Vize-Chef des ANC soll vermutlich Nachfolger von Mbeki werden

Dass Motlanthe auf diese Weise von Zuma praktisch nominiert wurde, wurde in Südafrika mit Überraschung aufgenommen. Noch am Wochenende hatte Parlamentspräsidentin Baleka Mbete als Favoritin gegolten. Motlanthe gilt als Konkurrent Zumas, der bis 2005 südafrikanischer Vizepräsident war und als ANC-Präsidentschaftskandidat für 2009 aufgestellt wurde.

Die quasi Nominierung Kgalema Motlanthes dürfte auf breite Zustimmung stoßen. Der 59-Jährige ist stellvertretender Chef der Regierungspartei «Afrikanischer Nationalkongress» (ANC) und genießt in beiden Parteiflügeln Respekt: Beim zurückgetretenen Präsidenten Thabo Mbeki ebenso wie bei dessen härtestem Konkurrenten, ANC-Chef Jacob Zuma.

Zuma war es auch, der Motlanthe am Montag als Kandidat ins Spiel brachte. Voraussichtlich am Donnerstag wird das Parlament einen Interimspräsidenten wählen. Beim ANC-Parteitag im Dezember 2007 war Motlanthe auf der Kandidatenliste beider Lager für die Wahl ins Exekutivkomitee der Partei aufgetaucht. Nach dem Sieg des Zuma-Flügels wurde er in die Regierung aufgenommen, als Minister ohne Ressort. Er sollte als Verbindung zwischen Mbeki und dem neuen ANC-Chef Zuma fungieren, der im Frühjahr 2009 für die Präsidentschaft kandidieren will.

Der Respekt, der Motlanthe entgegengebracht wird, verdankt er seiner Ausgewogenheit und seiner Zurückhaltung. Der langjährige Parteifunktionär hatte sich in den vergangenen Wochen dagegen ausgesprochen, Mbeki vorzeitig aus dem Präsidentenamt zu drängen. Lange hatte er ihm die Treue gehalten, bis Mbeki sich von ihm zu distanzieren begann.

Auf dem Parteitag im Dezember hatte Motlanthe immer wieder zwischen beiden Lagern zu vermitteln versucht. An dieser Fähigkeit, sich zwischen den Fronten zu bewegen, könnte sich Zuma allerdings stören, weil sie mehr Popularität einträgt. Bisher galten beide als Konkurrenten.

Vor seiner Wahl zum Partei-Vize im Dezember war Motlanthe 15 Jahre lang Generalsekretär des ANC. Er zählt wie Zuma zu den Parteiveteranen. Unter der Apartheid kam er 1967 zum ersten Mal für elf Monate ins Gefängnis. 1977 wurde er wegen seiner Aktivitäten für den ANC zu zehn Jahren verurteilt, die er auf der Gefängnisinsel Robben Island absaß, wo auch Nelson Mandela inhaftiert war.


Thabo Mbeki (66) hatte nach einem innerparteilichen Machtkampf gegen den gleichaltrigen Zuma am Sonntag sein Rücktrittschreiben eingereicht. Die ANC-Führung hatte Mbeki das Vertrauen entzogen.