Theologin Knop fordert Geschlechtergerechtigkeit in Kirche

"Kein Luxus westlicher Gesellschaften"

Die Benachteiligung von Frauen in der katholischen Kirche ist laut der Theologin Julia Knop zu einem weltweiten Ärgernis geworden. Von der Kirche werde zunehmend Geschlechtergerechtigkeit erwartet, sagte Knop auf einer Tagung.

Junge Frauen, die ihren Kopf mit weißen Tüchern vor der Sonne schützen, beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Junge Frauen, die ihren Kopf mit weißen Tüchern vor der Sonne schützen, beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche und Gesellschaft einzutreten ist kein Luxus westlicher Gesellschaften, kein Neo-Kolonialismus gegenüber Kulturen, denen die Gleichstellung der Frau nicht zugemutet werden dürfte", erklärte die Theologin am Montag zum Auftakt einer internationalen Tagung unter dem Titel "Gottes starke Töchter" in Leipzig.

Die Rückmeldungen zur Weltsynode seien eindeutig: Katholikinnen und Katholiken auf der ganzen Welt erwarteten von der Kirche Geschlechtergerechtigkeit.

Julia Knop / © Julia Steinbrecht (KNA)
Julia Knop / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Die römisch-katholische Antwort auf die Frauenfrage überzeugt nicht nur nicht mehr. Sie treibt Frauen aus der Kirche - und zwar weltweit", betonte die in Erfurt lehrende Dogmatik-Professorin. Die kirchlichen Beharrungskräfte seien immens. "Auch im 21. Jahrhundert noch sind Frauen von wesentlichen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. In der Pastoral treffen sie auf große Widerstände. Viele machen Gewalterfahrungen. Ihre Berufungen werden nicht anerkannt. Leitungsämter werden ihnen verwehrt. Einzig und allein, weil sie Frauen sind."

"Beharrungskräfte sind sehr stark"

"Für Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft einzutreten, bedeutet, für ein humanes Gut einzutreten, wo immer es gefährdet ist", betonte Knop. "Es bedeutet, die gottgeschenkte Würde aller Menschen zu verteidigen. Auch innerhalb der eigenen religiösen Tradition. Auch gegenüber religiösen Autoritäten."

Die Theologin Ute Leimgruber ermutigte, nicht müde zu werden, die fehlende Geschlechtergerechtigkeit zu thematisieren und für die Überwindung einzutreten. Auch sie betonte, dass die Beharrungskräfte in der katholischen Kirche sehr stark seien. "Aber Theologinnen aus aller Welt setzen den Diskriminierungen und ihrer Marginalisierung ihre Theologien, Visionen und Charismen entgegen und befreien sich damit in gewisser Weise selbst", sagte die an der Universität Regensburg lehrende Professorin für Pastoraltheologie.

Die Hybrid-Tagung mit rund 500 Teilnehmenden weltweit wird von der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen organisiert und findet bis Dienstag statt.

Kirchen und Frauenordination

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

 V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch (epd)
V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA