Christliche Umweltschützer reagieren enttäuscht auf die Ankündigung von Aachens Bischof Helmut Dieser, eine vom Braunkohletagebau bedrohte Kirche im Dorf Keyenberg nun doch entwidmen zu lassen. "Viele Katholik*innen warten auf ein klares Bekenntnis der Amtskirche zur Bewahrung der Schöpfung", erklärte Theologin Cornelia Senne von "Die Kirche(n) im Dorf lassen" an diesem Mittwoch. "Das Vorgehen des Bistums Aachen ist jedoch das Gegenteil eines Beitrags zum Klimaschutz."
Abriss ist "sittenwidrig"
Dieser fordere "in einem Atemzug die Reduktion der CO2-Emissionen und räumt gleichzeitig ein Hindernis für die größte europäische CO2-Schleuder aus dem Weg", kritisierte die Initiative. Einen Abriss der Keyenberger Kirche bezeichnete sie als sittenwidrig.
Eigentliche Entscheidung erst 2026
Keyenberg liegt in der Nähe des Tagebaus Garzweiler vom Energiekonzern RWE. Die Ortschaft sollte wie bereits andere Dörfer in der Region dem Braunkohleabbau weichen; ein Teil wurde bereits umgesiedelt. Vergangen März verschaffte die nordrhein-westfälische Landesregierung Keyenberg und anderen Orten per Leitentscheidung jedoch mehr Zeit. Nun wird erst 2026 darüber entschieden, ob die Dörfer für den Tagebau abgerissen werden.
Pfarrei ist vertraglich gebunden
Die Gemeinde Christkönig in Erkelenz, zu der die Gemeinde in Keyenberg gehört, hatte das Kirchengebäude zuvor bereits an RWE verkauft und baut derzeit eine neue Kirche in der umgesiedelten Ortschaft. Ende Januar stimmte Dieser der Entwidmung der alten Kirche nicht zu und begründete dies mit einem möglichen Erhalt der Dörfer. Nun verweist der Bischof darauf, dass die Gemeinde sich bereits seit vielen Jahren auf die Umsiedlung vorbereite. Die Pfarrei sei vertraglich gebunden, die Kirche entwidmet an RWE zu übergeben.
Entscheidung aus Respekt
"Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen", erklärte der Bischof. Er habe sie auch aus Respekt vor den stark belasteten Ehrenamtlichen vor Ort getroffen. Das Bistum wolle sich weiter für das erhaltenswerte Kirchengebäude in Keyenberg einsetzen, verbleibende Anwohner im alten Ort unterstützen und Dialoginitiativen starten. Mit Blick auf die Leitentscheidung appellierte Dieser an die Landesregierung, die "Hängepartie" zu beenden und schneller für Klarheit zu sorgen.