Belgrad verurteilt Verhaftung von Klerikern in Montenegro

"Tief besorgt"

In Montenegro sind ein orthodoxer Bischof und sieben Priester wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das coronabedingte Versammlungsverbot verhaftet worden. Die Beschuldigten hatten mit mehreren Teilnehmern eine Messe mit einer Prozession gefeiert.

Mann in Handschellen / © CC7 (shutterstock)

Die Verhaftungen in Montenegro führt zu Spannungen mit Serbien. Der Präsident des Nachbarlands Serbien, Aleksandar Vucic, und der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. verlangten am Mittwoch die Freilassung der Geistlichen in "kürzester Zeit". Beide äußerten sich in einer gemeinsamen Erklärung "tief besorgt" darüber, dass die Justiz in Montenegros zweitgrößter Stadt Niksic 72 Stunden Haft für den serbisch-orthodoxen Ortsbischof Joanikije und die Priester anordnete.

An der Prozession nahm große Menschenmenge teil

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt sie, am Dienstag mit einer Prozession durch die Straßen der Stadt und einen Gottesdienst in der Kathedrale die strengen Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie missachtet zu haben.

An der Prozession und Messe zu Ehren des Heiligen Basilius von Ostrog hatte sich eine große Menschenmenge beteiligt. In Montenegro sind wegen der Pandemie sowohl Versammlungen als auch religiöse Feiern verboten. Verstöße können als Straftat geahndet werden.

Mehr als 300 Menschen in Montenegro infiziert

Im Adria- und Balkanland Montenegro waren bis Mittwoch 324 Menschen nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Bislang wurden neun Tote gemeldet. In den letzten sechs Tagen wurden keine Neuansteckungen verzeichnet.

Die serbisch-orthodoxe Kirche spielt die Gefahren der Pandemie herunter. Etliche ihrer Führer behaupten, dass Gebete und Gottesdienste der "beste Impfstoff" gegen die potenziell tödliche Lungenkrankheit seien. Außerdem praktiziert sie unhygienische Rituale. Bei der "Löffelkommunion" empfangen die Gläubigen die Kommunion vom selben Essbesteck, das herumgereicht wird. 

Spannungen zwischen Regierung und orthodoxer Kirche

In dem seit 2006 unabhängigen Montenegro bestehen zudem starke Spannungen zwischen der prowestlichen Regierung und der aus Belgrad gesteuerten serbisch-orthodoxen Kirche. Präsident Milo Djukanovic hatte den Konflikt Ende des Vorjahres mit einem neuen Kirchengesetz zusätzlich angeheizt. Dieses droht der serbisch-orthodoxen Kirche mit der Enteignung ihrer Kultstätten und Güter. Damals hatten Hunderttausende dagegen protestiert.


Quelle:
KNA , dpa