Vor dem Treffen zwischen Papst und Argentiniens Präsident Macri

Der zweite Anlauf

Eine Last hat der Papst seinem argentinischen Landsmann schon von den Schultern genommen: Auch Präsident Mauricio Macri wird bei seinem Besuch im Vatikan Franziskus nicht entlocken, wann dieser seine Heimat besucht.

Autor/in:
Tobias Käufer
"Ich habe gefühlt, dass das ein Kontakt von zwei alten Bekannten war", sagte Argentiniens Präsident Macri nach dem Treffen mit dem Papst Anfang 2016. / © GIORGIO ONORATI (dpa)
"Ich habe gefühlt, dass das ein Kontakt von zwei alten Bekannten war", sagte Argentiniens Präsident Macri nach dem Treffen mit dem Papst Anfang 2016. / © GIORGIO ONORATI ( dpa )

Schon vor rund zwei Wochen hatte Franziskus den Argentiniern in einer Videobotschaft mitgeteilt, dass er auch 2017 noch nicht an den Rio de la Plata zurückkehren wird. Seit seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt sind dann vier Jahre vergangenen und immer noch hat Franziskus seiner Heimat keinen Besuch abgestattet. Er müsse zunächst in andere Länder reisen, hatte der Papst um Verständnis gebeten. Für Staatspräsident Mauricio Macri bedeutet das: Er wird keine schlechte Nachricht überbringen müssen.

Um Verständnis geht es auch am Samstag, wenn sich Argentiniens Staatspräsident und der Papst zum zweiten Mal seit dem Amtsantritt von Macri im Dezember 2015 im Vatikan treffen. Vom ersten Gespräch vor ein paar Monaten blieb zumindest in den argentinischen Medien der Eindruck einer unterkühlten Atmosphäre hängen. Nicht einmal gelächelt habe der Papst damals, berichteten die Zeitungen irritiert.

Der Papst und der Präsident

Nach Macris Amtsantritt schossen in Argentinien immer wieder Spekulationen ins Kraut, die Chemie zwischen Papst und Präsident sei gestört. Franziskus mische sich mit subtilen Botschaften in die argentinische Politik ein, mahne dort mehr soziale Gerechtigkeit und politische Freiheit an, hieß es. Macri reagiere darauf verstimmt.

Die Berichterstattung schlug so hohe Wellen, dass sich der Papst wenig später in einem Interview zu einer Klarstellung genötigt sah.

Papst gibt sich diplomatisch

"Ich habe kein Problem mit ihm. Macri ist eine noble Person", erklärte Franziskus und beendete damit die Spekulationen um eine angebliche Eiszeit zwischen den beiden Staatsoberhäuptern. Auf jedes Detail achten die argentinischen Medien deshalb im Vorfeld.

Dass Franziskus Macri diesmal in der Aula "Paul VI." treffen soll, scheint auf den ersten Blick nur eine Randnotiz. Doch in Argentinien wird herausgestellt, dass das Kirchenoberhaupt in der Vergangenheit auch Macris Vorgängerin Cristina Kirchner und Kubas Machthaber Raul Castro genau dort empfing.

Versöhnungstreffen?

Kommentatoren werten das protokollarische Detail als eine Geste der Annäherung zwischen den beiden Landsleuten. Franziskus hatte Macri beim ersten Aufeinandertreffen im Apostolischen Palast erwartet. Auch die Dauer des Gesprächs wird genauestens protokolliert: 22 Minuten dauerte der erste Meinungsaustausch.

Am Tag vor dem Treffen ist die Erwartungshaltung hoch: Das regierungskritische Blatt "Pagina 12" fragt: "Was wird der Papst wohl sagen?" und zitiert Macri, der mit den besten Erwartungen dem Treffen entgegensieht. Die Tageszeitung "Clarin" schreibt: "Macri ist in Rom um sich mit dem Papst zu treffen und die Beziehung zu reparieren."

Präsident reist mit Kind und Kegel an

Die Tageszeitung "La Nacion" berichtet, dass die Patchwork-Familie Macri komplett in Rom eingetroffen sei. Neben Ehefrau Juliana Awada auch die drei Kinder aus der aktuellen sowie ehemaligen Ehen des Präsidentenpaares.

Das Treffen mit dem Papst ist für Samstagmorgen angesetzt. In einer Privataudienz wollen sich Franziskus und die Familie Macri austauschen. Gleich danach wird wie in Argentinien üblich die Debatte über die Deutungshoheit in den sozialen Netzwerken einsetzen. Jedes Foto, jede Geste wird kommentiert werden.

Heiligsprechung im Anschluss an das Treffen

Einen Tag nach dem Treffen wird der argentinische Geistliche Jose Gabriel del Rosario Brochero (1840-1914) heiliggesprochen. Zu der Zeremonie werden zahlreiche Argentinier in Rom erwartet; allein aus Cordoba, der Heimatregion des Geistlichen, rund 500 Menschen.

Brochero wird vor allem wegen seines Einsatzes für Arme und Kranke verehrt. In seiner Heimat trägt er den Namen "Gaucho-Priester".


Quelle:
KNA