Urteil gegen Ex-Vatikanbank-Chef ist endgültig

Mehr als acht Jahre Haft

Das Urteil gegen den ehemaligen Chef der Vatikanbank IOR, Angelo Caloia, und dessen Rechtsberater Gabriele Liuzzo ist vom vatikanischen Berufungsgericht weitgehend bestätigt worden. Für Aufsehen hatten die hohen Strafen gesorgt.

Blick auf die Vatikanbank / © ElenaBoronina (shutterstock)
Blick auf die Vatikanbank / © ElenaBoronina ( shutterstock )

In einem Fall schwerer Veruntreuung wird der ehemalige IOR-Leiter jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen, wie der Vatikan am Freitag mitteilte. Weiter stellte das Gericht die Verjährung einiger Fälle fest; die können somit den beiden Angeklagten nicht mehr zur Last gelegt werden.

Wegen Geldwäsche und Unterschlagung verurteilt

Caloia und Liuzzo waren Anfang 2021 wegen Geldwäsche und Unterschlagung verurteilt worden. In dem vorangegangenen fast dreijährigen Strafprozess ging es um Immobilienverkäufe zwischen 2002 und 2007, durch die der Vatikanbank IOR Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden war.

Angelo Caloia / © Osservatore Romano (KNA)
Angelo Caloia / © Osservatore Romano ( KNA )

Das Gericht befand die Angeklagten für schuldig, Immobilien des IOR und einer von der Vatikanbank kontrollierten Gesellschaft unter Marktwert verkauft und sich dabei um rund 59 Millionen Euro bereichert zu haben. Liuzzos Sohn Lamberto half demnach, einen Teil der Gelder über Schweizer Konten zu waschen.

Prozess durch interne Ermittlungen gestartet

Das Urteil gegen Lamberto Liuzzo, fünf Jahre und zwei Monate Haft sowie 8.000 Euro Geldstrafe, bestätigte das Gericht. Die ursprünglichen Freiheitsstrafen von acht Jahren und elf Monaten für Caloia und seinen Berater setzten die Richter nun auf acht Jahre und sechs Monate herab. Die Geldstrafen von je 12.500 Euro aus dem erstinstanzlichen Urteil bestätigte das Berufungsgericht, ebenso das Einziehen der beschlagnahmten Gelder von den Konten der Beschuldigten sowie die Schadensersatzforderungen. Das Urteil kann nicht mehr angefochten werden.

Mit der ursprünglichen Verurteilung Caloias wurde im Vatikanstaat erstmals überhaupt eine Spitzenfigur wegen Finanzdelikten schuldig gesprochen. Für Aufsehen sorgten die drastischen Strafen sowie die Tatsache, dass der Prozess durch interne Ermittlungen in Gang kam und nicht erst durch Druck von Medien.

Vatikanbank

Als "Vatikanbank" wird landläufig das "Institut für die religiösen Werke" (Istituto per le Opere di Religione, IOR) bezeichnet. Das IOR ist jedoch nur im eingeschränkten Sinne eine Bank. Einige bankentypische Dienstleistungen wie die Vergabe von Krediten bietet es nicht an. Hauptzweck des 1942 gegründeten Instituts ist laut Statuten die Verwaltung von Kapital, dessen Erträge "für Werke der Kirche und für christliche Wohltätigkeit in allen Teilen der Welt bestimmt sind".

Hauptsitz der Vatikanbank  / © Romano Siciliani (KNA)
Hauptsitz der Vatikanbank / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA