhöhung (14. September) und den Weihetag der Lateranbasilika (9. November), die neben denen des Täufer- und Evangelisten-Johannes auch den Namen des Erlösers trägt. Da hier also ohnehin eine Christus-Prägung der Feste vorliegt, kommt es zu keiner inhaltlichen Kollision am Herrentag, weshalb Herrenfeste die Sonntage im Jahreskreis verdrängen.

Vorgeschmack auf die Herrlichkeit Gottes

Inhaltlich geht es beim Fest der Verklärung des Herrn um den Aufstieg Jesu mit drei seiner Jünger – Petrus, Jakobus und Johannes – auf einen Berg, wovon die drei Synoptiker Matthäus, Markus und Lukas in ihren Evangelien berichten. Dort verwandelt Jesus sein Aussehen und seine Gewänder leuchten strahlend weiß, während Mose und Elia erscheinen und mit ihm reden. Petrus scheint überwältigt von der Situation und schlägt Jesus vor, drei Hütten zu bauen. Aber dann erscheint eine Wolke, aus der eine Stimme spricht: "Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!" – Verschiedene Bezüge werden aus diesen Textstellen deutlich, vor allem aber Jesu Bestätigung als Messias durch den Vertreter des Gesetzes und den der Propheten des Alten Bundes mit der Aufforderung Gottes selbst, auf ihn zu hören.

Im Anschluss an das messianische Bekenntnis des Petrus (Mt 16,18) offenbart sich Jesus auf dem Berg den drei Jüngern als der wahrhaftige Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Doch beim Abstieg wird ihnen von Jesus eingeschärft, mit niemandem über das auf dem Berg Geschehene zu sprechen. Es war nur ein Vorgeschmack. Die eigentliche Offenbarung sollte auf Golgota am Kreuz stattfinden.

In Armenien mit dem Wardawar-Fest verbunden

Seit Cyrill von Jerusalem (313-386) wird der Berg Tabor als der Ort der Verklärung gesehen, wo auch heute die gleichnamige Kirche steht. In der Ostkirche wurde das Fest der Verklärung des Herrn schon sehr früh gefeiert. In Armenien wurde es eingeführt, um das heidnische Rosenblütenfest zu verdrängen. Daher ist das Verklärungsfest dort am 7. Sonntag nach Trinitatis eng mit dem Wardawar-Fest verbunden, an dem sich die Menschen dort gegenseitig mit Wasser bespritzen.

Verklärungskirche auf dem Berg Tabor / © irisphoto1 (shutterstock)
Verklärungskirche auf dem Berg Tabor / © irisphoto1 ( shutterstock )

Die orthodoxen Kirchen feiern die Verklärung des Herrn am 6. August, wie auch die Westkirche, wo sich das Fest ab dem 10. Jahrhundert ausbreitete. Papst Calixtus III. nahm es in Erinnerung an den Sieg über die Türken bei der Belagerung von Belgrad (1456) ein Jahr später in den Kalender der lateinischen Kirche auf.

Liturgische Farbe wechselt von grün auf weiß

Eine Besonderheit der drei Herrenfeste ist, dass sie, wenn sie auf einen Wochentag fallen – wie alle anderen Feste auch –, nur am entsprechenden Tag gefeiert werden. Fallen sie jedoch auf einen Sonntag, beginnen sie – wie auch der Sonntag – mit der Vesper am Vorabend. In der Liturgie der Messfeier wird dann auch das Glaubensbekenntnis gesprochen bzw. gesungen. Es handelt sich also bei diesen Festen nicht um hochfeierliche Anlässe, sondern lediglich um eine Prägung eines sonst gewöhnlichen Sonntags durch die Änderung der liturgischen Farbe – in diesem Fall von grün auf weiß – und vielleicht um eine etwas nuancenartige Steigerung in der Läuteordnung.

Christusfenster im Kölner Dom

Das Christusfenster im nördlichen Querhaus gehört nicht zum ursprünglichen Glasmalereibestand des Kölner Domes, sondern gelangte erst 1823 in die Kathedrale. Ursprünglich gehörten die Glasgemälde zu zwei verschiedenen Fensterzyklen, die um 1525 und 1562 entstanden sind. Ihre Herkunft ist nicht gesichert; wahrscheinlich stammen sie aber aus den Kreuzgängen der Kölner Klöster St. Apern und St. Cäcilien. Die Klöster waren im Zuge der Säkularisation um 1800 aufgelöst, die Kreuzgänge in Folgezeit abgebrochen worden.

Einzeldarstellung des Christusfensters im Kölner Dom: Verklärung auf dem Berg Tabor (Dombauhütte Köln)
Einzeldarstellung des Christusfensters im Kölner Dom: Verklärung auf dem Berg Tabor / ( Dombauhütte Köln )
Quelle:
DR