Theologen an Unis kritisieren Missbrauchsaufarbeitung

"Systemische Ignoranz"

Die Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, Johanna Rahner, sieht eine "systemische Ignoranz" ihrer Kirche bei der Aufarbeitung des Skandals um sexuellen Missbrauch. Sie sieht ferner ein "moralisches Debakel".

Studenten in einer Vorlesung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Studenten in einer Vorlesung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Bei der online-Jahresversammlung stellte Rahner die Frage, ob sich die wissenschaftliche Theologie damit abfinden wolle, dass ihre Forschungsergebnisse vom kirchlichen Lehramt nicht berücksichtigt würden.

Johanna Rahner (Universität Tübingen)

Die Tübinger Theologieprofessorin sprach mit Blick auf das vor einer Woche veröffentlichte Münchner Missbrauchsgutachten von einem "weiteren Ansehens- und Vertrauensverlust" der katholischen Kirche.

"Moralisches Debakel" des Missbrauchs

Eine Folge davon sei, dass "uns die Studierenden davonlaufen". Beim "moralischen Debakel" des Missbrauchs gehe es auch um die Frage der Perspektive wissenschaftlicher Theologie.

Fast einstimmig beschloss die Professorenschaft die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die sich in die Vorbereitung der Weltbischofssynode einbringen soll. Rahner berichtete von einer informellen Einladung der Deutschen Bischofskonferenz zur Mitwirkung. Die Theologen befassten sich bei ihrer Tagung ferner mit zwei Papieren.

Unterstützung der unterstützen Initiative OutInChurch

In einem fordern die Wissenschaftler schnelle und konkrete Konsequenzen aus dem Missbrauchsgutachten. In dem anderen unterstützen sie die Initiative OutInChurch, bei der sich mehr als 100 Menschen zu ihrer sexuellen Orientierung äußern - etwa als lesbisch, bisexuell, schwul, transident oder nicht-binär.

Der Studienteil der Tagung befasste sich mit "Medien - Theologie und Kirche". Es ging um die Frage, ob und wie wissenschaftliche Theologie öffentlich mehr wahrgenommen werden kann. Dabei wurden "tiefe Gräben" zwischen Medienschaffenden und Professorenschaft deutlich, wie es Teilnehmer formulierten. Unklar blieb in der Debatte, ob sich die Gräben zuschütten lassen. Die zweitägige Veranstaltung endete am Freitag.

Quelle:
KNA