Theologin Sattler fordert mehr "sichtbare Einheit"

Nicht auf "paradiesische Zeiten" warten

Die Theologin Dorothee Sattler hat mehr "sichtbare Einheit" unter den Kirchen gefordert. "Es reicht nicht nur ein Leben in versöhnter Verschiedenheit", sagte sie am Donnerstag auf einem Podium beim Katholikentag in Stuttgart.

Symbolbild Ökumene / © Katharina Ebel (KNA)
Symbolbild Ökumene / © Katharina Ebel ( KNA )
Dorothea Sattler / © Lars Berg (KNA)
Dorothea Sattler / © Lars Berg ( KNA )

Sattler als katholische Theologin appellierte an die Christen, jetzt schon miteinander zu leben, was möglich sei, und nicht nur auf "paradiesische Zeiten" zu warten.

Die Münsteraner Professorin für ökumenische Theologie rief dazu auf, gemeinsam Antworten auf existenziellen Fragen finden: "Lasst uns unsere Fragen, Sehnsüchte und Nöte miteinander teilen und auf dem Evangelium heraus gemeinsam nach Wegen suchen." Die Kirchen trenne derzeit noch unter anderem die institutionelle Gestalt "und die Antwort auf die Frage, ob Frauen in alle Ämter berufen sind."

Ökumene hängt von Personen ab

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige / © Dominik Wolf (KNA)
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige / © Dominik Wolf ( KNA )

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sagte: "Ökumene hängt immer auch von Personen ab. Wer es will, kann auch andere überzeugen." Zudem spiele der gesellschaftliche Kontext eine Rolle. "Ökumenische Kooperation funktioniert immer dort besonders gut, wo die Kirchen gleich stark sind oder dort, wo die Kirchen gemeinsam in der Minderheit sind, wie etwa in Ostdeutschland." Zugleich mahnte er: "Die Gläubigen müssen sich auch wechselseitig füreinander öffnen und nicht selbstgenügsam sein."

An einem Bündeln von Ressourcen führt nach Ansicht von Bettina Limperg, Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt, kein Weg vorbei. "Wir haben alle miteinander einen Mangel an Nachwuchs. Und wir haben auch dieselben Probleme mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen. Auch da könnten wir besser und mehr Antworten miteinander suchen - denn die Menschen wollen Antworten."

Kein Fortschritt beim gemeinsamen Abendmahl

Ausdrücklich bedauerte Limperg, dass beim diesem Katholikentag keine großen Fortschritte beim Thema eines gemeinsamen Abendmahl zu sehen seien. "Das ist eine der letzten großen Fragen, die uns trennt. Und es ist nicht mehr gut begründbar, dass wir dieses Innerste nicht miteinander feiern können."

Der Bischof der griechisch-orthoxen Metropolie von Deutschland, Emmanuel Sfiatkos, betonte: "Unsere Ressource sind die Gemeinsamkeiten. Das vergessen wir manchmal, ist mein Eindruck." Der Blick sei zu oft auf die Unterschiede fixiert. Ökumene bedeute, "Vertrauen haben, mutig sein und auf Gottes Stimme hören". Er warb um Geduld für die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Kirchen in der Ökumene.

Jochen Wagner, Freikirchenreferent der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), sagte: "Gerade angesichts der Situation in unserem Land stünde uns als Kirchen Demut gut zu Gesicht." Er selbst habe in der Ökumene "Demut gelernt, nicht immer das eigene für das Beste zu halten."

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )

 

Quelle:
KNA