Verdächtiger nach Schüssen auf Essener Synagoge festgenommen

Mann sitzt wegen anderer Tat in U-Haft

Nach Schüssen auf die Alte Synagoge in Essen ist ein 35 Jahre alter Deutsch-Iraner in den Blick der Ermittler geraten. Er sitzt bereits seit einer Woche in Untersuchungshaft, wie die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf mitteilte.

Essen: Einsatzkräfte stehen am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge / © Markus Gayk (dpa)
Essen: Einsatzkräfte stehen am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge / © Markus Gayk ( dpa )

Festgenommen wurde der 35-Jährige wegen einer anderen Tat: Mitte November soll er versucht haben, einen Mittäter zu einem Brandanschlag auf die Synagoge in Dortmund anzustiften. Dieser habe aber abgelehnt und sei stattdessen zur Polizei gegangen, so die Generalstaatsanwaltschaft.

Randale im Ruhrgebiet

Einen Anschlag in Dortmund hat es nicht gegeben. Stattdessen soll der 35-Jährige am Abend des 17. November einen Molotowcocktail auf eine Schule direkt neben der Synagoge in Bochum geworfen haben. Es sei ein Rußschaden an einem Fensterrahmen und ein Brandschaden an einer offenen Styropordämmung entstanden.

Einschusslöcher sind auf einer verglasten Tür zu sehen. Sie wurden am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen entdeckt. / © Justin Brosch/ANC-NEWS (dpa)
Einschusslöcher sind auf einer verglasten Tür zu sehen. Sie wurden am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen entdeckt. / © Justin Brosch/ANC-NEWS ( dpa )

Am selben Abend waren zudem mindestens drei Schüsse auf den Eingangsbereich des Rabbinerhauses an der Alten Synagoge in Essen gefallen. Die Generalstaatsanwaltschaft prüft nun, ob es hier einen Zusammenhang mit dem Deutsch-Iraner geben könnte. Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn hat sie in dieser Sache noch nicht aufgenommen - anders als im Fall der Anstiftung in Dortmund und des Molotowcocktails in Bochum.

NRW-Politiker äußern sich

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte den Angriff auf die Alte Synagoge in Essen als Schüsse auf "unser Haus" verurteilt.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nahm am Freitag im Innenausschuss des Landtags Stellung zu den Vorgängen. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung soll klar geworden sein, dass der Verdächtige vom iranischen Regime beeinflusst worden sein könnte. Das berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" online.

Synagoge ist mehr als 100 Jahre alt

Alte Synagoge Essen (dpa)
Alte Synagoge Essen / ( dpa )

Die Alte Synagoge in Essen samt dem angeschlossenen Rabbinerhaus wurde 1913 erbaut und bis zu den Novemberpogromen der Nationalsozialisten gegen die Juden 1938 als Gebetshaus genutzt.

Heute befindet sich in den Räumlichkeiten das Haus der jüdischen Kultur mit einer Dauerausstellung. Im Rabbinerhaus ist das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte der Universität Duisburg-Essen untergebracht. 

Juden in Deutschland

Jüdisches Leben auf dem Gebiet der Bundesrepublik gibt es seit mehr als 1.700 Jahren. Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 321 aus Köln. Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung lebten 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches rund 570.000 Juden. In der Folge des Holocaust wurden etwa 180.000 von ihnen ermordet, sehr viele flohen. 1950 gab es nur noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Eine Zukunft jüdischen Lebens im Land der Täter schien unwahrscheinlich und war innerjüdisch umstritten.

Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
KNA