DOMRADIO.DE: Was heißt es, so einen Tag vorzuschlagen? Wendet man sich damit an alle Menschen, die man erreichen kann, oder muss man so etwas mit jemandem abstimmen?
Schwester Katharina Hartleib OSF (Franziskanerin im Konvent San Damiano in Olpe): Ich glaube, das kann grundsätzlich jeder. In diesem Fall war es so, dass die Gemeinschaft der Generaloberinnen sich zusammengesetzt hat. Weltweit gibt es etwa 650.000 Ordensfrauen, geleitet von Äbtissinnen und Generaloberinnen. Sie haben gesagt, dass wir etwas tun müssen. Viele Menschen beten täglich um den Frieden.
An diesem Tag sollten alle unsere Schwestern, alle in unseren Ordensgemeinschaften und Klöstern besonders um Frieden bitten. Ziel ist es, die eigenen Orden wieder zu sensibilisieren und nicht nachzulassen in der Bitte um Frieden.
Wenn wir auf die vielen Kriege in der Welt schauen, könnte man manchmal den Mut verlieren. Aber Jesus hat selbst gesagt: "Bittet, und ihr werdet bekommen." (Anm. d. Red.: Lk 11,9) Darin dürfen wir nicht nachlassen.
DOMRADIO.DE: Es geht nicht nur um das Beten, sondern auch um das Fasten. Warum wurde das zusammengefasst?
Sr. Katharina: Das ist biblisch. Schon in vielen Texten der Bibel steht, dass Menschen drei Tage gefastet haben und dann mit ihren Anliegen vor Gott getreten sind. Wir sind ja nicht nur Kopfmenschen, sondern Leib- und Seelenmenschen mit Herz, Sinn und Verstand. Das gehört zusammen.
Fasten macht uns klarer und richtet uns aus. Es zeigt uns, dass wir nicht von Dingen abhängig sind, auch nicht vom Essen, Trinken oder anderen Genüssen. Wenn wir bewusst darauf verzichten, legen wir unseren Fokus klar auf das Gebet um den Frieden.
DOMRADIO.DE: Maria spielt eine zentrale Rolle im Gebet an diesem Tag. Welche Bedeutung hat sie für den Frieden?
Sr. Katharina: Es gibt viele Gebete und Lieder, etwa das bekannte "Maria, Mutter Friedenshort". Die Bitte um Frieden an Maria ist das eine.
Das andere ist die schöne Tradition vor dem Fest Mariä Himmelfahrt. Früher gab es vor Christi Himmelfahrt drei Bitt-Tage, an denen die Bitten der Menschen symbolisch mit in den Himmel genommen wurden. Für Außenstehende klingt das vielleicht naiv, aber für mich ist es eine schöne Vorstellung, dass Maria als Mutter der Kirche die Bitten um Frieden zu Gott bringt.
DOMRADIO.DE: Im Gebet heißt es, aus Fasten solle Solidarität werden, aus Gebeten Taten. Den Stimmlosen will man eine Stimme geben. Bedeutet das, ins Tun zu kommen?
Sr. Katharina: Ja, immer. Es gibt Einsiedler und kontemplative Gemeinschaften, deren Hauptaufgabe das Gebet ist. Aber Christsein bedeutet immer beides: anbeten und anpacken, wie wir sagen. Gott hält und trägt unser Leben. Wir wenden uns im Gebet mit den Anliegen der Menschen an ihn und tun gleichzeitig, was in unseren Möglichkeiten liegt.
DOMRADIO.DE: Was kann so ein Tag bestenfalls bewirken?
Sr. Katharina: Er kann die Aufmerksamkeit auf den Frieden lenken und uns daran erinnern, im Gebet nicht nachzulassen. Viele Menschen sind verzweifelt und sagen, dass sie seit Jahren beten, sich aber nichts ändert. Doch wir wissen nicht, was Gott in dieser Zeit bewirkt.
Ein Beispiel ist das Gebet um die Einheit Deutschlands. Als 1961 die Mauer gebaut wurde, begannen die katholischen Christen in der DDR zu beten. 28 Jahre lang hielten sie daran fest – bis die Einheit kam. Das zeigt, dass wir im Gebet beharrlich bleiben müssen und zugleich das tun, was wir selbst beitragen können.
Das Interview führte Heike Sicconi.