Vatikan kritisiert Einsatz von Streubomben und fordert Abrüstung

"Skandal der Aufrüstung"

Streubomben kommen in der Ukraine, in Russland, Syrien und Myanmar zum Einsatz. Trotz aller internationalen Abkommen gibt es immer mehr Opfer. Der Vatikan schlägt Alarm und fordert ein Ende der Nutzung dieser Kriegsmittel.

Streumunition / © Jens Kalaene (dpa)
Streumunition / © Jens Kalaene ( dpa )

Der Vatikan fordert alle Staaten weltweit auf, nicht länger Streubomben einzusetzen und auch darüber hinaus den "Skandal der Aufrüstung" zu beenden. 

Man bedauere, "dass Streumunition mit ihren weitreichenden zerstörerischen Folgen für die Opfer und das Land nach wie vor hergestellt, gelagert, weitergegeben und sogar in bewaffneten Konflikten eingesetzt wird", heißt es in einer am Dienstagabend in Genf veröffentlichten Erklärung anlässlich der 13. Tagung der Vertragsstaaten des Übereinkommens über Streumunition.

Erzbischof Ettore Balestrero  / © Tobias Käufer (KNA)
Erzbischof Ettore Balestrero / © Tobias Käufer ( KNA )

Darüber hinaus kritisierte Erzbischof Ettore Balestrero, der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen und bei anderen internationalen Organisationen in Genf, den "enormen Anteil der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen, die für die Rüstung aufgewendet werden". Dass die Summe der weltweiten Militärausgaben auf mehr als 2,7 Billionen US-Dollar gestiegen sei, sei "eine Angelegenheit von gravierendem Ungleichgewicht und sogar Skandal".

Recht auf Selbstverteidigung

Dies werde besonders deutlich, wenn man die begrenzten Ressourcen betrachte, die für die Unterstützung von Opfern von Konflikten oder Bedürftigen, die Ernährung der Hungernden und die Förderung einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung aufgewendet werde, so der Bischof weiter.

Es sei legitim und notwendig, dass jedes Land seine eigene Souveränität und Sicherheit verteidige, fügte er hinzu. Doch das Recht auf Selbstverteidigung müsse nicht nur "von der Pflicht begleitet werden, die Ursachen oder die Bedrohung von Konflikten zu minimieren". Außerdem gebe es die Pflicht, "die militärischen Fähigkeiten auf das zu beschränken, was für die Sicherheit und die legitime Verteidigung unbedingt erforderlich ist".

Opferzahl wohl weitaus höher

Der am Montag veröffentlichte Streubomben-Monitor 2025 hatte gezeigt, dass 2024 weltweit mindestens 314 Menschen durch Streumunition getötet oder verletzt wurden. Im Jahr zuvor waren es 219. Hauptgrund für den Anstieg sei der anhaltende Ukrainekrieg, aber auch in Myanmar, Russland und Syrien würden Streubomben eingesetzt. Die tatsächliche Opferzahl dürfte laut dem Bericht aber weitaus höher liegen.

Dem Übereinkommen zum Verbot von Streumunition hatten sich bis August 2025 insgesamt 123 Staaten angeschlossen. "Streubomben können nicht gezielt eingesetzt werden und treffen immer zum überwiegenden Prozentsatz die Zivilbevölkerung", kritisierte Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nach Einschätzung der Organisation, die den Streubomben-Monitor mitverfasst, verletzt der Einsatz von Streumunition das Völkerrecht.

Streubomben – die verkannte Gefahr

Streubomben – auch als Streumunition bekannt – werden weltweit seit Jahrzehnten eingesetzt, erstmals während des Zweiten Weltkriegs. Damals noch als Schmetterlingsbombe bezeichnet, setzte die deutsche Luftwaffe beispielsweise die Munition beim Bombardement der englischen Städte Ipswich und Grimsby ein. Laut Handicap International kamen Streubomben seitdem in mindestens 39 Ländern und fünf Regionen zum Einsatz.

Deutschland ist Vertragspartner einer als "Streubomben-Konvention" bezeichneten völkerrechtlichen Übereinkunft zum Verbot des Einsatzes, der Herstellung und Lieferung solcher Waffen / © Anas Alkharboutli (dpa)
Deutschland ist Vertragspartner einer als "Streubomben-Konvention" bezeichneten völkerrechtlichen Übereinkunft zum Verbot des Einsatzes, der Herstellung und Lieferung solcher Waffen / © Anas Alkharboutli ( dpa )
Quelle:
KNA