Essener Polizei ermittelt wegen Schusslöchern in Synagoge

Solidarität mit Synagoge

In Essen ermittelt seit Freitagvormittag die Polizei wegen Einschusslöchern am Rabbinerhaus der Alten Synagoge. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um vier Einschüsse aus einer scharfen Waffe, teilte die Essener Polizei mit.

Autor/in:
Annika Schmitz
Essen: Einsatzkräfte stehen am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge / © Markus Gayk (dpa)
Essen: Einsatzkräfte stehen am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge / © Markus Gayk ( dpa )

Vor Ort werde ein Sprengstoffspürhund eingesetzt. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht; es gebe keine Verletzten. Zeugen hätten zuvor die Einschusslöcher gemeldet. Der Polizei liegt eigenen Angaben zufolge eine Videoaufnahme vor, "auf der eine Person bei einer Schussabgabe zu erkennen sein könnte". Wegen schlechter Aufnahmequalität könnten noch keine genaueren Angaben gemacht werden.

Herbert Reul (M, CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, spricht bei einem Einsatz an der Alten Synagoge mit Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (r) und dem Leitenden Polizeidirektor Detlef Köbbel (l). Am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen sind Einschusslöcher gefunden worden. Es bestehe keine Gefahr, niemand sei verletzt, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Es sei aber ein Sprengstoffspürhund im Einsatz, man habe zu dem Fall eine Ermittlungskommission eingesetzt. / © Justin Brosch/ANC-NEWS (dpa)
Herbert Reul (M, CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, spricht bei einem Einsatz an der Alten Synagoge mit Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (r) und dem Leitenden Polizeidirektor Detlef Köbbel (l). Am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen sind Einschusslöcher gefunden worden. Es bestehe keine Gefahr, niemand sei verletzt, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Es sei aber ein Sprengstoffspürhund im Einsatz, man habe zu dem Fall eine Ermittlungskommission eingesetzt. / © Justin Brosch/ANC-NEWS ( dpa )

Laut dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) ist der Staatsschutz eingebunden. "Die jüdische Gemeinde Essen kann sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln und die Hintergründe aufzuklären", sagte er.

Gezielter Angriff

Die Gewerkschaft der Polizei geht von einem gezielten Angriff aus, "um ein politisches Fanal zu setzten, dass weit über NRW hinauswirken soll". Der Täter habe vermutlich genau gewusst, dass die Alte Synagoge ein "besonders markanter Punkt ist, um an die Geschichte und das Leid der Juden in Deutschland zu erinnern".

Einschusslöcher sind auf einer verglasten Tür zu sehen. Sie wurden am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen entdeckt. / © Justin Brosch/ANC-NEWS (dpa)
Einschusslöcher sind auf einer verglasten Tür zu sehen. Sie wurden am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen entdeckt. / © Justin Brosch/ANC-NEWS ( dpa )

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem "Angriff auf unsere gemeinsamen Werte". Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, zeigte sich entsetzt. "Rechtsradikalismus und Antisemitismus dürfen bei uns keinen Platz haben", sagte er auch im Namen von Bischof Franz-Josef Overbeck, der sich derzeit zu einem Besuch beim Papst in Rom aufhält.

"Schockieren und entsetzen"

"Die Schüsse auf die Synagoge in Essen schockieren und entsetzen mich", schrieb NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) auf Twitter. Der Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Kutschaty, verurteilte den "Anschlag auf jüdisches Leben und auf die Vielfalt unserer Gesellschaft". Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) zeigte sich "entsetzt über diesen neuerlichen Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland".

Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Alte Synagoge in Essen samt dem angeschlossenen Rabbinerhaus wurde 1913 erbaut und bis zu den Novemberpogromen der Nationalsozialisten gegen die Juden 1938 als Gebetshaus genutzt. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten das Haus der jüdischen Kultur mit einer Dauerausstellung. Im Rabbinerhaus ist das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte der Universität Duisburg-Essen untergebracht.

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA