Vom neuen ZdK-Präsidenten Alois Glück wird ein Neuanfang erhofft

Die Scherben wieder kitten

Von ihm wird ein Neuanfang und ein Schritt nach vorn erhofft: Der Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken hat am Freitag mit dem bayerischen CSU-Politiker Alois Glück einen schlitzohrigen Politiker, erfahrenen Vermittler und profilierten Vordenker zum Kandidaten für das Amt des ZdK-Präsidenten erhoben. Diese Fähigkeiten wird er auch brauchen.

Autor/in:
Christoph Arens
Staffelübergabe: Alois Glück und Hans Joachim Meyer beim ZdK (KNA)
Staffelübergabe: Alois Glück und Hans Joachim Meyer beim ZdK / ( KNA )

Diese Fähigkeiten wird der 69-Jährige brauchen, wenn er denn am 20.
November zum Nachfolger des früheren sächsischen Wissenschaftsministers Hans Joachim Meyer (72) an die Spitze des traditionsreichen Katholikenkomitees gewählt wird. Denn das Vertrauen zwischen Laienkatholiken und Bischöfen ist gestört und viel Porzellan zerschlagen: In einem bislang einmaligen Vorgang hatten die Bischöfe im April die Wahl des hessischen Bildungsstaatssekretärs Heinz-Wilhelm Brockmann (CDU) zum ZdK-Präsidenten blockiert. Sie stürzten damit das Laienkomitee in eine der tiefsten Krise seiner Geschichte.

Es geht um Grundsätzliches: Brockmanns Bewerbung war offenbar weniger daran gescheitert, dass Bischöfe an seiner Unterstützung des Schwangerenberatungsvereins "Donum Vitae" Anstoß nahmen, der im übrigen auch von Glück unterstützt wird. Vielmehr ging es einer Gruppe von Bischöfen um eine generelle Diskussion über die Rolle des ZdK und seine Aufgabe im deutschen Katholizismus.

Das Zentralkomitee entwickele sich zu einem konkurrierenden Lehramt und wolle sich gegen die Bischofskonferenz profilieren, hieß es unter Verweis auf Äußerungen zum Pflichtzölibat, zu den Mitbestimmungsrechten von Laien oder im Streit um die Schwangerenkonfliktberatung. Zuletzt gab es einen heftigen Konflikt um ein Papier zum Thema "Judenmission". Davon distanzierten sich selbst der dem ZdK wohlwollend gegenüberstehende Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, und Kardinal Karl Lehmann. Der Mainzer Bischof mahnte, dass sich das ZdK zuletzt "vielleicht doch zu sehr auf binnenkirchliche und theologische Fragen eingelassen" habe. Doch seine Analyse ging noch tiefer: Lehmann sprach von einem Entfremdungsprozess. Manche, insbesondere jüngere Bischöfe schätzten den Wert des ZdK vielleicht nicht hoch genug ein, sagte er.

Meyer: Starkes Laienkomitee auch im Interesse der Bischöfe
Der scheidende ZdK-Präsident Meyer hielt dem entgegen, das ZdK habe durchaus auch die Aufgabe, zu kirchlichen Fragen Position zu beziehen. Doch sei es dann Sache der Bischöfe, Entscheidungen zu treffen. Für den CDU-Politiker steht aber fest, dass ein starkes Laienkomitee auch im Interesse der Bischöfe sei. Das ZdK dürfe in der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu einem Anhängsel der Bischöfe werden. Ansonsten verliere die Kirche an gesellschaftlicher Ausstrahlung.

Glück, dem einstigen "wandelnden Vermittlungsausschuss" zwischen den Parteifreunden Edmund Stoiber und Theo Waigel, traut man zu, dass er die Irritationen beseitigt und die Scherben wieder kitten kann. Für das ZdK-Spitzenamt vorgeschlagen wurde der CSU-Mann vom sozialdemokratischen Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid. Der frühere Landtagspräsident, sagte Schmid der Katholischen Nachrichten-Agentur, sei eine Persönlichkeit, deren "Katholizität außer Frage steht". Dem "eher nordwestdeutsch geprägten" ZdK aus Verbänden und Diözesanräten bekäme die "religiös-kulturelle Erfahrung gut, wie wir sie in Bayern haben".

Blick auf Ökumenischen Kirchentag
Ganz konkret könnte Glück seine Fähigkeiten schon beim II. Ökumenischen Kirchentag im kommenden Frühjahr beweisen. Dass das Christentreffen, zu dem weit mehr als 100.000 Besucher erwartet werden, in München stattfindet, spricht für einen künftigen bayerischen ZdK-Präsidenten. Kurze Wege zu den verantwortlichen Politikern, Behörden und Kirchenrepräsentanten wären garantiert.

Darüber hinaus hat ein künftiger ZdK-Präsident genügend andere Baustellen: Für das Zentralkomitee ist es zunehmend schwerer geworden, in der Mediengesellschaft wahrgenommen zu werden. Auch viele traditionsreiche katholische Verbände und Gremien verlieren an Mitgliedern und Schlagkraft. Es wird spannend zu sehen, welche Konzepte ein Vordenker wie Glück dazu entwickeln kann.