Vor Weihnachten sammeln viele Organisationen für einen guten Zweck - Experte warnt vor "schwarzen Schafen"

Milde Gaben gefragt

Alle Jahre wieder sammeln wohltätige Organisationen in der Vorweihnachtszeit emsig Geld. Mehr als 60 Prozent der jährlich mehr als zwei Milliarden Spenden in Deutschland kommen Schätzungen zufolge in dieser Zeit zusammen. Doch nicht alle Euros werden auch wirklich für Bedürftige eingesetzt. Viele Bundesbürger könnten die Seriosität kleinerer und meist unbekannter Organisationen kaum überprüfen, warnen Verbraucherschützer.

 (DR)


Große Verunsicherung in der Bevölkerung
"Schwarze Schafe" nutzen nach Angaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) aber gerade die letzten Wochen des Jahres, um Geld zu bekommen. Bei ihnen verschwinde ein Großteil der Einnahmen in "dunklen Kanälen", sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke im ddp-Interview.

"Nach unserer Beobachtung ist zwar deren Anteil heute wie vor zehn Jahren vergleichsweise sehr gering, aber diese Abzocker führen zu einer überproportional großen Verunsicherung in der Bevölkerung", weiß der Experte, dessen Organisation die Vergabe von Hilfsgeldern dokumentiert, überprüft und ein Spendensiegel vergibt. Und wer einmal schlechte Erfahrungen mit seiner Spende gemacht habe, lasse künftig meistens die Geldbörse zu.

Den Unseriösen wird die Straße überlassen
Undurchsichtiger und damit "deutlich schlechter" wurde in den vergangenen fünf Jahren die Situation beim Sammeln mit der Spendendose in den Fußgängerzonen, wie der DZI-Chef betont. So hätten die Länder Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Hamburg und Bremen "unter der Fahne des Bürokratieabbaus" die Sammlungsgesetze abgeschafft, beklagt Wilke. Damit werde den "Unseriösen die Straße überlassen. Sie haben im Grunde einen Freifahrtschein, weil sie keine Sammelgenehmigung mehr bei der zuständigen Ordnungsbehörde beantragen müssen".

Als "sehr gutes Beispiel, wie ein staatlicher Mindestschutz effizient und wirksam organisiert werden kann", lobt der DZI-Geschäftsführer hingegen Rheinland-Pfalz. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier befasse sich zentral mit dem Spendensammeln. Die Landesbehörde erlasse mehrmals im Jahr Verbote gegen Organisationen, die mit Sammeldosen unterwegs sind, sagt Wilke.

Rat: Nie unter Druck setzen lassen
Die Verbraucherzentrale Sachsen rät Spendenwilligen generell, sich nie unter Druck setzen zu lassen. Skepsis sei auch bei stark Mitleid erweckender und gefühlsbetonter Werbung geboten, sagt Rechtsreferentin Marion Schmidt in Leipzig. Bei Haustüraktionen sollte man sich in den Bundesländern, wo dies vorgeschrieben ist, eine Sammlungsgenehmigung der Ordnungsbehörden und den Sammelausweis zeigen lassen.

Besondere Vorsicht sei immer geboten, wenn mit der Spende gleich ein Vertrag über eine Fördermitgliedschaft in einem Verein unterschrieben werden soll. "In der Regel gibt es da kein Rücktrittsrecht", warnt Verbraucherschützerin Schmidt. Misstrauen sei zudem bei so genannten Ketten-E-Mails angesagt. Auch in Briefkästen landeten viele unehrliche Aufrufe. Bei Spendenappellen via Internet sei Skepsis angebracht, wenn nur die Kontonummer des Empfängers und keine Anschrift oder Telefonnummer angegeben ist.