UN appelliert an den Westen - Tausende Kinder suchen ihre Eltern

187 Millionen Dollar für Birma

Seit dem Wochenende können Hilfsflüge wieder Birma erreichen. Allerdings komt die Hilfe bei den Opfern des Wirbelsturms nur sehr langsam an. Die Militärregierung will weiterhin die meisten ausländischen Helfer nicht ins Land lassen. Einem Team der Johanniter ist jedoch die Einreise nach Birma gelungen. Unterdessen haben die Vereinten Nationen an die Regierungen appelliert, für die Nothilfe 187 Millionen US-Dollar bereitzustellen.

 (DR)

Mit dem Geld sollten für ein halbes Jahr Lebensmittel, Medizin und Unterkünfte für die Opfer beschafft werden, bestätigte das UN-Büro zur Koordinierung humanitäre Hilfe am Samstag in Genf dem epd. Die UN wolle die Summe an zehn UN-Hilfsorganisationen und neun humanitäre Privatorganisationen weiterleiten.

Der UN-Untergeneralsekretär und UN-Nothilfekoordinator, John Holmes, betonte, das ganze Ausmaß der Katastrophe sei noch nicht absehbar. Bis zu 1,9 Millionen Menschen könnten von Nargis betroffen sein. Er sagte, die Zahl der Todesopfer liege wahrscheinlich bei 100.000. Weit mehr als eine Million Menschen seien obdachlos.

Holmes forderte die Regierung Birmas auf, enger mit den UN und den internationalen Hilfsorganisationen zu kooperieren. Nach UN-Angaben verweigert die Militärregierung Birmas weiterhin Visa für Hilfsexperten und behindert die Auslieferung von Hilfsgütern. Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte seine Nahrungslieferungen kurzzeitig ausgesetzt, nachdem die Junta WFP-Lebensmittel beschlagnahmt hatte. Die Hilfslieferungen an Birma wurden am Samstag aber wieder aufgenommen.


UNICEF: Situation wird immer schwieriger
Die Weltgesundheitsorganisation hatte am Samstag vor dem Ausbruch von Krankheiten gewarnt. Chronischer Durchfall und Erkrankungen wie Malaria und Denguefieber bedrohten die Bevölkerung.

Knapp eine Woche nach dem verheerenden Zyklon wird die Situation der Kinder in Birma nach Einschätzung des Kinderhilfswerks Unicef immer schwieriger. Tausende Kinder hätten ihre Eltern verloren oder seien von ihnen getrennt worden, erklärte Unicef am Samstag in Köln. Allein in der Ortschaft Myaing Mya seien schätzungsweise 2.000 unbegleitete Kinder zusammen mit 15.000 Obdachlosen aus der völlig zerstörten Stadt Laputta in Notunterkünften untergebracht. Unicef verhandele mit den lokalen Behörden, um so rasch wie möglich spezielle Kinderzonen in den Lagern einzurichten. In zwei Lagern in Hlaing Thar Yar nähmen am Samstag die ersten zwei Kinderzonen für 700 Kinder ihre Arbeit auf.

Unterdessen versicherten mehrere deutsche Hilfsorganisationen, dass die Junta in Birma keinen Zugriff auf Spenden für die Opfer des Zyklons habe. «Wir wickeln alle Zahlungen nur über unsere Partner in Birma ab», sagte Caritas-Sprecher Achim Reinke der «Berliner Zeitung» (Samstag). Ulrike Felsenstein von der Diakonie-Katastrophenhilfe betonte in demselben Blatt, Geld fließe erst, nachdem die lokalen Helfer konkrete Anträge gestellt hätten. Spendengelder würden ohnehin nur an Nichtregierungsorganisationen überwiesen. Die Diakonie-Katastrophenhilfe habe am Freitag einen deutschen Experten nach Rangun entsenden können, der die Zusammenarbeit mit der birmanischen Partnerorganisation «Freda» koordinieren solle. Dagegen warte die Caritas noch immer auf Einreisevisa für ihre Mitarbeiter.

Der Malteser-Hilfsdienst will nach Angaben der «Berliner Zeitung» am Sonntag ein medizinisches Team nach Labutta im Irrawaddy-Delta zu entsenden, um dort ein Gesundheitszentrum aufzubauen.