DOMRADIO.DE: Sie haben die Aufgabe, diese dicke Schicht von Aufklebern zu entfernen. Wie vorsichtig müssen Sie sein, damit nichts kaputt geht?
Andrea Würzinger (Kunstschmiedin): So vorsichtig brauche ich gar nicht sein, weil schon so vieles kaputt gegangen ist. Die Goldschicht ist schon kaputt und in dem Bereich, an dem die Aufkleber waren, haben wir versucht, diese teilweise abzuschleifen oder mit Lösungsmitteln oder Reinigern anzulösen, damit diese Aufkleber zu entfernen sind.
DOMRADIO.DE: Wie geht es weiter mit Ihren Arbeiten am Kreuz?
Würzinger: Die Oberfläche wird bis zum Zinkgrund abgeschliffen und neu aufgebaut. Zunächst kommt eine Grundierung und auf diese Grundierung wird die Lackierschicht aufgetragen, die bei Gold meistens gelb ist. Das Ganze muss trocknen und ein paar Tage durchhärten. Auf diese Schicht wird dann das Gold aufgetragen.
DOMRADIO.DE: Sie haben vor sechs Jahren das Gipfelkreuz erst restauriert und von Aufklebern befreit. Jetzt machen Sie es wieder. Wie gefrustet sind Sie darüber?
Würzinger: Schon sehr, weil im Grunde diese Arbeit umsonst war. Wenn in kürzester Zeit so viele Aufkleber aufgebracht werden, dann hat es überhaupt keinen Sinn, dieses Gipfelkreuz neu zu vergolden.
DOMRADIO.DE: Kann man etwas dagegen tun? Einen Zaun drumherum bauen oder ähnliches?
Würzinger: Absperren wäre vielleicht sinnvoll, aber das dürfen wir nicht. Jeder hat das Recht, dort hoch zu gehen. Ich denke, man muss die Leute darauf hinweisen und appellieren, dass sie das einfach nicht machen sollen. Es gehört jemandem, ist somit Beschädigung von Eigentum und es wäre normalerweise strafbar. Aber wen sollen wir strafen? Das ist so schwierig. Deshalb müssen die Leute einfach wieder ein bisschen mehr darüber nachdenken, ob sie sich da verewigen müssen.
DOMRADIO.DE: 1993 hat Ihr Vater Franz Würzinger das Zugspitzkreuz gebaut. Da hängt man natürlich besonders dran. Was bedeutet Ihnen die Arbeit an diesem Kreuz?
Würzinger: Ich bin natürlich super stolz und freue mich. Mein Vater ist nicht mehr auf der Welt, aber ich glaube, er steht neben mir, schaut zu und flüstert mir zu, wie ich es machen soll, gibt mir ein paar Ratschläge. Ich habe ein gutes Gefühl und es tut einfach gut. Ich freue mich, dass ich das komplett neu machen werde, dass ich das ganze Kreuz herrichten darf, sodass es wieder schön glänzt.
Das Interview führte Carsten Döpp.