Theologe fordert deutsche Bischöfe zur Weihe verheirateter Männer auf

Feigheit vor Rom?

Der Theologe Ulrich Lüke bezeichnet den Priestermangel in Deutschland als schädlich für die Seelsorge. Er fordert die deutschen Bischöfe auf, mehr Mut zur Weihe von verheirateten Männern zu zeigen, und unterbreitet Vorschläge.

Priesteramtskandidaten liegen auf dem Boden bei einem Gottesdienst mit Priesterweihe / © Gregory A. Shemitz (KNA)
Priesteramtskandidaten liegen auf dem Boden bei einem Gottesdienst mit Priesterweihe / © Gregory A. Shemitz ( KNA )

Mut zur Weihe von verheirateten Männern fordert Ulrich Lüke von deutschen Bischöfen. In einem Kommentar im kirchlichen Internetportal "Kirche und Leben" schreibt der Theologe: "Was wäre, wenn zehn deutsche Bischöfe in ihrer Hirten-Sorge-Pflicht um die Eucharistie am Fest Peter und Paul des Jahres 2027 je fünf verheiratete, theologisch gut ausgebildete Männer zu Priestern weihen würden?"

Nach Kirchenrecht müsse der Weihekandidat ein getaufter Mann sein, erläutert Lüke. Was bedeute, dass die 50 verheirateten Priester dann "gültig, aber nicht erlaubt" geweiht würden. Er bezweifelt, dass "Rom" die zehn Bischöfe und die 50 verheirateten Priester ihrer Ämter entheben würde. Da man doch andererseits zum Katholizismus konvertierte verheiratete protestantische Pfarrer zu katholischen Priestern weihe, erkenne er hierzu schlicht keine theologische Begründung. "Diese Kirche blockiert sich selbst, wenn sie nicht den Mut zu unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten hat", schreibt der Theologe.

Mut - auch gegenüber Rom

Mut sei eine unabdingbare Fähigkeit von Schafhirten zum Schutz ihrer Herden. "Müssen die Hirten der Kirche und erst recht solche, die sich 'Oberhirten' nennen, nicht mehr mutig sein?", fragt Lüke und ergänzt: "Ist das, was wir bei den Bischöfen mit diesen immer neuen 'pastoralen Strukturanpassungen' erleben, doch eher als 'Feigheit vor dem Freund' in Rom zu beschreiben?" Mut - auch gegenüber Rom - wäre laut Lüke ein geeignetes Kriterium zur Auswahl neuer Bischöfe.

Die Weihe von verheirateten Männern sieht Lüke als eine Stellschraube, um auf von ihm identifizierte "Eucharistiefreie Zonen" zu reagieren. Denn die sinkende Priesterzahl gefährde die Seelsorge aktuell akut. Als weitere zu lösende Themen auf der kirchlichen Agenda sieht der Theologe den Diakonat und die Weihe der Frau.

Viri probati

Das lateinische "viri probati" (Einzahl: "vir probatus") bedeutet wörtlich "bewährte Männer". In der Diskussion um die Voraussetzungen für das Priesteramt in der katholischen Kirche steht dieser Ausdruck für die Überlegung, bewährte verheiratete Männer zur Weihe zuzulassen. Gegenwärtig gibt es diese Möglichkeit nicht. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde sie bei verschiedenen Synoden erörtert. Zuletzt ist im Vatikan die Amazonas-Synode mit einem Votum für die Zulassung verheirateter Priester in entlegenen Regionen zu Ende gegangen.

Priesterweihe / © Corinne Simon (KNA)
Priesterweihe / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
KNA