ZdK sucht einen neuen Präsidenten

Glück soll's richten

Lange hat er sich gewehrt. Doch nun erscheint der Chef der Bayerischen Bergwacht auch bei den deutschen Katholiken als Retter in der Not. Alois Glück soll die Führungskrise ihres Zentralkomitees beenden. Mit "überwältigender Mehrheit" hob ihn der ZdK-Hauptausschuss am Freitag in Bonn als Kandidat für die Nachfolge von Präsident Hans Joachim Meyer auf den Schild.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Schon vor dem Debakel um die vor vier Monaten geplatzte Nominierung des hessischen Bildungsstaatssekretärs Heinz-Wilhelm Brockmann (CDU) galt der 69-jährige CSU-Vordenker als Idealbesetzung für das Amt. Damals lehnte er noch ab.

Glück hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. 38 Jahre war er Landtagsabgeordneter in Bayern, so lange wie kein anderer Parlamentarier in Deutschland, zuletzt war er fünf Jahre Präsident des Landtags im Maximilianeum in München. Im vergangenen Sommer gab er sein Mandat ab und zog sich im Zuge der bayerischen Landtagswahl auch Schritt für Schritt aus den Führungsgremien der CSU zurück. Nun sollte endlich mehr Zeit für die Familie sein.

Als der mangelnde Rückhalt Brockmanns unter den deutschen Bischöfen im April offenkundig wurde, gingen prominente Katholiken erneut auf den Oberbayern zu, um ihn weich zu klopfen. Ihrer Hartnäckigkeit hatte Glück zuletzt nichts mehr entgegenzusetzen. Wohl auch deshalb, weil für ihn das Engagement in katholischen Laiengremien stets eine Herzensangelegenheit war.

Steht für einen gesellschaftspolitisch engagierten Katholizismus
Glück gehört dem ZdK bereits seit 1983 an. Über die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) fand der Bauernsohn, der früh seinen Vater verlor, zur Politik. Er steht für einen gesellschaftspolitisch engagierten Katholizismus, der sich nicht in innerkirchlichen Streitereien verheddert. Die katholische Soziallehre und das christliche Menschenbild sind für ihn ein wichtiger Kompass, kein Feigenblatt. So ähnlich hat er es auch seiner Partei ins neue Grundsatzprogramm schreiben lassen.

Die katholische Kirche hatte in Glück immer einen aufgeschlossenen Gesprächspartner. In vielen, aber nicht in allen Fragen unterstützte er die Linie der Bischöfe, zuletzt bei der Absage an eine Stichtagsverschiebung für den Import embryonaler Stammzellen. Im Streit um die Schwangerschaftskonfliktberatung stellte er sich allerdings klar auf die Seite des Vereins "Donum Vitae" und verwahrte sich gegen kirchenamtlichen Druck auf Katholiken, die - wie er - dort aus Gewissensgründen mitarbeiteten.

Fähigkeit als Strippenzieher
In der CSU stellte der klein gewachsene Ausdauersportler nicht nur in kitzligen Situationen seine Fähigkeit als Strippenzieher unter Beweis, zuletzt bei der schwierigen Ablösung von Edmund Stoiber als Parteichef und Ministerpräsident. Sich selbst bezeichnete er einmal als "wandelnden Vermittlungsausschuss" der CSU. Dem gewieften Strategen gelang es mehrfach, seine Partei für dezente inhaltliche Kurskorrekturen zu gewinnen. So bahnte er nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 einer kritischeren Einstellung zur Atomkraft in der CSU den Weg.

Glück ist ein Autodidakt, der sich zum Nachdenken gern auf eine Hütte in den heimatlichen Chiemgauer Bergen zurückzieht. Konzepte, die seinen Namen tragen, stammen auch von ihm. Über Parteigrenzen hinaus wird er bundesweit für seine Integrationsfähigkeit geschätzt. Dieses Talent kann er auch in seiner neuen Aufgabe gut gebrauchen - genauso wie seine innere Unabhängigkeit. Denn werden muss Glück nichts mehr.