Vertrauliche Worte von Kardinal Woelki gelangen nach außen

Kann die Diskussion eingefangen werden?

Gesprächsinhalte der Sitzung des Kölner Diözesanpastoralrats am Wochenende sollten vertraulich bleiben. Doch Äußerungen von Kardinal Woelki über den Papst sind nach außen gelangt. Wie kann die Diskussion wieder eingefangen werden?

Kardinal Rainer Maria Woelki bei der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Rainer Maria Woelki bei der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Es gab ein Hin und Her in den Medien, was Kardinal Woelki gesagt hat und was er nicht gesagt hat. Am Sonntag hatte Kardinal Woelki gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestritten, sich kritisch über Papst Franziskus geäußert zu haben. "Mir liegt es vollkommen fern, den Heiligen Vater als einen alten und realitätsfremden Mann hinzustellen", sagte Woelki. "Im Gegenteil, ich schätze den Papst sehr - insbesondere sein derzeitiges friedenspolitisches Engagement", wird der Kölner Kardinal zitiert. Zuvor hatten mehrere Teilnehmer der Sitzung des Diözesanpastoralrats am Samstag in Düsseldorf übereinstimmend berichtet, Woelki habe den Papst als "alt" und "realitätsfremd" beschrieben. Aber eigentlich war die Sitzung des Kölner Diözesanpastoralrates streng vertraulich. Wie kann es denn sein, dass nun über solch persönliche Aussagen des Kardinals öffentlich diskutiert wird?

Pfarrer Dr. Bruno Kurth (Wuppertaler Stadtdechant): Das war jetzt die erste Sitzung als Diözesanpastoralrat mit unserem Kardinal nach der Rückkehr aus seiner Auszeit. Der Kardinal war in dieser Gesprächssequenz ganz ehrlich, und man merkte auch, dass er um seine Worte auch rang.

Wenn so vertrauliche Worte dann nach außen weitergegeben werden, dann ist das auch für uns als ganzes Gremium sehr ärgerlich und entspricht auch nicht unseren Vereinbarungen. Wir haben gesagt, Aussagen anderer werden nicht nach außen transportiert.

In dem Moment, als ich das gehört habe, fand ich das auch sehr irritierend und auch erst mal schwer verständlich, was der Kardinal da gesagt hat.

DOMRADIO.DE: Wie kann man die Diskussion denn zurückholen, einfangen oder möglicherweise erklären?

Kurth: Ich als Mitglied des Gremiums empfand die Presseerklärung der Presseabteilung danach als erklärend und etwas einordnend. Aber jetzt ist es erst mal in der Welt. Es ist ja auch deutlich geworden, dass das vom Kardinal nicht despektierlich gegen den Papst gemeint ist.

DOMRADIO.DE: Der Kardinal hat sehr offen im Diözesanpastoralrat gesprochen, auch über seine Auszeit. Wie haben Sie ihn denn insgesamt erlebt? Hat er denn Vertrauen zurückgewinnen können?

Kurth: Das sieht im Gremium wohl unterschiedlich aus. Da gibt es sicherlich bei vielen eine große Bereitschaft, jetzt wieder mit ihm vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Aber da gibt es andere, die immer noch ihre Fragen haben und auch skeptisch sind. Ich persönlich habe auch noch Fragen. Man muss erstmal sehen, wie es weitergehen wird.

Es ist doch so, dass alleine die Kommunikation zu so einer Auszeit wieder zeigt, wie schwierig und "verquast" das Ganze ist. Die ursprüngliche Aussage, dass er um die Auszeit gebeten habe, so wie es ja vorher kommuniziert worden ist, passt natürlich nicht zu dem, was jetzt da im Raum steht.

Also da merken wir, dass eine Kommunikation, die die Glaubwürdigkeit zurückbringt, noch eine große Aufgabe bleibt, um es mal vorsichtig zu sagen.

DOMRADIO.DE: Es heißt auch, dass der Kardinal rote Linien überschritten habe. Er habe sich wohl bereiterklärt, zum Beispiel über die Möglichkeit von Wort-Gottes-Feiern am Sonntag zu reden oder auch über die Reform des Kirchen-Arbeitsrechts. Tut sich da was?

Kurth: Das wird sich zeigen. Das hat er jedenfalls angekündigt. Da, finde ich, steht er dann auch im Wort. Es ist für die Gemeinden beziehungsweise die Gottesdienstgemeinden schon eine wichtige Frage, überhaupt über die Möglichkeit von Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung am Sonntag zu sprechen und wie dies dann pastoral sinnvoll gestaltet werden könnte.

Da geht er wirklich über die Linie hinaus, die er in seinem Fastenhirtenwort 2019 gezogen hat. Das begrüße ich schon im Sinne von mehr Offenheit. Ich finde es auch gut, dass wir  pastoral überlegen, was sinnvoll und gut für die Gemeinden und auch für eine Gottesdienst- und Eucharistie-Kultur in Zukunft ist.

DOMRADIO.DE: Kurz vor der Sitzung des Diözesanpastoralrats wurde noch bekannt, dass der Kölner Generalvikar Markus Hofmann im Sommer sein Amt abgeben wird. Wie kam denn diese Meldung in der Runde an?

Kurth: Im ersten Moment war das zwar überraschend, aber es war nicht ganz so, schien mir, deutlich in seiner Auswirkung, weil der Kardinal es zwar gesagt hat, aber dann relativ schnell weiter zur Professionalisierung der Verwaltung ging. Das ist sicherlich auch ein persönlicher Einschnitt in Person und Amt des Generalvikars, der beträchtlich ist.

DOMRADIO.DE: Diskutiert wurde und wird auch noch über die neue Kölner Hochschule für katholische Theologie und deren Finanzierung. Da gibt es noch viel Klärungsbedarf. Was wurde da in der Sitzung besprochen?

Kurth: In der Sitzung wurde erst mal - auch von Ökonomen - offiziell darüber informiert. Da wurde nicht mal gesagt, um welche Stiftung es sich handelt. Gleichwohl liegt es nahe. Das muss jetzt erst mal in den zuständigen Gremien und vielleicht auch von unabhängigen Fachleuten aufgeklärt werden. Denn es birgt eine erhebliche Brisanz.

Dann gibt es natürlich die Sorge, welche wirtschaftlichen Folgen aus dieser - so hieß es im Wortlaut - vertraglichen Regelung ungewöhnlichen Inhalts mit entsprechender wirtschaftlicher Bindungswirkung entstehen. Was bedeutet das in Zukunft? Müssen dann am Ende die Kirchensteuerzahler für dieses umstrittene Hochschul-Projekt herhalten?

DOMRADIO.DE: Der Vatikan hat noch nicht entschieden, ob Kardinal Woelki Erzbischof von Köln bleiben wird. Wie zeichnet sich für Sie die Zukunft des Erzbistums Köln ab?

Kurth: Ich persönlich schwanke da zwischen Hoffnung und dem Willen, dass man sich doch wieder zusammenrauft und weiterarbeiten kann und einer realistischen Wahrnehmung dessen, was ich erlebt habe.

Beim Diözesanpastoralrat hatte ich persönlich mitunter den Eindruck, dass wir im Grunde genommen wieder fast da sind, wo wir vor der Auszeit standen. Das wäre natürlich nicht gut. Da muss jetzt noch viel mehr passieren. Den Worten müssen auch Taten folgen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Gremium Diözesanpastoralrat (DPR)

Der DPR ist das höchste Beratungsgremium des Erzbischofs. Seine 75 Mitglieder setzen sich zusammen aus Vertretern des Diözesanrates, der Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, der ständigen Diakone, der Priesterschaft, dem Führungsteam des Generalvikariats, der Ordensleute, der Katholiken anderer Muttersprache, der Geistlichen Gemeinschaften und des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates. (Erzbistum Köln)

Die Türme des Kölner Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Türme des Kölner Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
DR