Ukrainische Kirche trennt sich vom Moskauer Patriarchat

Landeskonzil erklärt Unabhängigkeit

Russlands Krieg gegen die Ukraine führt zu einer Spaltung der russisch-orthodoxen Kirche. Ihr ukrainischer Zweig beschloss am Freitag in Kiew seine völlige Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat.

Ukrainische Kirche trennt sich vom Moskauer Patriarchat / © Allatrust (shutterstock)
Ukrainische Kirche trennt sich vom Moskauer Patriarchat / © Allatrust ( shutterstock )

Nach einem Landeskonzil, an dem Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien teilnahmen, erklärte die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats am Abend: "Wir teilen nicht die Position des Patriarchen von Moskau und ganz Russland Kyrill zum Krieg in der Ukraine."

Schwerer Schlag für Russlands Kirche

Das Konzil habe Änderungen des Kirchenstatuts angenommen, "die die volle Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche bescheinigen". Weitere Einzelheiten zu der Loslösung vom Moskauer Patriarchat wurden zunächst nicht bekannt. Für Russlands Kirche wäre der Verlust ihres ukrainischen Zweigs mit Millionen Gläubigen und Geistlichen ein schwerer Schlag.

Im Gegensatz zu Kyrill I. verurteilte das ukrainische Landeskonzil Russlands Angriffskrieg als Verstoß gegen das Gebot "Du sollst nicht töten!". Die Versammlung sprach allen Menschen, die unter dem Krieg litten, ihr Beileid aus. Die Regierungen der Ukraine und Russlands sollten den Verhandlungsprozess fortsetzen und das "Blutvergießen" beenden.

Regina Elsner

"Die ukrainische Orthodoxie befreit sich damit von der toxischen Wirkung Moskaus, auch wenn der Weg bis zum Religionsfrieden in der Ukraine erst anfängt."

Die Theologin und Osteuropaexpertin Regina Elsner nannte den Konzilsbeschluss "beeindruckend". "Die ukrainische Orthodoxie befreit sich damit von der toxischen Wirkung Moskaus, auch wenn der Weg bis zum Religionsfrieden in der Ukraine erst anfängt", sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) "Orthodoxen Kirche der Ukraine".

Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny (KNA)
Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny ( KNA )

Forderung eines "internationalen Kirchentribunals"

Die Unterstützung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. für Russlands Einmarsch in der Ukraine sorgt auch im ukrainischen Zweig seiner Kirche seit Monaten für Empörung. In der ukrainischen Kirche forderten immer mehr eine Trennung vom Moskauer Patriarchat. In 21 der 53 Diözesen stellten die örtlichen Bischöfe ihren Pfarreien frei, Kyrill I. in der Liturgie nicht mehr zu gedenken, was als schwere Sanktion gilt. Mehr als 400 Priester forderten ein "internationales Kirchentribunal" gegen Kyrill I., weil er den Krieg gegen die Ukraine gesegnet habe.

Schon bisher wählte die Moskau unterstehende ukrainische Kirche ihr Oberhaupt und ihre Bischöfe selbst. Ihre bisherige Autonomie umfasste auch die Finanzen.

Rund 60 Prozent der etwa 41 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) Orthodoxen Kirche der Ukraine. Die moskautreue Kirche zählt in der Ukraine mit rund 12.000 Pfarreien zwar deutlich mehr als jede andere Konfession. Aber in Umfragen bekannten sich die meisten Bürger zur neuen, unabhängigen orthodoxen Kirche. Zu ihr sollen in den vergangenen drei Monaten etwa 400 ehemalige Gemeinden des Moskauer Patriarchats gewechselt sein. Nach eigenen Angaben zählt sie nun etwa 7.600 Pfarreien.

Quelle:
KNA
Mehr zum Thema