Normalerweise lässt sich der Herr selbst an dem nach ihm benannten Tag nicht so schnell verdrängen. Der Herrentag ist "Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres", heißt es in der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils (Sacrosanctum Concilium 106). Am Sonntag feiert die Kirche das Pascha-Mysterium, bei dem sich die Gläubigen zur Eucharistie versammeln sollen. Daher entfallen immer die Gedenktage und Feste der Heiligen in den Jahren, in denen sie kalendarisch auf einen Sonntag fallen.
Doch in diesem Jahr entfällt weltweit der 13. Sonntag im Jahreskreis und macht stattdessen Platz für zwei Heilige. Grund dafür ist das Gedenken an den heiligen Petrus und den heiligen Paulus, welches im Rang eines Hochfestes steht. Nur wenigen Heiligen wird diese Ehre zuteil. Außer bei den beiden Apostelfürsten wird die Empfängnis Mariens im Schoß ihrer Mutter Anna, ihre Verehrung als Gottesmutter und die Aufnahme in den Himmel als Hochfest begangen. Ebenso feiert die Kirche den heiligen Josef und die Geburt des Täufers Johannes als Hochfest.
Allen Hochfesten ist zu eigen, dass sie bereits am Vorabend beginnen und im Falle einer Sonntagskollision den Sonntag verdrängen, sofern es sich nicht um einen Sonntag der Advents-, Fasten- oder Osterzeit handelt. In diesem Fall würden sie dann am nächstmöglichen Werktag nachgefeiert.
Unterschiedliche Charaktere
Unterschiedlicher als Petrus und Paulus können Heilige allerdings nicht sein. Simon, genannt Petrus, war der Bruder des Apostels Andreas und stammte aus Betsaida in Galiläa. Obwohl Jesus die Schwächen des gelernten Fischers genau kannte, übertrug er ihm eine wichtige Aufgabe. Im Gebiet von Cäsarea Philippi, so schreibt es der Evangelist Matthäus, fragt Jesus seine Jünger, für wen ihn die Leute halten. Auf die Frage, für wen ihn die Jünger selbst halten, antwortet Petrus mit seinem Messias-Bekenntnis. In dem Namen "Petrus", wie ihn Jesus fortan nennt, sind die künftige Sendung des Apostels und seine Vorrangstellung ausgesprochen, auf die sich bis zum heutigen Tag das Amt des Papstes beruft.
Paulus hingegen entstammte einer streng religiösen Pharisäerfamilie im kilikischen Tarsus und hieß mit hebräischem Namen "Saulus". Als streng gläubiger Jude war er zunächst ein radikaler Christenverfolger und erlebte als solcher das Martyrium des Stephanus. Die erst späte Berufung vor den Toren von Damaskus bewog Paulus dazu, es Zeit seines Lebens abzulehnen, in einem Atemzug mit den anderen Aposteln genannt zu werden. Und so schrieb er in seinem ersten Brief an die Gemeinde von Korinth, dass er es nicht wert sei, Apostel genannt zu werden. Die Verfolgung richtete sich nun auch gegen Paulus. Als römischer Bürger wurde er jedoch nicht wie Petrus gekreuzigt, sondern vor den Toren Roms enthauptet.
Übertragung der Reliquien in Rom
Dass die Heiligen Petrus und Paulus zusammen und mit einem Hochfest verehrt werden, hat eine lange Tradition. Im Unterschied zu den meisten Heiligen, deren Sterbetag begangen wird, handelt es sich hier um den Jahrestag der Übertragung der Reliquien der beiden Märtyrer in die Sebastians-Katakombe in der Via Appia in Rom. Das früheste Gedenken ist für das Jahr 354 belegt. Petrus und Paulus sind auch die Patrone der Stadt Rom.
Im 6. Jahrhundert wurde das römische Fest auch in Konstantinopel übernommen und breitete sich später in Jerusalem und Palästina aus. Während der Peter-und-Paul-Tag auf Malta bis heute gesetzlicher Feiertag ist, ist dieser in Italien 1977 abgeschafft worden und gilt nur noch in der Diözese Rom. In der Schweiz ist bis heute im Kanton Tessin sowie in einigen Gemeinden der Kantone Graubünden und Luzern arbeitsfrei.
Viele Kirchen weltweit – so auch der Kölner Dom – sind nach dem heiligen Petrus benannt, nicht wenige nach beiden Apostelfürsten. Nur dem heiligen Paulus sind weniger, vor allem Gotteshäuser neueren Datums gewidmet. In einigen Diözesen Bayerns, so in Regensburg, Passau und München, finden an Peter und Paul die Priesterweihen statt, sofern es Kandidaten gibt.
Pallienübergabe an die Metropoliten
Im Vatikan zählt die Heilige Messe des Papstes an Peter und Paul zu seinen letzten öffentlichen Auftritten vor der Sommerpause. Vor Papst Franziskus begaben sich die Päpste kurz darauf in die Sommerresidenz nach Castell Gandolfo. So wird es jetzt Papst Leo XIV. auch wieder halten. In der Liturgie des Hochfestes werden die Pallien der im vergangenen Jahr ernannten Metropoliten überreicht.
Franziskus hatte dieses alte Ritual vor zehn Jahren geändert. Er segnete die aus Lammwolle gewobenen Rangabzeichen und übergab sie den Erzbischöfen, sofern sie anwesend waren, in einer Schachtel. Das feierliche Umlegen des Textils nahm dann später der jeweilige Nuntius in der Kathedrale des Erzbischofs vor. Durch diese Änderung sollte die Ortskirche und auch das Prinzip der Synodalität betont werden.
Wenn Papst Leo XIV. diese Änderung seines Vorgängers nun wieder rückgängig macht, unterstreicht er hingegen die Einheit der Ortskirchen mit der Kirche von Rom und ihrem Oberhaupt. Die Erzbischöfe waren seit Mitte des 9. Jahrhunderts dazu verpflichtet, das Pallium vom Papst in Rom zu erbitten. Erst danach waren sie befugt, ihr Amt als Metropolitanbischöfe auszuüben.