Theologin Rahner neue Chefin des Fakultätentages

Weibliche Besetzung

Die Dogmatikprofessorin Johanna Rahner ist neue Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages. Sie folgt damit auf den Kirchenhistoriker Joachim Schmiedl aus Vallendar. Die Amtszeit beträgt drei Jahre.

Prof. Johanna Rahner / © Friedhelm Albrecht (Universität Tübingen)

Die Theologin Johanna Rahner (57) ist nach der inzwischen verstorbenen Mainzer Kirchenrechtlerin Ilona Riedel-Spangenberger die zweite Frau überhaupt an der Spitze der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen (KThF). Das Gremium ist der Zusammenschluss der 18 Fakultäten und 35 Institute für Katholische Theologie an staatlichen und privaten Universitäten in der Bundesrepublik.

Rahner wurde am Wochenende bei der Vollversammlung in Stuttgart zur neuen Vorsitzenden des Katholisch-Theologischen Fakultätentages gewählt. 

Tagung befasste sich mit Normen für Universitäten 

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Umsetzung der Apostolischen Konstitution Veritatis Gaudium von Papst Franziskus aus 2017. Das Schreiben regelt weltweit Normen für Universitäten und Fakultäten. Weil die Situation in der Bundesrepublik mit wissenschaftlichen Fakultäten an staatlichen Universitäten in dieser Form einmalig ist, verhandeln derzeit die deutschen Bischöfe mit der vatikanischen Bildungskongregation über die praktischen Konsequenzen des Papiers.

Federführend ist dabei auf deutscher Seite die vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki geleitete Bildungskommission der Bischofskonferenz. Sie hat eine Arbeitsgruppe gebildet, in der auch der KThF vertreten ist.

Ein Beispiel für offene Fragen ist, dass bislang lediglich bei der ersten Berufung für eine Professur auf Lebenszeit das Nihil obstat ("Nichts steht entgegen"), eine Art kirchlicher Unbedenklichkeitserklärung, eingeholt werden musste. Laut römischer Vorgabe müsste die Zustimmung künftig bei jedem Wechsel eines Professors erneut eingeholt werden. Dies gilt nach allgemeiner Auffassung in Deutschland als unnötig.

Rückgang der Theologie-Studenten  

Weiteres Thema der Vollversammlung waren die jüngsten Entwicklungen an Hochschulen. Beispiele dafür sind das neue Institut für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität (HU) und die Übergabe der Trägerschaft der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Augustin von den Steyler Missionaren ans Erzbistum Köln.

Rahner nannte es im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ein Problem, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Theologie-Studenten kontinuierlich zurückgegangen sei. Dies betreffe nicht nur das künftige Personal für die Kirche. Auch weltweit tätige Firmen und Institutionen könnten von interreligiöser und interkultureller Kompetenz der Theologen profitieren. Zudem will Rahner die Rolle von Frauen in der Theologie stärken. Ein Grund für den Rückgang der Studentenzahlen sieht sie im Image der katholischen Kirche, das durch den Skandal sexuellen Missbrauchs stark gelitten habe.

Rahner studierte in Freiburg, wo sie den Doktortitel erwarb. Sie habilitierte sich in Münster. Nach Lehrstuhlvertretungen war sie Professorin in Bamberg und Kassel, bevor sie 2014 nach Tübingen wechselte. Seit 2019 ist die Mitherausgeberin der renommierten wissenschaftlich-theologischen Buchreihe "Quaestiones disputatae".

Von Michael Jacquemain


Quelle:
KNA