DOMRADIO.DE: Für alle, die es noch nicht kennen: Was ist die Aussendung des Altenberger Lichts und was bewegt dich an dieser Veranstaltung?
Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln): Das Altenberger Licht hat eine lange Tradition, wir feiern in diesem Jahr zum 75. Mal. 1950 war die erste Aussendung des Altenberger Lichts, damals ein Impuls von jungen Menschen. Altenberg hat in seiner Geschichte mit dem Haus Altenberg und dem Altenberger Dom immer schon eine große Rolle in der Jugendseelsorge gespielt.
Diese jungen Menschen haben 1950 nach dem Krieg gesagt: Wo soll denn der Frieden in Europa herkommen, wenn nicht von einer neuen Generation? Da ist es wahrscheinlich sehr wichtig gewesen, dass es ausgerechnet deutsche Jugendliche waren, die gerade mal fünf Jahre vorher noch im Krieg mit ganz Europa und der Welt lagen. Die haben gesagt: Wir wollen ein Zeichen der Versöhnung aussenden. Sicherlich auch eine Bitte der Vergebung, aber vor allem ein Zeichen des neu aufbrechenden Friedens an die beiden Länder, die besonders unter dem Krieg gelitten haben, nach Frankreich und nach Polen.
Man hat eine Lichtstaffette gemacht, eine Art Staffellauf mit dem Altenberger Licht und das Licht an diese beiden Grenzen gebracht, wo es dann von französischen und polnischen Jugendgruppen übernommen und weitergegeben wurde. Seitdem ist es eine große Tradition, jedes Jahr am 1. Mai dieses Altenberger Licht als ein Zeichen der Hoffnung, des Friedens und der Versöhnung unter den Völkern auszusenden. Auch nach 75 Jahren ist es - das wissen wir, wenn wir auf die Welt schauen - nach wie vor nötig, diese Zeichen zu setzen.
DOMRADIO.DE: Die Veranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Du bist heilig", in Anlehnung an den Brief des Apostels Paulus an die Kolosser. Warum habt ihr dieses Motto für die jungen Menschen ausgesucht?
Schwaderlapp: In der Vorbereitung des Altenberger Lichts gibt es immer eine Gruppe von jungen Menschen. Der sogenannte Initiativkreis des Altenberger Lichts besteht aus ungefähr 14 jungen Erwachsene. Wir treffen wir uns im November in Altenberg und überlegen, was das Motto für das kommende Jahr sein könnte.
Das ist nicht immer ganz einfach, weil es dann noch ein halbes Jahr hin ist. Wir überlegen uns in welche Situation, in welche Krise hinein wir ein besonderes Zeichen des Friedens und der Versöhnung senden wollen. Nach den vielen Durchhaltezeichen der letzten Jahre, auch durch Corona, war es uns wichtig, dieses Jahr den Gedanken zu stärken: Wir müssen es gar nicht erfinden. Wir müssen auch gar nicht alles aus uns selbst heraus schaffen, sondern im Glauben sind wir getragen von dem Bewusstsein, dass wir Gott heilig sind.
Er hat ein Augenmerk auf uns gelegt und will uns zu Werkzeugen seines Friedens in dieser Welt machen. Genau das drückt diese Botschaft aus: Du bist heilig, damit die Welt heiliger und heiler wird.
DOMRADIO.DE: Der Tod von Papst Franziskus hat am Ostermontag viele Dinge im kirchlichen Kontext durcheinandergebracht. Ändert sich auch bei euch etwas im Programm?
Schwaderlapp: Ich glaube, im Programm müssen wir nichts ändern. Wir werden natürlich für den Papst beten, der ein besonderer Zeuge der Hoffnung und des Lichts war. Es ist rührend, dass wir im Moment das Heilige Jahr feiern, das unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" steht.
Dass dieser Pilger der Hoffnung uns in der Osterzeit vorangegangen ist, in die Arme des Vaters, ist ein schönes Zeichen. Zeitlebens hat er aus dem Bewusstsein gelebt, dass wir Gott heilig sind, dass wir Gottes geliebte Kinder sind. Egal, wie wir sind. Jeder Mensch ist erst mal Gott heilig. Daraus ergibt sich auch ein Sozialprogramm, ein Friedensprogramm, um zu wirken zur Heilung der Welt.
DOMRADIO.DE: Das Programm geht schon am Dienstagnachmittag los. Was passiert da genau?
Schwaderlapp: Traditionell ist das Opening gegen 19.30 Uhr, das bunte Abendprogramm wird eröffnet. Aber zuerst kommen die Gruppen von Jugendlichen an, schlagen ihre Zelte auf dem Gelände von Haus Altenberg auf oder beziehen die Gruppenräume, in denen sie übernachten. Dann wird auf dem Gelände gegrillt oder gepicknickt. Parallel gibt es schon Angebote, um sich zu unterhalten und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es wird niederschwellige Angebote geben, um sich in einem ersten Anlauf dem Motto zu nähern.
Danach zieht sich der Abend bis ca. 22.30 Uhr, und es geht hinüber in den Dom. Um 23 Uhr ist im Altenberger Dom die Vigil mit der feierlichen Entzündung des Altenbergers Lichts. Das ist lohnenswert anzugucken und noch schöner vorbeizukommen. Der Dom ist schön illuminiert.
Die Entzündung des Altenberger Lichts ist ein sehr feierlicher Moment, in den wir viel Liebe investiert haben, damit dieses Licht auch emotional überspringt auf uns, die wir zusammen feiern und beten. Damit wir "on fire" sind im wahrsten Sinne, um hinauszugehen und zu brennen in der Welt.
DOMRADIO.DE: Auf welchen Moment freust Du Dich am meisten?
Schwaderlapp: Die Entzündung des Lichts ist etwas wirklich Besonderes. Wer die Osternacht gefeiert hat, weiß, wie besonders es ist, in der Osternacht im Dunkeln, im Feuer, das Licht zu entzünden. Das Altenberger Licht ist die Osterkerze, die in dieser Form weitergereicht wird. Das wird sicherlich sehr feierlich. Außerdem sind die Fürbitten ein sehr intensiver Moment.
Die Nacht öffnet andere Räume der Sehnsucht, aber auch der Sorgen in uns. Das weiß jeder, der schon mal nachts nicht einschlafen konnte. In der Vigil, wenn man zur Ruhe gekommen ist und sich Gedanken gemacht hat, hat man die Gelegenheit, diese Bitten in einem schönen Gestus vor Gott zu bringen. Sie jemandem anzuvertrauen, von dem ich weiß, dass ich ihm nicht egal bin, der mich gernhat, der diese Welt liebt. Auch der Moment in der Aussendungsfeier am 1. Mai, wenn der Initiativkreis sich um die Fackel des Altenberger Lichts mit Pechfackeln versammelt, das ist immer sehr schön.
Das Interview führte Lara Burghardt.