Warum Maria Königin in diesem Jahr ausfällt

Sonntag sticht Heiligengedenktag

Gedenktage in der Kirche sind ja eigentlich sehr alt. Beim Gedenktag Maria Königin ist das aber anders. Die Hintergründe und warum der Gedenktag in diesem Jahr ausfällt, erklärt DOMRADIO.DE-Redakteur Jan Hendrik Stens.

Flügelaltar in der Dorfkirche Ponickau (Sachsen) zeigt Marienkrönung mit Gottvater, Christus und Engeln / © Rainer Oettel (epd)
Flügelaltar in der Dorfkirche Ponickau (Sachsen) zeigt Marienkrönung mit Gottvater, Christus und Engeln / © Rainer Oettel ( epd )

DOMRADIO.DE: Warum ist Maria Königin kein sehr alter Gedenktag?

Jan Hendrik Stens (Redaktion Liturgie): Die Geschichte geht auf das Jahr 1954 zurück. Da hat Papst Pius XII., ein Marianisches Jahr abgeschlossen. 100 Jahre zuvor war das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis verkündet worden, was dann 100 Jahre danach als feierliches Jahr begangen wurde. Zum Abschluss dieses Marianischen Jahres wurde das Fest Maria Königin ins Leben gerufen.

Die Verehrung der Gottesmutter als Königin ist allerdings um einiges älter und ursprünglich wurde dieses Fest am 31. Mai zum Abschluss des Marienmonats Mai gefeiert.

DOMRADIO.DE: Die Verehrung ist also einiges älter. Woran macht sich das fest?

Stens: Wenn man heute auf Altären oder Epitaphien nachschaut und dort marianische Darstellungen sieht, dann kann man sehen, dass die Krönung Mariens im Himmel schon im Mittelalter sehr früh gefeiert worden ist. Im glorreichen Rosenkranz zum Beispiel heißt das allerletzte Gesätz "der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat".

Aber ein entsprechendes Fest dazu hatte es bis dahin nicht gegeben.

DOMRADIO.DE: Heute ist zwar der 22. August, an dem normalerweise Maria Königin gefeiert wird, aber dieser Gedenktag fällt in diesem Jahr aus. Warum?

Stens: Weil dieser Gedenktag in diesem Jahr auf einem Sonntag liegt. Mit der Neuordnung des liturgischen Kalenders 1969, mit der auch viele Namenstage verschoben worden sind, ist auch dieser Gedenktag vom 31. Mai auf den 22. August verschoben worden. Das ist genau eine Woche nach dem Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel, also der Oktavtag.

Der Rang eines Gedenktags ist niedriger angesetzt als der des Sonntags. Man wollte mit der liturgischen Neuordnung auch die Sonntage möglichst von Heiligengedenktagen freimachen, damit der ursprüngliche Charakter des Sonntags, der Tag der Auferstehung, der Herrentag, wieder zur Geltung kommt.

Deswegen werden die Sonntage durch Heiligengedenktage – es sei denn, es sind Hochfeste – nicht verdrängt.

DOMRADIO.DE: Mariä Himmelfahrt vor einer Woche fiel aber auch auf einen Sonntag. Wir haben trotzdem gefeiert.

Stens: Richtig! Das hat damit zu tun, dass Mariä Himmelfahrt in der Tat kein einfacher Gedenktag, sondern ein richtiges Hochfest ist. Hochfeste können Sonntage, sofern sie im Jahreskreis liegen, tatsächlich verdrängen.

Also zum Beispiel, Peter und Paul, aber auch Johannes der Täufer und Mariä Himmelfahrt. Wenn diese Hochfeste auf einen Sonntag fallen, dann wird an diesem Sonntag das entsprechende Hochfest gefeiert.

DOMRADIO.DE: Was feiern wir eigentlich an Maria Königin?

Stens: Nachdem Maria in den Himmel aufgenommen worden ist, wird sie dort durch Christus gekrönt. Das ist erst einmal eine logische Abfolge. Deswegen macht es auch Sinn, Maria Königin jetzt am achten Tag nach Mariä Himmelfahrt zu feiern.

Maria gilt als der Prototyp dessen, was Gott mit uns Menschen vorhat, also den Menschen als Krone der Schöpfung, als Abbild Gottes zu sehen. Das wird in Maria vorweggenommen und geht sogar noch auf das Alte Testament zurück. Dort setzt sich im ersten Buch der Könige der König Salomo seine Mutter zur Rechten, als Mitregentin sozusagen. So heißt es auch im Eröffnungsvers des Gedenktages Maria Königin: "Die Braut steht zur Rechten im Schmuck von Ophirgold", aus dem 45. Psalm genommen.

Es gibt also ein alttestamentliches Vorbild und theologisch gesehen ist Maria unser großes Vorbild für die Bedeutung, für die Würde, die wir Menschen schon in uns tragen. So wird die Krönung des Menschen in Maria vorweggenommen. So kann man das Festgeheimnis in kurzen Worten erklären.

 

Jan Hendrik Stens / © Gerd Lödige (DR)
Jan Hendrik Stens / © Gerd Lödige ( DR )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema