DOMRADIO.DE: Das ist wahrscheinlich eine schockierende Meldung auch für Rom gewesen, obwohl der Gesundheitszustand des Papstes in den letzten Wochen schon nicht gut dargestellt hatte.
Stefan von Kempis (Leiter der deutschsprachigen Abteilung bei "Vatican News" und Radio Vatikan): Ja, das ist ein totaler Schock. Keiner hatte damit gerechnet, vor allen Dingen nicht nach diesem Sonntag des "Urbi et Orbi", wo der Papst zwar geschwächt schien, aber doch sehr willens, wieder ganz neue Präsenz zu zeigen. Deutlich wurde das durch die Runde im Papamobil, die er auf dem Petersplatz nach der Messe und dem Urbi et Orbi gedreht hat.
Eigentlich war das Signal: ich bin wieder da. Und darum hat uns das heute alle wirklich entsetzt, dass der Papst jetzt mit 88 Jahren gestorben ist. Er hat wirklich gekämpft.
DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es für solche Fälle vorbereitete Pläne im Vatikan. Wie wird es in Rom in den nächsten Stunden und Tagen weitergehen?
Von Kempis: Auf der einen Seite werden die Beisetzungsfeierlichkeiten vorbereitet, die nach einem Ritual ablaufen, das Franziskus selbst leicht geändert hat. Wichtigste Neuerung für ihn ist, dass er nicht im Petersdom oder darunter sondern in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt werden soll. In diesen Stunden laufen also die Vorbereitungen an.
Die zweite große Schiene ist das Konklave, das gehalten werden wird. Die Kardinäle aus aller Welt, die jetzt Ostern gefeiert haben, müssen anfangen, Flüge zu buchen und Koffer zu packen.
DOMRADIO.DE: Wie sehen da die Zeitpläne aus?
Von Kempis: Das hat zuletzt Benedikt XVI. verändert: Sobald nach ungefähr zwei Wochen alle Kardinäle, die wahlberichtet sind, in Rom sind, kann schon das Konklave beginnen.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist es sehr früh, über Würdigungen und Nachrufe zu sprechen. Aber Sie haben Johannes Paul II. und Benedikt XVI. miterlebt. Was wird die Nachwelt über Franziskus denken?
Von Kempis: Er war ein überraschender und origineller Papst. Keiner, der sich in irgendwelche Schubladen sperren ließ, sondern der immer eine neue Wendung fand, um Überraschungen zu bereiten. Gott war für ihn - das hat er oft gesagt - der Gott der Überraschungen. Und ähnlich war auch Franziskus, der "papa delle sorprese", der Papst der Überrraschung. Ein Mann der Barmherzigkeit, durch und durch Seelsorger, und jemand, der mit dem Thema Synode und Synodalität der Kirche, seinem Nachfolger eine große Hauptaufgabe hinterlässt.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.