Zig Ultraorthodoxe bei Rabbiner-Beerdigungen in Jerusalem

Verstöße gegen Corona-Schutzauflagen

Bei zwei Beerdigungen mit Tausenden Teilnehmern haben strengreligiöse Juden erneut die Corona-Schutzmaßnahmen in Israel missachtet. Die Trauerzüge verstießen gegen das Versammlungsgebot. Auflagen wurden nicht eingehalten.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Jerusalem: Ultraorthodoxe Juden im Viertel Mea Shearim (Archiv) / © Ilia Yefimovich (dpa)
Jerusalem: Ultraorthodoxe Juden im Viertel Mea Shearim (Archiv) / © Ilia Yefimovich ( dpa )

Nach einem Beerdigungszug mit rund 20.000 Trauergästen für den prominenten ultraorthodoxen Rabbiner Meschulam Dovid Soloweitschik (99) am Sonntagvormittag versammelten sich am Sonntagabend erneut tausende ultraorthodoxe Juden zur Beerdigung des Rabbiners Jitzchak Scheiner (98), wie örtliche Medien am Sonntagabend berichteten. Beide Rabbiner starben nach einer Infektion mit dem Coronavirus.

Führende strengreligiöse Rabbiner hatten zuvor zu einer Teilnahme an der Beerdigungsprozession für Soloweitschik als letzte Geste des Respekts aufgerufen. Der Dekan der Brisker Jeschiwa trug den Ehrennamen "Ältester der Jeschiwa-Führer".

Trauergäste ohne Maske

Scheiner, Dekan der Jerusalemer Kamenitz-Jeschiwa und Mitglied im Rat der Torahweisen der strengreligiösen Partei Degel Hatorah ("Banner der Torah"), hatte laut Berichten eine strikte Haltung bezüglich Covid-19 eingenommen. Unter anderem hatte er in einem offenen Brief zur Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen sowie zur Impfung gegen das Virus aufgerufen.

Entsprechend hätten Teilnehmer an dem Beerdigungszug für Scheiner mehrheitlich Mund-Nasen-Schutz getragen, berichtete die Tageszeitung "Haaretz". Bilder von der Beerdigung des für eine radikalere Strömung des strengreligiösen Judentums stehenden Soloweitschiks am Sonntagvormittag zeigten tausende Trauergäste ohne Maske. Abstandsregeln wurden in beiden Fällen nicht eingehalten.

Verstoß gegen Versammlungsverbot

Beide Trauerzüge verstießen gegen das Versammlungsgebot. Ein Sprecher der Polizei sagte gegenüber Medien, eine Durchsetzung der Covid-19-Einschränkungen bei derartigen Veranstaltungen mit Zehntausenden Teilnehmern sei nicht möglich. Gleichzeitig öffneten auch am Sonntag landesweit ultraorthodoxe Bildungseinrichtungen in Verletzung der behördlichen Regeln.

Unterdessen hat die israelische Regierung in der Nacht zu Montag eine weitere Verlängerung des ursprünglich bis Mitternacht bestehenden Lockdowns bis Freitagmorgen beschlossen. Der Flughafen bleibt bis auf strenge Ausnahmen bis zum 7. Februar geschlossen, die Landgrenzen sollen bis Dienstag geschlossen bleiben.

Israel verzeichnete nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Sonntag rund 3.000 Neuinfektionen und 31 Todesfälle. Seit Beginn der Pandemie starben knapp 4.800 Menschen.

Kippa

Die Kippa ist eine kleine kreisförmige Kopfbedeckung. Männliche Juden tragen sie beim Gebet, an Gebetsorten wie Synagogen oder jüdischen Friedhöfen, teils auch im Alltag. Weder aus der Bibel, noch aus den jüdischen Gesetzbüchern ergibt sich ein Gebot für Männer, den Kopf beim Beten zu bedecken.

Die Kippa verbreitete sich seit dem 16. Jahrhundert und soll signalisieren, dass ihr Träger sich an die Gegenwart Gottes erinnert. Üblich ist sie in Synagogen ab dem dritten Geburtstag eines Jungen.

Ein jüdischer Mann trägt einen blauen Kippah mit einem Davidstern / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann trägt einen blauen Kippah mit einem Davidstern / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
KNA