Wahlen im Kongo: Toter bei Ausschreitungen - Ergebnisse werden bis zum 21. November erwartet

Warten nach den Unruhen

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat am Sonntag die zweite Runde der Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo stattgefunden. Bei Ausschreitungen im Nordosten des ehemaligen Zaire kam ein Mann ums Leben. In der Hauptstadt Kinshasa, wo es in den vergangenen Wochen Unruhen gegeben hatte, blieb es hingegen zunächst ruhig.

 (DR)

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat am Sonntag die zweite Runde der Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo stattgefunden. Bei Ausschreitungen im Nordosten des ehemaligen Zaire kam ein Mann ums Leben. In der Hauptstadt Kinshasa, wo es in den vergangenen Wochen Unruhen gegeben hatte, blieb es hingegen zunächst ruhig. In der Präsidenten-Stichwahl galt Amtsinhaber Joseph Kabila als Favorit. Das Ergebnis der ersten freien Wahlen im Kongo seit mehr als 40 Jahren wird bis zum 21. November erwartet. - Die EU hat inzwischen den Verlauf der Wahlen  begrüßt.

Mit dem Gang zur Wahlurne hätten die Kongolesen demokratische Geschichte ihres Landes geschrieben, sagte EU-Entwicklungskommissar Louis Michel am Montag in Brüssel. Jetzt bestehe die Chance, die Entwicklung des Landes voranzutreiben sowie eine demokratische Regierungsführung und den Frieden wiederherzustellen. Michel rief dazu auf, die Wahlergebnisse zu respektieren und anzunehmen.

Lage schon seit Tagen gespannt
Eine UN-Sprecherin in Kinshasa erklärte, in der Stadt Bumba hätten Anhänger der Opposition Wahlurnen in Brand gesetzt und einen Mann getötet. Im Rest des Landes seien bislang aber keine Zwischenfälle gemeldet worden. Neben 51.000 Polizisten wachten UN-Blauhelme und die europäische Eingreiftruppe EUFOR, darunter auch Bundeswehr-Soldaten, über eine friedliche Abstimmung.

Das Ergebnis der ersten freien Wahlen im Kongo seit mehr als 40 Jahren wird bis zum 21. November erwartet. Allerdings könnten bereits in zehn Tagen erste gesicherte Trends vorliegen, erklärte der Vorsitzende der Unabhängigen Wahlkommission, Abbé Malu-Malu, am Sonntag in Kinshasa. Beobachter hoffen, dass die Wahlen einen Schlussstrich unter die Folgen eines langjährigen Konflikts ziehen, bei dem seit 1998 mehr als vier Millionen Menschen ums Leben gekommen sind. Der rohstoffreiche Osten des Landes ist bis heute nicht unter Kontrolle der Regierung in Kinshasa.

Schon zwei Tage vor der Stichwahl um die Präsidentschaft im Kongo war die Lage in dem zentralafrikanischen Land am Freitag gespannt. Nzanga Mobutu, der mit Präsident Joseph Kabila verbündet ist, konnte dem britischen Sender BBC zufolge nur unter UN-Schutz eine Radiostation im Norden des Landes verlassen, in der er sich mit seiner Leibgarde verschanzt hatte. In dem Ort Gbadolite war es am Donnerstag zu Gefechten zwischen Kämpfern des Herausforderers Jean-Pierre Bemba und den Leibwächtern Mobutus gekommen. Vier Menschen kamen dabei ums Leben.

Deutsche Welthungerhilfe für längeren EUFOR-Einsatz
Die Kämpfe waren nach UN-Angaben ausgebrochen, nachdem Bembas Einheiten die Radiostation umziegelt hatten, in der sich Mobutu aufhielt. Bei den Toten soll es sich um drei Polizisten und einen Kämpfer Bembas handeln. Es wird befürchtet, dass das Gefecht den friedlichen Verlauf der Wahl am Sonntag gefährden könnte. Im Zentralgefängnis in Kinshasa war es zudem zu einer Revolte gekommen, bei der vermutlich fünf Menschen getötet worden sind.

Die Deutsche Welthungerhilfe forderte unterdessen, den europäischen Einsatz im Kongo (EUFOR), der bis zum 30. November dauern soll, zu verlängern. "Die Dauer des Einsatzes darf nicht vom Datum abhängen, sondern von den Zielen", sagte der Kongo-Experte der Welthungerhilfe, Georg Dörken. Erst wenn die neue Regierung gebildet und etabliert sei, dürften die Soldaten abziehen. Sonst drohe der Kongo in chaotische Zustände zurückzufallen.

Deutsches Kommando geht termingerechtem Ende aus
Der Leiter des deutschen Einsatzkontingents im Kongo, Flottillenadmiral Henning Bess, geht von einem termingerechten Ende des Einsatzes am 30. November aus. Es gebe keinerlei Gründe und Anzeichen, daran zu zweifeln, sagte Bess am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Am Sonntag findet die Stichwahl um das Präsidentenamt zwischen Amtsinhaber Joseph Kabila und seinem Konkurrenten Jean-Pierre Bemba statt.

Die derzeitige Lage im Kongo vor der Wahl sei zwar von einer gespannten Atmosphäre gekennzeichnet, aber die Unruhen hätten sich auf kleinere Demonstrationen und Zusammenstöße mit der Polizei beschränkt, fügte Bess hinzu. Die noch im Sommer angeheizte Stimmung in der Bevölkerung habe sich in den vergangenen Monaten wesentlich verändert. Die Menschen seien kriegsmüde und sehnten sich nach Stabilität, Sicherheit und einem besseren Leben.

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