Vor 50 Jahren wurde die "Jerusalem Foundation" gegründet

Für eine Stadt für alle

Eine Milliarde Stiftungs-Dollar und 2.000 Projekte haben das Leben in der Heiligen Stadt in 50 Jahren entscheidend verbessert. Und doch stößt die Arbeit von Teddy Kolleks "Jerusalem Foundation" nicht nur auf Gegenliebe.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Der "Teddy Park" in Jerusalem  / © Andrea Krogmann (KNA)
Der "Teddy Park" in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Hunderte Kinder wuseln über den Pausenhof des Schulgebäudes an der Nahtstelle zwischen den jüdisch dominierten Stadtteilen Patt und Malha und dem arabischen Beit Safafa. Wen es nach Schulschluss in welches Viertel nach Hause ziehen wird, ist auf den ersten Blick kaum zu erraten.

An der "Max-Rayne-Hand-in-Hand-Schule" in Jerusalem lernen arabische und jüdische Kinder gemeinsam, in beiden Landessprachen und mit Respekt für alle drei Religionen. Die außergewöhnliche Einrichtung ist eins der Flaggschiffe der "Jerusalem Foundation" und steht wie kaum ein anderes Projekt für das seit 50 Jahren geltende Selbstverständnis der Organisation: Brückenbauer sein zwischen den Menschen dieser Stadt, seien sie Juden, Christen oder Muslime.

Spielplätze, Workshops und Bildungsangebote

1966, ein Jahr nach seiner Wahl, gründete der legendäre Bürgermeister Teddy Kollek die "Jerusalem Foundation". Bis zu seinem Tod 2007 sollte sie sein Steckenpferd bleiben. Noch unter ihrem Gründer vollendete die Stiftung mehr als 1.000 Projekte. Heute, 50 Jahre später, sind mehr als eine Milliarde Dollar in mehr als 2.000 Projekte geflossen. 

Die Palette des Engagements ist dabei so bunt wie Jerusalem und seine Bewohner: Spielplätze, Gärten und Parks durchziehen die verschiedenen Stadtviertel; Theater, Schulen und Sportplätze schaffen Begegnungsräume. Soziale Aktivitäten, Programme für Arme, Alte, Behinderte, Workshops für Künstler und Intellektuelle konkurrieren mit klassischen Bildungsangeboten.

Stiftung hat Stadt geprägt

Und wie nebenbei wird die Stadt verschönert, werden Kirchen, Moscheen und Synagogen restauriert, Museen und Kinos gefördert. "Würde man heute eine Luftaufnahme Jerusalems machen und alles entfernen, was die Stiftung in den vergangenen 50 Jahren getan hat, es gäbe ein völlig anderes Bild", so drückt es die Altpräsidentin der Sektion Kanada, Julia Koschitzky, aus.

Als einen "erfolgreichen Fall von Zusammenarbeit des privaten und öffentlichen Sektors" bewertet der Politikwissenschaftler Ira Scharkansky die "Jerusalem Foundation". Kolleks Gründung sei eine "private Lösung für ein zu kleines städtisches Budget" gewesen. Und genau hierin liegt für manchen Kritiker ein Teil des Problems. Zu eng, sagen sie, sind öffentliches Amt und privates Geld verbunden.

Kritik von orthodoxen Juden

Zudem bringe es die Stadt als einen Hauptpartner der Organisation an ihre finanziellen Kapazitätsgrenzen. Spenden für neue Projekte seien eben einfacher zu sammeln als für den Unterhalt bereits bestehender. Mit dem erklärten Ziel, "eine lebensfähige Stadt zum Wohle aller" zu fördern, eckt die Siftung auch bei den Bürgern gelegentlich an.

Strengreligiöse Juden behinderten in der Vergangenheit Projekte, die in ihren Augen den Sabbat gefährdeten oder andere religiöse Empfindsamkeiten störten. Auf arabischer Seite wiederum schwingt im ungelösten israelisch-palästinensischen Konflikt bei jedem Projekt eine gewisse Angst vor feindlicher jüdischer Übernahme mit.

Weltweiter Anklang

Den Bedenken mancher der 850.000 Einwohner zum Trotz: Weltweit findet die Arbeit der spendenfinanzierten Stiftung in der Heiligen Stadt Anklang. Zum Jerusalemer Hauptsitz sind in den 50 Jahren weltweit ein Dutzend Vertretungen hinzugekommen, seit 2008 auch in Deutschland.

Die Vorstands- und Mitgliederliste der deutschen Abteilung liest sich klangvoll. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ist seit Februar 2015 Vorsitzender; zweiter Mann ist der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig (SPD); neben Bernhard Prinz von Baden sind diverse Ministerpräsidenten, Minister und Politiker dabei, Aktive wie Ruheständler.

Prominent besetzt ist auch die Rednerliste des dreitägigen Festprogramms in Jerusalem. Sie reicht von Teddy Kolleks drittem Nachfolger, Bürgermeister Nir Barkat, über den früheren britischen Oberrabbiner Jonathan Sacks und Knessetsprecher Juli Edelstein bis zum französischen Philosophen Bernard Henri-Levi. Palästinensische Redner sucht man in der langen Liste freilich nahezu vergebens. 


Quelle:
KNA